Während seine Mannen bereits den Feiermodus angeknipst hatten, stand FSV-Trainer Normann Wagner völlig ausgelaugt abseits der Meute. Nach kräfte- und vor allem nervenzehrenden 90 Minuten brauchte er erst einmal eine Auszeit. Ein Blick auf die Pulsuhr verriet es. Er, sonst recht ruhig, hatte immer noch 120 Schläge in der Minute zu verzeichnen. "Ich bin völlig platt", gestand er unumwunden ein. Und das hatte seine Gründe. Schließlich wähnte sich der ein oder andere Brucker nach dem 3:0 im Hinspiel schon auf der sicheren Seite. Doch diejenigen machten die Rechnung ohne den SC Feucht. Der lief überraschend offensiv auf: Mit quasi drei Stürmern wollte Trainer Klaus Mösle den Bruckern beikommen. Und das nicht unerfolgreich. Zumal die Abwehr nach der Hereinnahme von Routinier Christian Vitzethum erheblich sattelfester als noch am Mittwoch stand.
Daniel Arapoglu kam nicht wie zuletzt ins Spiel.
Andreas Bär
Die offensiv ausgerichteten Gastgeber profitierten dabei von einem frühen Bock der Erlanger. Anstatt eines langen - im Matchplan vorgesehenen - Chipballes bediente Manndecker Hayri Özdemir Oliver Seybold mit einem kurzen Ball. Den fälligen Freistoß zirkelte Matthias Heckenberger in den Strafraum, Michael Eckert stand goldrichtig und köpfte schon nach zwei Minuten ein. Für das Erlanger Spiel war der frühe Gegentreffer Gift. Die vornehmlich blutjunge FSV-Truppe bekam das große Flattern. Und Feucht, immer wieder angetrieben vom blendend aufgelegten Oscar Ortiz, suchte seine Möglichkeit, mit einem frühen zweiten Tor die Serie wieder offen zu gestalten. Und diese Chancen boten sich fast schon im Übermaß. Ortiz scheiterte am starken Keeper Axel Hofmann (12.), kurz später klärte der auch gegen Ammon, um schließlich spektakulär gegen Lincke zu entschärfen (15.). Und es ging weiter temporeich in Richtung Hofmannschem Kasten. Der Erlanger Youngster sah sich erbitterten und vor allem auch gut vorgetragenen Angriffen der Hausherren gegenüber. Doch einmal mehr stand er seinen Mann: Weder Eckert, noch Ortiz noch Heckenberger konnten ihn überwinden - mit einem knappen Rückstand gingen die Erlanger in die Pause. Und konnten sich dabei durchaus freuen. Wäre der Hinspielsieg egalisiert gewesen, hätte sich keiner beschweren dürfen. Doch es sollte noch dicker kommen.
Und erneut Oscar Ortiz: Er wehrte sich vehement gegen den Abstieg.
Andreas Bär
Und direkt nach Wiederanpfiff passierte den Bruckern das gleiche wie schon zu Spielbeginn. Die FSV-Hintermannschaft war bei einem Standard nicht hellwach. Erneut trat den der drittligaerfahrene Matthias Heckenberger. Und Carlos Ortiz, beileibe kein Kopfballungeheuer, wuchtete das Leder in allervorbildlichster Art und Weise im Stile eines Horst Hrubesch in die Maschen - Feucht stand Kopf, Erlangen bekam das große Zittern. Für Ruhe hätte Rafael Hinrichs sorgen können. Der Erlanger Routinier tauchte einige Minuten später alleine vor Andreas Sponsel auf, überlupfte ihn sehenswert: Sein Chip landete aber nur auf der Latte. Der Treffer wäre wohl das sichere Weiterkommen gewesen. So ging das große Zittern weiter. Die Erlanger schafften es kaum, einen Fuß auf den Boden zu bringen. Es galt, Schadensbegrenzung zu betreiben und kein drittes Gegentor zu kassieren. Auf das drängte Feucht in aller Vehemenz. Zehn Minuten vor dem Ende hatten die Gastgeber den dritten Jubelschrei dabei schon auf den Lippen. Der blank im Strafraum auftauchende Oscar Ortiz hatte die große Chance, verzog jedoch knapp. So dauerte das Erlanger Bibbern an. Als Schiedsrichter Johannes Hartmeier abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Mit einem mehr als schmeichelhaften 0:2 zogen die Brucker zurück in die Bayernliga ein. Am Ende war das Zustandekommen egal. Einzig das Resultat über 180 Minuten zählte. Und das sprach für die Blau-Weißen.
Frank Lincke im Duell mit Marco Napolitano.
Andreas Bär
Während die Brucker mit dem Sieg in den Feier- und den Sommerpausenmodus umstellen können, hoffen die Feuchter auf einen Sieg gegen die SpVgg Jahn Forchheim. Im Duell zweier alter Rivalen aus den 90er-Jahren wollen Klaus Mösle und Co. den Verbleib in der Bayernliga sichern. Vor dem Duell werden dabei viele Erinnerungen wach: Nicht wenige Kicker schnürten für beide Farben die Schuhe. Angefangen von Robert Ziegler, Zaungast beim 2:0-Sieg seines ehemaligen Clubs aus Feucht, über die beiden viel zu früh verstorbenen Bernd Brechelmacher und den am Spieltag zu Grabe getragenen Ludwig Preis bis hin zu Bundesligakicker Roberto Hilbert und den beiden Trainern Roland Seitz und Norbert Hofmann.
Spielbericht eingestellt am 04.06.2017 12:16 Uhr