Bereits unter der Woche war die fünf Spiele andauernde Siegesserie des 1.SC Feucht gerissen, im Nachholspiel beim Kellerkind SV Friesen reichte es für die Elf von Rainer Zietsch nur zu einem torlosen Unentschieden. Die mangelnde Chancenverwertung verhinderte den nächsten Dreier, im Duell beim SV Memmelsdorf galt es für die zweitbeste Offensive der Landesliga also vor allem, im Strafraum die nötige Kaltschnäuzigkeit zu beweisen. Um die Stärken des Bayernliga-Absteigers wussten indes auch die Hausherren, die sich nach einer längeren Schwächephase in der kalten Jahreszeit im Laufe des Frühjahres wieder fangen konnten und als Tabellensiebter ohne Sorgen in dieses Spiel gingen. "Wenn wir Sommerfußball spielen, werden wir abgeschossen, ich glaube aber, dass wir gut dagegen halten werden", erwartete Trainer Rolf Vitzthum eine spannende Partie. Die Bedingungen jedenfalls waren optimal, der Rasenplatz in der Memmelsdorfer Schmittenau war in bestem Zustand, die Sonne strahlte vom Himmel und so war alles für einen interessanten Fußballnachmittag angerichtet.
Mit der Fußspitze versucht Simon Ruß (li.) seinem Gegenspieler Szymon Pasko (re.) das Spielgerät abspenstig zu machen.
Hendrik Kowalsky
Vor rund 130 Zuschauern begannen die Gäste aus dem Nürnberger Land sehr druckvoll, mit hohem Pressing zwang die Zietsch-Elf den SVM immer wieder zu leichten Ballverlusten in der eigenen Hälfte, der spielerische Ansatz der Gastgeber stellte sich zunächst als gefundenes Fressen für den hohen Druck des 1.SCF heraus. Schon in den Anfangsminuten erspielte sich der Tabellendritte kleinere Gelegenheiten, ehe Stoßstürmer Szymon Pasko in der zwölften Minute die erste klare Torchance besaß, nach Flanke von der rechten Seite aber per Kopf am Memmelsdorfer Schlussmann Florian Dörnbrack scheiterte. Fünf Minuten später erneut Feucht, diesmal resultierend aus einem Eckball. Denn als die Hausherren den ruhenden Ball nur unzureichend klären konnten, kam Nico Wessner in vier Metern Torentfernung zum Abschluss, setzte den Ball aus der Drehung jedoch über den Querbalken. Von Memmelsdorf war in der Anfangsphase kaum etwas zu sehen, in Abwesenheit des verletzten Philipp Hörnes sollte Dominik Schütz über die Außenbahn Tempo machen, wurde aber konsequent zugestellt und bekam kaum verwertbare Zuspiele geliefert. So landete der Ball immer wieder schnell in der Gefahrenzone des SVM, allein beim Torabschluss offenbarten die Gäste Schwächen. Es dauerte gut eine halbe Stunde, ehe der Tabellensiebte besser ins Spiel fand, Trainer Rolf Vitzhthum stellte frühzeitig auf ein 4-4-2-System um und bewirkte damit eine Verringerung der Abstände im Zentrum, doch auch die Feuchter konnten ihr laufintensives Pressing nicht mehr so konsequent durchziehen wie noch in der Anfangsphase. Klare Torgelegenheiten gab es vorerst nicht mehr zu notieren, vieles spielte sich nun zwischen den Strafräumen ab. So prägten vor allem diverse Fouls und Unterbrechungen die Schlussphase der ersten Hälfte, das Tempo ließ entsprechend nach. Memmelsdorf überstand also den Feuchter Angriffswirbel der ersten halben Stunde unbeschadet, torlos ging es in die Halbzeitpause und der zweite Durchgang sollte über Sieg und Niederlage entscheiden.
Tobias Seifert bejubelt seinen 1:0-Führungstreffer, der dem SVM in der Schlussphase den Weg ebnete.
