Die Gäste mussten die Reise nach Memmelsdorf ohne zahlreiche Stammspieler antreten. Brandon Lala, Artan Selmani, Hakim Graine oder Hayri Özdemir waren ebenso wenig dabei, wie Philipp Messingschlager, der im Zentrum das Herz der Mannschaft von Trainer Thomas Roka bildet. Der setzte dadurch einige Akteure aus dem 2003er- oder sogar 2004er-Jahrgang ein und war froh, einen breiten Kader zur Verfügung zu haben. Trotz der namhaften Ausfälle wollten die Gäste natürlich mit einem Dreier zurück an die Tabellenspitze.
Beim SVM standen außer Benedikt Baum und Fabian Trunk alle Spieler zur Verfügung. Die Memmelsdorfer traten erstmalig mit einer Fünfer-Kette an. "Nachdem es mit Viererkette zuletzt nicht so gut funktionierte, wollen wir etwas umstellen. Wir werden defensiv stehen und versuchen, über Konter immer wieder Nadelstiche zu setzen.", so Co-Trainer Markus Saal, der einer von sieben Auswechselspielern war, die die Memmelsdorfer diesmal zur Verfügung hatten.
Der Memmelsdorfer Oliver Kratz (li.) kann das Zuspiel von German Elperin nicht mehr verhindern.
Markus Schütz
Trotz der defensiven Ausrichtung waren es die Gastgeber, die das erste offensive Zeichen setzten. Über links wurde Timo Gittel freigespielt, scheiterte aus leicht spitzem Winkel aber am starken Gästekeeper Emmanuel Asamoah. Der Ball kam auf Umwegen zu Lukas Wernsdorfer, der die Führung aus 14 Metern zentraler Position erzielt hätte - wenn sich nicht Keeper und zwei Verteidiger in den Schuss geworfen hätten. Hier ein Führungstreffer hätte den Memmelsdorfern und ihrer geplanten Ausrichtung in die Karten gespielt. Aber die Heimelf blieb drauf und konnte nach vorne immer wieder Tempo aufnehmen, weil bei den Bruckern die Arbeit gegen den Ball nicht konsequent war. Sie verschoben nicht energisch genug, so dass die Abstände situativ nicht stimmten und es immer wieder Räume für die Memmelsdorfer gab. Dazu hatten sie bei Ballverlusten dann Probleme, wenn der SVM schnell in die Tiefe spielte. Aber Asamoah war gegen Marc Fischers Abschluss aus 16 Metern auf dem Posten, dazu verfehlte Daniel Krüger das lange Eck nur knapp. Das Erlanger Trainerteam um Coach Thomas Roka musste lautstark nachjustieren und dadurch fuhren die Gäste mehr und mehr hoch. Zumindest, was das Spiel ohne und gegen den Ball betraf. Sie wirkten nach 20 Minuten deutlich stabiler. Nach vorne ging aber noch wenig, weil die Anspiele auf Topstürmer Ferdinand List nicht kamen, bei hohen Bällen hatte sowieso der zentrale Verteidiger des SVM, Manuel Müller, die Lufthoheit. Einmal musste allerdings auch Erich Weber eingreifen und zur Ecke lenken, als der extrem lauf- und einsatzfreudige Tobias Hummel über rechts zum Abschluss kam. Mit zunehmender Dauer bekamen die Brucker dann mehr Zugriff auf das Geschehen. Memmelsdorf musste sich daher bei größer werdendem Gegnerdruck mehr und mehr auf lange Bälle, die allerdings kaum einen Abnehmer fanden. Glück hatte der SVM, als Tobias Hummel auf Malik Pankey durchsteckte, der beim Abschluss den Ball aber nicht voll traf. Dazu wurde Johannes Winkelmann etwa zwölf Meter vor dem Tor gerade noch geblockt, als die Gäste gegen einen mittlerweile wie angekündigt tief stehenden Gegner schnell und direkt kombinierten. War er bis dahin wenig zu sehen, wäre Ferdinand List in der 44. Minute fast zur Stelle gewesen. Als nämlich Nikola Milovski, der viele Kontakte hatte, einen abgewehrten Ball sofort und mit Zug an den Fünfer flankte - aber List fehlten die berühmten Zentimeter, um den Ball per Kopf kontrolliert ins lange Eck zu setzen. So fehlten hier ebenso ein paar Zentimeter wie kurz darauf bei seinem Freistoß aus 20 Metern.
