Sicher führt die Sportvereinigung Jahn Forchheim die BOL mit bequemem Vorsprung an. Aber theoretisch ist noch vieles möglich. Dreizehn Punkte Abstand waren es vor dem Gigantentreffen des ehemaligen Bayernligisten gegen den ehemaligen Regionalligisten. Aber die heimische Elf hatte noch eine Rechnung offen. Durch einen Elfmeter verlor der Tabellenführer im Hinspiel mit 0:1. Der Treffer fiel in der 90. Minute … Ergo empfing der Jahn seinen Gast auf der einen Seite mit breiter Brust, aber auch mit dem Hintergedanken an eine Revanche. SC-Coach Robert Ziegler war sich seiner Aufgabe mehr als bewusst. Die Feuchter können in jedem Fall noch die Baiersdorfer überholen und müssten dafür aber in Forchheim punkten – dreifach! Der Tabellenführer trat bis auf Oliver Skuza und Christian Michl in Bestbesetzung an. Feucht hatte alles dabei, was Rang und Namen hatte. Freitagabend, strahlender Sonnenschein, Spitzenspiel der BOL. Fußballherz, was willst du mehr.
Der schön gezirkelte Freistoß von Özcan Gündogan verfehlt sein Ziel.
Christian Dotterweich
Auch wenn der Gäste-Trainer seine taktische Aufstellung vor dem Spiel nicht preisgeben wollte (warum, bleibt sein Geheimnis), konnte man seine Handschrift im Spiel lesen. Doch alles Taktieren half in den Anfangsminuten erstmal wenig, denn Forchheim legte los, wie die Feuerwehr. Bereits nach zwei Minuten musste sich Markus Kredel im Tor auszeichnen, als Senad Bajric ihn prüfte. Mit einem Offensiv-Zug überrollte der Jahn seine Gäste, die zehn Minuten brauchten, um sich auf die Power des Tabellenführers einzustellen. Nach einer knappen Viertelstunde hatte dann auch Feucht seine erste Torchance. Soll heißen, dass erstens der Jahn mit seinen zwei Stürmern Bajric und Neumohr und dem immer weit aufgerückten Ulbricht kein frühes Tor erzielen konnten. Und zweitens der Dritte der BOL sich nicht verstecken musste. Mit dem ersten richtig gut vorgetragenen Angriff über links kam der clever wartende Gast dann zum 1:0. Die Abwehr der Heimmannschaft sah dabei nicht gut aus, als Eugen Probst Keeper Raasch überlupfte und Goalgetter Andreas Endlein den Ball über die Linie drückte. Die Truppe um Besnik Avdiji steckte den Rückstand sofort weg und wollte so schnell wie möglich antworten. Alleine Tobi Ulbricht hatte mehrere Möglichkeiten, doch im Tor der Feuchter steht mit Markus Kredel der beste Keeper der Liga. Sollte seine eh schon starke Viererkette mal tatsächlich eine Tormöglichkeit nicht verhindern können, war der lange Torwart zur Stelle. Warum der SC Feucht die beste Abwehr der BOL hat, wurde jedem Anwesenden demonstriert. Die Rechnung von Robert Ziegler ging also erstmal auf. Eine Drangphase des Jahn überstehen und aus einer sicheren Abwehr heraus auf die Lauer legen. Der Tabellenführer erarbeitete sich Chance um Chance, aber sowohl Tobi Ulbricht, als auch Christian Neumohr oder auch Christian Staatz scheiterten immer wieder am Feuchter Schlussmann. Aber auch auf der anderen Seite wurde es nicht langweilig. Durch die Ballhoheit der Forchheimer hatten die Gäste zwar nur wenig Zeit und Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen. Aber Eugen Probsts Schuss aus wenigen Metern hätte zehn Minuten vor der Halbzeit eigentlich reingehen müssen.
Im Hintergrund ist die Zuschauerkulisse zu erahnen. Im Vordergrund kämpfen Christoph Saffra und Tobias Fink (Nummer 19) um den Ball.
Christian Dotterweich
Die fast nicht zu überwindende Abwehr der Gäste machte dem Jahn offenbar zu schaffen. Umgekehrt witterte Feucht seine Chance. Aus den Kabinen kam ein anderer SC, als der, der zum Anpfiff bereit stand. Denn die Ziegler-Elf hatte die Scheu vor dem Tabellenführer abgelegt und drückte nun ihrerseits dem Spiel seinen Stempel auf. Auf ihren Keeper konnten sie sich ja verlassen, der schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff einen guten Sulejmani-Freistoß entschärfte. Die Souveränität des Jahn war allerdings nicht mehr da. Die Feuchter agierten nun mehr, nachdem sie in Hälfte Eins mehr reagierten. Wenn das die Taktik von Robert Ziegler war, ging sie zu 100 Prozent auf. Seine Jungs hatten mehr Spielanteile in der Mitte der zweiten Halbzeit und die Forchheimer wurden trotz guter weiterer, aber nicht verwerteter Torchancen langsam nervös. In der 71. Spielminute versetzte der gute Probst die Forchheimer in einen kleinen Schockzustand, als er den Abpraller von Keeper Raasch abstaubte. Davor hatte Tomislav Mandic ein Pfund auf den Jahn-Torhüter losgelassen. 0:2 und noch 20 Minuten zu spielen. Der Zuspiele des Jahn in die Spitze verloren an Genauigkeit und Fehlpässe häuften sich. Die Zeit lief der SpVgg davon. Ein Aufschrei dann fünf Minuten vor Schluss, als Christian Staatz im Sechzehner zu Fall kam. Der Referee zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Libero Arben Destani verwandelte sicher. Jetzt war wieder Pfeffer in der Suppe. Und tatsächlich, Nuhi Sulejmani dribbelte über links Richtung Mitte und zog ab, den abgeblockten Ball nahm Sebastian Eichinger volley und hämmerte die Kugel aus 25 Metern in den Kasten. Das bis zum Schlusspfiff spannende Spiel hatte nach 90 Minuten keinen Sieger. Dennoch feierten die Jahnler den Punkt und bleiben zu Hause ungeschlagen. Die Feuchter sind bis auf einen Punkt an Baiersdorf dran und könnten am Ende zusammen mit Baiersdorf die einzigen Mannschaften sein, die der mögliche Aufsteiger Jahn Forchheim nicht bezwingen konnte.
Spielbericht eingestellt am 09.04.2010 22:42 Uhr