„Wir haben zwar keine Chance, aber wollen sie nutzen“, könnte man die Stimmung im Neudrossenfelder Lager vor dem Hinspiel zur Bayernliga-relegation etwas floskelhaft beschreiben. Trainer Markus Taschner war klar, dass auf seine Mannschaft ein ganz anderes Kaliber als Seligenporten warten würde, die seine Mannschaft zweimal besiegen konnte. Denn die Halbergmooser waren nur deshalb in die Relegation gerutscht, weil sie eine verheerende Hinrunde in der Bayernliga Süd gespielt hatten. Nach dem Wechsel auf der Kommandobrücke hin zu Spielertrainer Matthias Stromeier, der selbst schon Champions League Qualifikation gespielt hatte, waren die Oberbayern eines der stärksten Teams der Rückrunde und schalteten in der ersten Runde Fortuna Regensburg mit einem 3:0-Heimsieg schier mühelos aus. Die Trauben hingen die Neudrossenfelder also ziemlich hoch, bei denen hinter den erkrankten Schelenz und Pauli ein dickes Fragezeichen stand - am Ende liefen sie von Beginn an mit auf.
Mikel Seiter (li.) lässt Christoph Mömkes gleich schelcht aussehen.
Hans Wunder
Die Gastgeber zeigten wenig Respekt vor den hochgelobten Münchner Vorstädtern und traten mit breiter Brust an. Die erste Gelegenheit hatte allerdings der Gast durch den leichtfüßigen und technisch beschlagenen Fabian Diranko, der Torwart Grüner mit einem Flachschuss prüfte. Allerdings bot die Dreierkette der Gäste jeden Menge Räume für die einheimischen Stürmer. Nach einem Angriff über links, der zunächst abgefangen wurde, setzte Nico Böhmer energisch nach, nahm Fahrt von rechts in die Mitte auf und krönte die Aktion mit einem Flachschuss zum 1:0 (15.). Die Oberbayern zeigten sich wenig geschockt, wollten den schnellen Ausgleich und als Diranko dann David Küttner einsetzte , der aus halbrechts nahezu unbedrängt abschließen konnte, fand dieser seinen Meister in Schlussmann Tobias Grüner. Auch wenn der Bayernligist vielleicht mehr Spielanteile hatten, blieb die Taschner-Elf nach vorne immer gefählich und erst verfehlte Bas Peeters das Dreieck nur knapp, um wenig später gekonnt auf Mikel Seiter durchzustecken. Der frühere Hofer tanzte noch den Torwart aus und schob zum 2:0 (33.) ein. "Wenn Seiter und Peters gut drauf sind, bereiten sie jeden Bayernligisten Probleme", sagt ihr Trainer bereits zu Wochenbeginn. Aber die Hochstimmung am Weinberg bekam schnell einen gehörigen Dämpfer. Als Dirako von links angespielt wurde, hatte er zu viel Platz und setzte das Leder zum 2:1 (36.) flach ins linke Eck. Nachdem bei Punktgleichheit die Europacup-Regel gilt, war das aus TSV-Sicht ein ärgerlicher Treffer. Danach schienen beide Teams nicht unzufrieden zu sein, das Ergebnis erst einmal in die Kabine zu nehmen.
Auch Levin Pauli setzt sich gegen Moritz Mühlrath (re.) durch.
Hans Wunder
Für den zweiten Abschnitt brachten die Gäste mit Tobias Krause einen frischen Stürmer, der gleich auf sich aufmerksam machte. Alledings war sein Schuss aus zehn Metern zu unplatziert. Deutlich gefährlicher war es, als Hallbergmoos den Ball nicht aus dem Strafraum brachte. Baas Peters verpasste mit seinem Flachschuss das Ziel nur knapp. Es ging hin und her und der weitere Spielverlauf war nur schwer prognostizierbar. Zumal auch der Zufall seine Hand im Spiel hatte. Beim 2:2-Ausgleich (60.) kam der Ball nur deshalb zu Moritz Mühlrath, weil die Kugel vorher abgefälscht wurde. Dem Flügelmann war es egal, er versenkte das Leder im langen Eck. Aber Neudrossenfeld zeigte sich unbeeindruckt und schlug umgehend zurück. Dabei war die Direktabnahme von Bas Peeters zum 3:2 (66.) sogar sehenswert. Und als sich Mikel Seiter am rechten Flügel durchtankte und sein abgefälschter Schluss zum 4:2 (71.) einschlug, war seine Mannschaft für das Rückspiel bestens gerüstet. Aber der Schlusspfiff war noch fern und die Oberbayern mobilisierten noch einmal alle Kräfte. Beim Anschlusstreffer zum 4:3 (82.) passierte der seitliche Freistoß von Philipp Beetz Freund und Feind, wurde möglicherweise aber noch etwas abgefälscht. Jetzt war es reine Nervensache und die spielten TSV-Abwehrmann Lukas Schelenz einen Streich, der im Strafraum attackierte und seinen Gegenspieler erwischte - den fälligen Strafstoß verwandelte Andreas Kostorz zum 4:4-Endstand (88.).
Die TSV-Führung: Nico Böhmer (li.) schließt platziert ab.
Hans Wunder
Beide Trainer versuchten verständlicherweise nach dem Spektakel, die positiven Seiten herauszuarbeiten. Für Neudrossenfeld war das Ergebnis deutlich ärgerlicher, denn eine deutlich bessere Ausgangsposition war greifbar. Am Samstag schlägt dann in Oberbayern die Stunde der Wahrheit. Vorhersagen sind auch hier schwierig, denn jedes Spiel hat seine eigene Geschichte - vielleicht eine mit Happy-End für die Taschner-Schützlinge.
Spielbericht eingestellt am 01.06.2022 23:33 Uhr