Dem Papier nach war es das Duell David gegen Goliath. Aufsteiger Uttenreuth empfing im Bezirksliga-Derby die SpVgg Erlangen. Ein Team, das an den Aufstiegsplätzen sehr interessiert ist. Für die Uttenreuther kann die Vorgabe nur Klassenerhalt heißen. Sturmgott Philipp Kaiser, einst der Sonnenkönig des SCU, befindet sich seit langem in einer Formkrise – und war in Urlaub. So brachte Appelt mit Christian Wollny eine echte Spitze. Dursun Aydins Spitzen-Leute Marco Müller und Viktor Brenner, der Babysturm der Erlanger, traf auf eine der anfälligsten Abwehrreihen der Liga. Der Derby-Suppe gab die Tabellenkonstellation noch zusätzliches Gewürz: Der Gast musste dreifach punkten, um sich die Chance auf den Spitzenplatz zu wahren. Gastgeber Uttenreuth steht mit dem Rücken zur Wand: der sofortige Wiederabstieg droht. Die Frage war demnach: Kann sich Aufstiegswille oder Abstiegsangst durchsetzen?
Sauber verlädt Christian Wollny Abwehrspieler Lukas Herrmann.
Christian Dotterweich
Die junge Erlanger Mannschaft (acht Spieler der Anfangsformation rekrutieren sich aus der eigenen A-Jugend) wollte der Heimmannschaft zeigen, dass sie als Favorit an die Breslauer Straße gefahren sind. Doch die Uttenreuther wussten um der Wichtigkeit dieser Partie und setzten auf geballte Defensiv-Power. Die SC-Viererkette stand so gut, dass es bis zur 18. Minute dauerte, ehe Marco Müller einen Querpass in den Strafraum schieben konnte, der aber keine Abnehmer fand, was als erste Chance gezählt werden könte. Bis dahin egalisierten sich beide Teams. Ob es an den leuchtend gelben Trikots oder an der überzeugenden Abwehrarbeit der Uttenreuther lag? Die Zuschauer zeigten sich erstaunt, ob des Spielverlaufes. Denn die Spielvereinigung präsentierte sich keineswegs als übermächtiger Gegner. Die Uttenreuther begegneten ihren Nachbarn auf Augenhöhe! Dennoch hätte Marco Müller alles klar machen müssen, als sich die SCU-Abwehr einen der ganz wenigen Fehler leistete und der Stürmer von seinem Partner Viktor Brenner mustergültig angespielt wurde – dann aber aus kurzer Distanz über das Tor schoss. Es sollte ein wenig symptomatisch für das Spiel der Erlanger werden: Die Chancenauswertung erwies sich als mangelhaft. Auch Ender Yanik vergab kurz darauf aussichtsreich. Doch der Defensiv-Verbund der Heimelf war gut im Bilde und ließ die SpVgg-Stürmer oft ins Abseits laufen. Das ganz ansehnliche Spiel der Hausherren wurde nach einer halben Stunde überraschend belohnt. Dominik Grillenbergers Schuss war alles – nur nicht scharf getreten, geschweige denn unhaltbar. Durch das Führungstor wurde die Erlanger Mannschaft sehr verunsichert. Eine Lücke fanden sie in der Uttenreuther Hintermannschaft nicht mehr und dazu kamen ungenaue Zuspiele. David Schultes Kopfball unmittelbar vor der Halbzeit verfehlte ebenso sein Ziel, wie die Leistung der kompletten SpVgg-Abteilung Offensive.
Geht der Blick Richtung Kreisliga oder Bezirksliga? Die Uttenreuther Bank ist sich unsicher.
Christian Dotterweich
Mit zwei frischen Kräften versprach sich Coach Aydin die Wende einläuten zu können. Doch aus der Kabine kamen selbstbewusste Uttenreuther, die mit aggressivem Forechecking den Gegner wohl überraschten. Wer vom favorisierten Erlanger Team eine Antwort auf die schwache erste Halbzeit erwartete, rieb sich erstmal verwundert die Augen. Die Spiel bestimmende Mannschaft war ganz klar der SCU. Die Appelt-Elf hatte Platz ohne Ende und konnte schalten und walten. Gar nicht auszudenken, wenn sie einen echten Zehner hätten oder noch einen gefährlichen Stürmer … Die wenigen Angriffe der Erlanger blieben bei Versuchen, so dass der Heimkeeper sich nur wenig auszeichnen konnte. Anders die Uttenreuther, die durch Marcus Langfritz und Christian Wollny immer wieder Nadelstiche setzen konnten. Wäre die Mannschaft zum Teil schneller nachgerückt, hätte eine Entscheidung schneller fallen können. So dauerte es bis zur 69. Spielminute, als zwei Mann die komplette „Spieli“-Abwehr aushebelten. Nach einem super Dribbling passte Christian Wollny raus auf links zu Marcus Langfritz, der scharf nach innen spielte, wo Wollny unhaltbar zum 2:0 sicher verwandelte. Die Erlanger enttäuschten immer mehr auf ganzer Linie. Erst als die Uttenreuther mit der 2:0-Führung im Rücken sich nun ganz tief stellten, hätten die Gäste schnell den Anschlusstreffer erzielen müssen. Aber nicht an diesem sonnigen Abend. Verständlicherweise beschränkten sich die Appelt-Jungs in den Schlussminuten nur noch auf die Abwehrarbeit, während die Aydin-Elf hilflos dem Rückstand und ihrer Form hinterher rannten. Ein absolut verdienter Sieg einer kämpferisch überzeugenden Uttenreuther Mannschaft gegen durchweg enttäuschende Erlanger.
Spielbericht eingestellt am 08.04.2010 00:27 Uhr