Personelle Sorgen begleiteten die Cheftrainer des SV Memmelsdorf und der SpVgg Selbitz vor dem Aufeinandertreffen an diesem Freitagabend, bei den Hausherren musste neben Toyin Ogunjimi und Christopher Sowinski auch Kapitän und Zentrumsspieler Michael Wernsdorfer passen, "sie werden uns alle drei heute sehr fehlen und machen die Aufgabe nicht leichter", prognostizierte Trainer Rolf Vitzthum einen schweren Gang für den SVM. Doch auch die Stirn von Gästecoach Henrik Schödel legte sich in Falten, als er auf die personelle Situation zu sprechen kam. Gleich ein halbes Dutzend Spieler fehlte der SpVgg, darunter mit Lorenz Röthlingshöfer auch ein Schlüsselspieler, der im Sommer vom Landesligisten FSV Bayreuth in den Frankenwald kam. "Angesichts unseres personellen Umbruchs und der Ausfälle sind die bisher zehn eingefahrenen Punkte Gold wert, es wird heute ein schwieriges Spiel gegen einen offensivstarken Gegner", bekannte Schödel vor Spielbeginn. Für Selbitz galt es also, die bislang äußerst treffsichere Angriffsreihe der Schmittenau-Elf um Ligatoptorjäger Dominik Sperlein in den Griff zu bekommen, während die Gastgeber vor allem die Balance zwischen Abwehr und Angriff möglichst optimal gestalten mussten.
Im Zentrum zieht Tobias Weber (vo.) das Tempo an, Florian Narr-Drechsel (hi.) hat die Verfolgung aufgenommen.
Hendrik Kowalsky
Bei bestem Fußballwetter und angenehmen Temperaturen begannen die Gäste etwas überraschend sehr mutig, mit hohem Pressing setzte die SpVgg der Vitzthum-Elf frühzeitig zu, störte den Spielaufbau des SVM schon weit in der gegnerischen Hälfte und versuchte es ihrerseits mit schnellen Tempogegenstößen. Daher operierten die Hausherren anfangs mit diversen langen Bällen und schon in der neunten Minute führte diese Taktik auch zum (Tor-)Erfolg. Denn als der für Wernsdorfer in die Startformation gerückte Tobias Weber mit einem langen Diagonalball den links startenden Philipp Hörnes in Szene setzte, zog der dribbelstarke Außenspieler in den Sechzehner und spielte scharf vors Tor zu Dominik Sperlein, der aus Nahdistanz zum 1:0 für Memmelsdorf einschob! Gleich die erste Gelegenheit nutzten die Gastgeber in Person von Sperlein, der seinen bereits zehnten Saisontreffer markierte. Die Schödel-Elf reagierte allerdings kaum geschockt, ungeachtet des frühen Rückschlags pressten die Gäste weiterhin hoch und wurden dafür in der 13. Minute belohnt. Erneut stand dabei Tobias Weber im Mittelpunkt, dessen kapitalen Fehlpass am eigenen Sechzehner der Selbitzer Albert Pohl aufmerksam abfing und sofort für Marcel Gebhardt querlegte, der wiederum stark im der Innenseite den Ausgleichstreffer erzielte! Nichts zu halten für Thomas Schuberth im Memmelsdorfer Gehäuse, aus 14 Metern traf Gebhardt genau in die rechte Ecke und ließ die mitgereisten Anhänger aus dem bayerischen Vogtland jubeln. Sechs Minuten später vergrößerte sich der personelle Engpass der Hausherren weiter, Dominik Römer musste verletzt raus und wurde durch Rodrigo Marxuach ersetzt. Auch in der Folge taten sich die Gastgeber gegen taktisch disziplinierte und laufstarke Selbitzer schwer, die Gastmannschaft verstand es, mit hohem Aufwand die Räume eng zu machen und immer wieder gefährlich umzuschalten, während dem SVM spürbar die Ruhe im Spielaufbau fehlte und sich zudem des Öfteren leichte Ballverluste einschlichen. Wenn bei den Weiß-Roten etwas ging, dann meist über lange Bälle. Gut eine halbe Stunde war gespielt, da wurde Thomas Kamm per hohem Zuspiel auf die Reise geschickt und nachdem er seinen Kontrahenten Maximilian Lang abschütteln konnte, lief der Flügelspieler frei auf das Gehäuse der Gäste zu. Dabei verpasste Kamm es jedoch, den mitgelaufenen Sperlein zu bedienen, schoss lieber selbst und traf aus zehn Metern nur das Außennetz. Besser machte es die SpVgg in der 38. Minute, resultierend aus einem Einwurf ging es wieder einmal ganz schnell bei den Selbitzern und so war es der starke Albert Pohl, der von links kommend Tempo aufnahm, an der Strafraumgrenze entlang dribbelte und schließlich aus 13 Metern flach zum 2:1 in die kurze Ecke versenkte! Da pennte die SVM-Hintermannschaft gewaltig, gleich mehrere Memmelsdorfer ließ Pohl stehen und brachte die Frankenwälder somit in Führung, woran sich bis zum Halbzeitpfiff des guten Schiedsrichters May Urbanczyk auch nichts mehr ändern sollte.
