Schon das Hinspiel entwickelte sich als echter Krimi, als die Neunkirchener bei den Weingartsern zu Gast waren. Zwei ganz späte Tore sorgten für Spannung und auch das Rückspiel entpuppte sich als echter Derby-Kracher. Die „Maigischer“ mussten dringend punkten, um aus der Gefahrenzone herauszukommen. Die „Brandbach-Kicker“ sind mit ihren 28 Punkten auch noch nicht gerettet. Vorsichtiges Abtasten oder geschicktes Taktieren war also nicht zu erwarten. Und die Zuschauer wurden wahrlich nicht enttäuscht. Unter den Augen des frisch wieder gewählten Kreisspielleiters Max Habermann entwickelte sich ein Derby, das mit einem Paukenschlag begann!
Beim Derby muss und wird um jeden Zentimeter gefightet.
Christian Dotterweich
„Volle Kraft voraus“ hieß das Motto und so ging es mit dem Anpfiff gleich zur Sache. Und kaum dass die Neunkirchener Einwechselspieler auf der Bank Platz nehmen konnten, versetzte der Unparteiische den Grün-Weißen einen Schock. Den Pass von Alexander Ruf nahm Daniel Weidner auf und marschierte Richtung Tor. Abwehr-Chef Marcus Hofmann wusste sich nur durch ein Foul zu helfen. Dumm nur, dass dies im Strafraum war. Und noch dazu, dass Hofmann als letzter Mann klassisch die Notbremse zog. Es folgten ein Strafstoß und die Rote Karte. Gespielt waren da gerade mal zwei Minuten! Dies warf all die guten Vorsätze und Systeme von Neunkirchens Trainer Lothar Fürst natürlich durcheinander. Denn den fälligen Strafstoß verwandelte Rik Göller sicher zum 0:1. Doch die Heimelf ließ sich trotz der zwei Niederschläge nicht einschüchtern. Mutig wehrte sich der TSV, doch die DJK roch ihre Chance. Spielertrainer Jens Zweck setzte einen Kopfball noch über den Kasten, doch sein kleiner Bruder und Sturmpartner Marcel ließ Keeper Tobias Habermann keine Chance, als er einen Zehner-Pass aufnahm und mit einem satten Schuss in der 15. MInute abschloss. Na sauber, dachten sich wohl die meisten Neunkirchener Anhänger! Erst die Rote Karte und nach einer Viertelstunde schon 0:2 hinten. Doch es sollte noch dicker kommen. Die pfeilschnellen „Maigischer“ Stürmer bereiteten der TSV-Abwehr immer wieder Probleme. Als Max Heinlein ausrutschte, war der Weg für Jens Zweck frei. Der ehemalige Landesliga-Stürmer verwandelte eiskalt zum 0:3. Da waren gerade 20 Minuten vorbei! Die Moral stimmte zumindest in der Neunkirchener Truppe. Denn trotz schneller Roter Karte und Drei-Tore-Rückstand, blieb die Heimelf am Drücker. Je länger die Halbzeit dauerte, desto mehr verlor Weingarts an Ordnung. So ergaben sich immer wieder gefährliche Konter für den TSV. Kaum zu glauben, aber ein Tor lag in der Luft – und zwar für Neunkirchen. Und tatsächlich. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff belohnte sich die Mannschaft, als der Weingartser Keeper Uwe Kellner einen Aufsetzer von Andre Pritzke nicht festhalten konnte und Manuel Menges geistesgegenwärtig abstaubte.
Rik Göller (links) ist früher da als Manuel Menges und muss die Murmel erstmal unter Kontrolle bringen.
Christian Dotterweich
Es keimte also wieder ein kleines Samenkorn Hoffnung nach dem psychologisch so wertvollen Anschlusstreffer vor der Halbzeit. So schwor sich die dezimierte Neunkirchener Mannschaft demonstrativ vor dem Beginn der zweiten Halbzeit noch mal ein. Es ist wohl der Unerfahrenheit der Weingartser Mannschaft zuzuschreiben, dass sie nicht schon früher den Sack zumachten. Bis zur Mittellinie ließen sie die Hausherren schalten und walten. Viel zu tief stand DJK-Libero Michael Noegel mit seiner Mannschaft hinten drin. Die erfahrenen Neunkirchener spürten, dass die Gäste mit der Überzahl und der Führung im Rücken gar nicht so recht wussten, wie ihnen geschieht. Als alle mit dem zweiten TSV-Tor rechneten, wirbelten wieder die Zweck-Brüder. Marcel setzte sich auf rechts durch und passte in die Mitte zu Bruder Jens, der trotz Bedrängnis zum 1:4 einschob. Jetzt aber? Mitnichten! Kaum zu glauben, aber Weingarts vermochte es immer wieder – vor allem über ihre Scheunentor-große Lücke auf der rechten Seite, den Hausherren gefährliche Konter zu fahren. Keine Spur von sicherem Vorsprung, geschweige denn von einer Überzahl auf dem Platz. Die Fürst-Truppe erspielte sich geschickt Tormöglichkeiten und als Michael Köhler im Strafraum dumm gefoult wurde, stand Patrick Mehl bereit zu verwandeln. Und wieder kam Neunkirchen heran. Wohl gemerkt fast von Beginn an mit einem Mann weniger. Doch noch war eine halbe Stunde zu spielen. Als Manuel Menges kurz darauf im Strafraum zu Fall kam, forderten die Neunkirchener sofort wieder Elfmeter. Doch die Pfeife blieb stumm. Stattdessen mussten die schon leidenden Neunkirchener in der 75. Minute den nächsten Schock verkraften. Wegen zu hartem Einsteigen schickte der Schiedsrichter Daniel Krug mit Rot vom Platz. Jetzt also nur noch acht (!) Neunkirchener Feldspieler gegen den Rest der Welt. Kurioserweise konnte selbst dann die Zweck-Elf dies nicht nutzen und in der 89. Minute verkürzte Thomas Schmitt mit einer Bogenlampe gar zum 3:4. Trotz sechs Minuten Nachspielzeit passierte dann nichts mehr in diesem verrücktem Derby.
Spielbericht eingestellt am 27.03.2010 21:56 Uhr