Es war aus Schweinfurter Sicht ein rundum genialer Freitagabend mit sommerlichen Temperaturen, nochmals einer gewaltigen Kulisse trotz fehlender Rosenheimer Fans. Und es war ein Abend, der mit Euphorie ausklang. Trainer Gerd Klaus hatte sein Auto bereits bepackt, wollte sich nachts noch mitsamt Familie auf den Weg machen in den über einwöchigen Urlaub in Italien. Zuvor wurde lange gefeiert. Die Gefühlslage der FC 05-Fans brachte am Morgen danach mit "Opaschnüdel" im Forum einer der Anhänger genau auf den Punkt. Er schrieb im Wortlaut: "Alt und jung spüren in diesem Moment eine gemeinschaftliche Kraft. FC 05!! Ach, Opaschnüdel, Du wirst sentimental! Aber diese Momente sind hundertmal intensiver als zehn Dauerkarten Eventfußball. Das kann man nicht kaufen. Auch die Kickers nicht."
Schweinfurts Steffen Krautschneider gegen Rosenheims Christoph Wallner beim 2:0 der Schnüdel.
Michael Horling
Gemeint sind die Würzburger, die wie Bayern Hof am Zaun von Fans und Mannschaft nochmals mächtig verbal in die Zange genommen wurden. Nach einer Partie, die optimal für die Schweinfurter verlief. "Final Countdown" der Band "Europe" erklang kurz vor dem Einlauf. Gänsehautstimmung im Stadion, hohe Erwartungen - und dann das: Rosenheims Keeper Mateusz Trochanowski lenkte den Ball bei Steffen Krautschneiders Schuss noch gekonnt über die Latte, sah 120 Sekunden später aber alt aus. Marino Müller hatte abgezogen. Das Leder schien haltbar, schlug aber ein zum 1:0. Als Krautschneider nach einer halben Stunde loszog und zum 2:0 vollendete, da sangen die Anhänger aus den Rängen - na was wohl? Natürlich: "Nie mehr Bayernliga!"
Rosenheims Christoph Wallner kann Schweinfurts Steffen Krautschneider vor dem 4:0 nicht bremsen.
Michael Horling
Halbzeit - und freilich hatten sich die nie aufsteckenden Rosenheimer nun einiges vorgenommen. Doch wer zu lange an den Bratwurst- oder Bierständen stand, an denen sich lange Schlangen bildeten, verpasste die schnelle Entscheidung. Nach Wiederanpfiff hastete Marino Müller alleine auf den Kasten zu und schob zum 3:0 ein. Und bereits in der 48. Minute überlupfte Steffen Krautschneider den Gästekeeper zum ebenfalls zweiten Streich des Abends. Wer hätte gedacht, dass die Schnüdel nahezu eine komplette Halbzeit im Gefühl des sicheren Sieges - dem fünften übrigens in Serie seit der Punktspiel-Niederlage in Rosenheim - locker würden herunterspielen dürfen? Durch einen abgefälschten Schuss kamen die Oberbayern zwar spät zum verdienten Ehrentor. Doch auch darauf wusste Grün-weiß die passende Antwort: Konternd kam Simon Häcker zum 5:1, freistehend und bedient vom ebenfalls eingewechselten Max Schebak.
Das Schweinfurter Brauhaus spendete danach Freibier. Bis fast Mitternacht standen die Fans, die zuvor vor der Tribüne und am Block euphorisch mit der Mannschaft den Klassenerhalt gefeiert hatten, auf dem Vorplatz und diskutierten. Bis auf Florian Hetzel, Erkan Esen, Philip Messingschlager und Peter Heyer, der am Freitag wegen seiner eigenen Hochzeit fehlte, verlassen wohl keine Stammspieler den Kader. Nun geht es darum, das Team auf den entscheidenden Positionen zu verstärken. Joe Bechmann soll Hetzel als Innenverteidiger ersetzen. Für die Viererkette links und für die Positionen auf der "6" suchen die Schnüdel noch, auch wenn sich Kevin Fery und Stefan Seufert (entscheidet sich noch über seine Zukunft) im zentralen Mittelfeld zuletzt als Top-Besetzung präsentierten. Schon Mitte Juni ist wieder Trainingsauftakt. Mitte Juli dann könnten Bayreuth und Schweinfurt - das Gerücht hält sich - das Auftaktspiel der Regionalliga Bayern bestreiten. Aufsteiger Bayreuth soll großes Interesse gehabt haben an Schweinfurts Torjäger Tom Jäckel, der seinen Vertrag anscheinend nur für den Fall des Klassenerhaltes verlängert hatte.
Spielbericht eingestellt am 07.06.2014 13:05 Uhr