Hendrik Kowalsky
Der Schlussabschnitt setzte nahtlos dort an, wo die erste Hälfte aufhörte. Eher gemächlich ging es erstmal zu, man beäugte sich und war um Kompaktheit bemüht. Schnell wirkte der Bayernliga-Absteiger zwar feldüberlegen und erspielte sich mehr Ballbesitz, im letzten Drittel agierte die Elf von Rainer Zietsch jedoch zu umständlich, die Memmelsdorfer Viererkette sah sich keiner größeren Prüfung ausgesetzt. In der 57. Minute gab es dann auch endlich die erste Torchance des SVM zu notieren, Tobias Weber kam nach einem Tempogegenstoß aus 14 Metern zum Abschluss, fand jedoch im bis dahin weitgehend beschäftigungslosen Feuchter Torhüter Andreas Sponsel seinen Meister. Für die Mittelfranken ging es an diesem drittletzten Spieltag der Saison einzig um drei Punkte, dieses Ziel gaben die Gäste vor Spielbeginn aus, folglich erhöhte der Aufstiegsaspirant bald auch das Risiko. Rund zwanzig Minuten vor dem Ende setzte sich Feucht wieder verstärkt in der Spielhälfte der Gastgeber fest und kam auch wieder zu Torabschlüssen, die ganz große Gelegenheit war aber nicht mehr dabei. Die Hausherren standen in dieser Phase recht tief und lauerten auf Kontersituationen, eine clevere Taktik, wie sich in der 82. Minute herausstellen sollte. Denn als Christopher Sowinski auf Höhe der Mittellinie den Ball eroberte, ging es plötzlich ganz schnell, zu dritt lief der SVM auf die entblößte SC-Hintermannschaft zu, Tobias Seifert traf schließlich aus zehn Metern zum 1:0 für Memmelsdorf! Ein blitzsauberer Konter der Schmittenau-Elf, eiskalt vollstreckt von Seifert, der per Flachschuss den rechten Innenpfosten traf, von wo aus das Leder die Torlinie überschritt. Die Gäste warfen nun alles nach vorne, doch keine zwei Minuten später musste Andreas Sponsel erneut hinter sich greifen. Lange Zeit abgemeldet, war es Dominik Schütz, der per Steilpass auf die Reise geschickt wurde und im ersten Versuch zwar noch am SC-Kapitän scheiterte, seinen eigenen Abpraller jedoch in die Maschen drückte und auf 2:0 erhöhte! Die Hoffnungen der Mittelfranken auf die schnelle Rückkehr in die Bayernliga erfuhren damit einen herben Dämpfer, das drückte auch die Feuchter Körpersprache in den Schlussminuten auf. So kam Memmelsdorf sogar noch zum dritten Treffer, nach einem Freistoß aus halbrechter Position reagierte Manuel Schwarm am Fünfmeterraum am schnellsten und setzte mit seinem Abstaubertor zum 3:0 den Schlusspunkt dieser Begegnung.
Bissig geführter Zweikampf zwischen Thomas Kamm (li.) und Philipp Mandelkow (re.), das bessere Ende hat der Memmelsdorfer Einwechselspieler für sich.
Hendrik Kowalsky
Gut eine halbe Stunde sah es so aus, als würde der SV Memmelsdorf eine Klatsche hinnehmen müssen, zu deutlich dominierte der 1.SC Feucht die Partie und drückte die Hausherren tief in die eigene Hälfte hinein. Doch mit der Zeit verstanden es die Schützlinge von Rolf Vitzthum besser, die Gäste "müde zu spielen" und ins Laufen zu bringen, geschickt machten die Gastgeber die Räume eng und blieben im Angriffsspiel bis zum Ende geduldig. Erst in den letzten zehn Minuten schlug dann die Stunde der Memmelsdorfer Offensivreihe, die dann den nötigen Killerinstinkt bewies und den SVM auf den sechsten Tabellenplatz vorrücken ließ. Somit blickt man an der Schmittenau einem ruhigen Saisonausklang entgegen, mit Partien beim SV Friesen sowie gegen den FSV Bayreuth könnten die Rot-Weißen aber im Abstiegskampf noch das Zünglein an der Waage spielen. Deutlich weniger Dramaturgie dürften die letzten beiden Spieltage für Feucht verlaufen, der ATSV Erlangen hielt sich zeitgleich zur Niederlage des 1.SC in Lichtenfels schadlos, ähnliches dürfte auch dem TSV Buch gelingen, wenn es am Sonntag zum Tabellenletzten SpVgg Erlangen geht. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf den zweiten Platz vorerst, kann aber noch auf fünf Zähler anwachsen. So konstant, wie sich das Spitzentrio zuletzt zeigte, dürfte der Aufstiegszug damit abgefahren sein. Die abschließenden Partien gegen den TSV Sonnefeld und beim SV Mitterteich könnten sich zu einem Muster ohne Wert entwickeln, notwendig ist das nach den Begegnungen dieser Woche nicht. Doch die zuvor so gut geölte Tormaschinerie des 1.SC Feucht ließ im zweiten Spiel in Folge an Leistung nach, ein Umstand, den der Aufstiegskampf in dieser Saison nicht verzeihen kann.
Spielbericht eingestellt am 05.05.2018 22:08 Uhr