Im Duell der Spieler mit der Nummer Sechs löst sich Christoph Kaschel (re.) vom spielstarken Phillipp Hörnes (li.).
Hendrik Kowalsky
Der Schlussabschnitt war keine Minute alt, da hatte Dominik Sperlein die Chance zum 2:2, per Zuspiel in die Gasse geschickt, ließ der Goalgetter zwar das Tornetz zappeln, das Leder berührte selbiges jedoch nur von außen. Die eine oder andere taktische Veränderung gab es beim SVM zu sehen, so wurde Ex-Sander Daniel Krüger nach hinten in die Kette gezogen und fungierte phasenweise als Libero, dennoch kamen die Selbitzer weiter zu Konterchancen. So auch in Minute 55, Christoph Kaschel nahm nach geglückter Balleroberung Fahrt auf, ging leichtfüßig mit einer Finte an seinem Gegenspieler vorbei und zog, traf allerdings nur die Querlatte. Zwei Zeigerumdrehungen wäre Thomas Schuberth für ein leichtsinniges Dribbling fast bestraft worden, nachdem der Schlussmann weit vor dem eigenen Tor den Ball vertändelte, hob Florian Narr-Drechsel das Leder aus gut 25 Metern aber drüber. Die Gastgeber wirkten weiterhin nervös und phasenweise unsortiert, dennoch schafften es die Schützlinge von Rolf Vitzthum, allmählich den Druck auf die SpVgg zu erhöhen. Gehöriges Pech hatte Spielführer Markus Saal in der 67. Minute, nach großartiger Vorarbeit von Sperlein lenkte der Abräumer das Leder aus wenigen Metern mit der Hacke auf das Selbitzer Gehäuse, vom Innenpfosten prallte der Ball aber wieder heraus. Fünf Minuten später erneut die Chance zur Entscheidung für Selbitz, diesmal hatte Marcel Gebhardt das 1:3 auf dem Fuß, nach weiter Flanke auf den freistehenden Spielgestalter vereitelte Schubert per Fußabwehr den Genickbruch. Stattdessen intensivierten die Hausherren zur Schlussphase ihre Offensivbemühungen noch weiter, drängten die Gäste tiefer in die eigene Hälfte und belohnten sich dafür auch. Denn als abermals Sperlein eine Lücke in der Selbitzer Viererkette riss, scheiterte die Sturmspitze erst noch an Gästekeeper und Kapitän Andreas Schall, im Nachschuss traf jedoch der kurz zuvor eingewechselte Yaya Keita zum 2:2! Der Joker brachte sofort frischen Wind ins Spiel und leitete den Ausgleichstreffer selbst mit ein, damit stand die Begegnung nun wieder auf des Messers Schneide. Die Gastgeber hatten jetzt natürlich Blut gerochen und wollten mehr, Selbitz wirkte platt und konzentrierte sich auf das Verteidigen des noch verbliebenen Zählers. Das klappte schließlich auch, obwohl die Schödel-Elf in der Nachspielzeit nochmal durchatmen musste. Denn als der ebenfalls beim SVM eingewechselte Ali Dayan in der 92. Minute nochmal Dominik Sperlein schickte, überwand der 27-Jährige per Heber zwar Andreas Schall, doch ebenso das Torgestänge und so blieb es letztlich bei einem spannenden Unentschieden.
Dominik Sperlein (li.) arbeitet in dieser Szene mit nach hinten und lässt Christoph Kaschel (re.) nicht davon ziehen.
Hendrik Kowalsky
Insgesamt geht das Remis durchaus in Ordnung, trotz des frühen Rückstands hatte die SpVgg Selbitz im ersten Durchgang mehr vom Spiel, wirkte stabiler und bissiger als die Hausherren und nahm eine verdiente Führung mit in die Kabine. Nach der Pause hätten die Frankenwälder gut und gerne das dritte Tor schießen können, verpassten ihre Konterchancen allerdings und wurden in der Schlussphase immer tiefer in die eigene Hälfte gedrängt. Schließlich belohnte sich der SV Memmelsdorf für die gezeigte Moral und behielt einen Zähler in der heimischen Schmittenau, durch den der SVM vorerst den vierten Tabellenplatz einnimmt. Mit einem Zähler weniger rangiert Selbitz nun auf Rang acht und kann das kommende Heimspiel gegen den hoch gehandelten, aber bislang nicht in den Tritt gekommenen TSV Buch ohne großen Druck angehen, die Mannschaft funktioniert und stellt trotz der Ausfälle einen unangenehm zu spielenden Kontrahenten dar. Zwar hat auch das Team von Rolf Vitzthum ob der zwölf Punkte keine allzu großen Sorgen, will man jedoch vorne dabei bleiben, braucht es einen Sieg im Heimspiel am kommenden Freitag gegen den Baiersdorfer SV. Dies wäre für die SVM aus doppeltem Grund schön, denn in einer Woche ist in Memmelsdorf Kerwa und vor hoffentlich großer Kulisse sollen die Punkte natürlich in der Schmittenau bleiben.
Spielbericht eingestellt am 11.08.2018 01:15 Uhr