Im Verbund nehmen die Memmelsdorfer Timo Gittel (li.) und Daniel Schäfer dem umtriebigen Nikola Milovski den Ball ab.
Markus Schütz
Die Pause dauerte etwas länger, weil sich einer der Assistenten das Headset im Ohr abbrach und ein Stück im Gehörgang feststeckte. Für ihn sprang der Schiedsrichter-Beobachter ein. Der SV Memmelsdorf begann die zweite Halbzeit in Unterzahl, den kurz vor dem Halbzeitpfiff holte sich Kapitän Daniel Krüger nach einem Foul Gelb und in der gleichen Minute wegen Meckern eine Zehn-Minuten-Strafe ab. In dieser Phase kassierten die Gastgeber auch den Treffer zum 0:1. Zunächst allerdings hatte der aufgerückte Horn Pech, dass sein Ball noch von der Erlangener Linie gekratzt wurde. Auf der anderen Seite brachte Daniel Schäfer dann im Strafraum Malik Pankey zu Fall, natürlich wäre Begleiten hier die bessere Alternative gewesen. Ferdinand List trat an und erzielte vom Punkt aus sicher zu seinem bereits 10. Saisontreffer. Mittlerweile wieder zu elft hielt sich der SVM viel in der gegnerischen Hälfte auf, die Brucker standen tief und lauerten auf Räume, um ein zweites Tor nachzulegen. Und Memmelsdorf kam auch zu Abschlüssen. So als nach einem schnell ausgeführten Einwurf Marc Fischer zurück auf Michael Wernsdorfer legte, der das Tor aus 18 Metern aber doch um einiges verfehlte. Da war mehr drin für den schussgewaltigen Spielertrainer und seinen starken linken Fuß. Auf der Gegenseite aber auch für Ferdinand List, der aus acht Metern frei zum Köpfen kam, nachdem sich Johannes Winkelmann einen langen Ball noch überragend holte und vors Tor brachte. Dieser Kopfball und der Abschluss von Tobias Hummel an die Querlatte waren die Gelegenheiten für die Erlanger, den Deckel drauf zu machen. Weil sie diese liegenließen, mussten sie um ihren Sieg zittern. Zumal sie eine Viertelstunde vor dem Ende und nach einer Zeitstrafe für Nicolas Wolf nun selbst in Unterzahl gerieten. Jetzt hieß es für sie, Zeit von der Uhr zu nehmen und den knappen Vorsprung zu verteidigen. Eine wichtige Rolle spielte dabei Keeper Emmanuel Asamoah, der sich jeden Ball, der in und an seinen Fünfer kam, konsequent herunterpflückte. Trotzdem mussten die Gäste die eine oder andere brenzlige Situation überstehen. So, als nach einem Zweikampf Alexander Ochs im Strafraum zu Fall kam und die Heimelf reklamierte - aber SR Hofmann ließ wohl zu Recht weiterspielen. Und schließlich köpfte Michael Wernsdorfer den Ball nach einer Ecke aus spitzem Winkel nur ans Außennetz. Kurz darauf war Schluss.
Zweikampf zwischen Nikola Milovski (li.) und dem Memmelsdorfer Lukas Wernsdorfer, der noch vor der Pause verletzt raus musste.
Markus Schütz
... "dann gewinnt man solche Spiele auch mal dreckig.", so Gästetrainer Thomas Roka erleichtert nach der Partie. Die ersatzgeschwächten Brucker brauchten einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Mit ein bisschen Glück hätte der SV Memmelsdorf in dieser starken Anfangsphase eine frühe Führung vorgelegt. Das hätte dem Ganzen ein anders Gesicht gegeben. So wurde es nach und nach ein enges Spiel auf Augenhöhe - und solche werden nicht selten durch Standards entschieden. In diesem Fall war es ein Strafstoß, der die Memmelsdorfer ins Hintertreffen brachte. Die Heimelf hatte durchaus ihre Chancen in dieser Partie und mit ein wenig Glück wäre zumindest ein Punkt drin gewesen. So brachte der FSV Erlangen-Bruck seine Führung über die Zeit und springt damit zurück an die Tabellenspitze der LLNO.
Spielbericht eingestellt am 20.08.2022 20:30 Uhr