Der viel zitierte Korbmarkt-Mythos sollte dem zuletzt einigermaßen gebeutelten FC Lichtenfels, der seit drei Pflichtspielen auf einen Sieg in der Landesliga Nordost wartete, Flügel verleihen. Der Rivale aus dem Frankenwald schien rein statistisch dafür genau der richtige Gegner zu sein, kam der SV Friesen doch schließlich mit der „Empfehlung“ von zuletzt fünf Niederlagen aus sechs Partien und zwei Auswärtsauftritten ohne eigenen Treffer.
Niklas Lulei (li.) sucht gegen Andreas Baier nach einer
Anspielstation.
Bernd Riemke
Von Verunsicherung bei der Elf von Trainer Armin Eck war jedoch zunächst nichts zu spüren. Die hohe Anzahl an Gegentoren in den letzten Partien ließ den FC Lichtenfels etwas abwartender auftreten. Steffen Hönninger als einzige Sturmspitze lief nicht so früh an, wie man das von den Hausherren üblicherweise gewohnt ist und so verzeichnete der SVF deutlich mehr Ballbesitz, konnte einen geordneten Spielaufbau vortragen und ließ dabei immer wieder seine spielerische Klasse aufblitzen. David Daumann auf der Außenbahn erwischte einen starken Tag und auch Hannes Nützel gelang es häufig, Akzente zu setzen. Gerade als die Viererkette des FCL zum ersten Mal bröckelte und Marcel Lindner beim Scheibenschießen in der 20. Minute als letzter von drei Gästeakteuren an der sich vielbeinig in die Schussbahn werfenden Hintermannschaft der Gastgeber scheiterte und Friesen dem Führungstreffer deutlich näher war, klingelte es auf der Gegenseite. Aumüller – Hönninger- Jankowiak lauteten die drei Stationen, über die es den ganz in rot gekleideten Hausherren gelang, das Mittelfeld schnell zu überbrecken. Letzterer scheiterte mit seinem Schuss aufs lange Eck zwar am gut reagierenden Kirschbauer, doch der 46-jährige Keeper konnte das Leder nur abklatschen lassen, so dass Niklas Lulei keine Mühe hatte aus kürzester Entfernung abzustauben (26.). Nicht nur, dass die Führung nicht lange hielt. Keine fünf Minuten später liefen die Korbstädter einem Rückstand hinterher. Der Kopfball von Nils Firnschild im Anschluss an einen Standard war zwar ebenso schulmäßig wie wuchtig, doch den hätten die langen Kerls in der Hintermannschaft des FCL besser verteidigen müssen. So konnte sich Hannes Köster trotz Gardemaß strecken wie er wollte, der Gästekapitän bejubelte seinen ersten Treffer. Und der zweite folgte sogleich. Diesmal ließ Aumüller den spielstarken David Daumann in Ruhe flanken und Firnschild bugsierte das Spielgerät im Fallen erneut neben den linken Pfosten zum 2:1 aus Sicht der Gäste in die Maschen. Dieser Zwischenstand entsprach auch eher dem Geschehen auf dem Rasen, denn Lichtenfels wachte erst in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel auf, kam durch Mahr (41.) und Jankowiak (44.) zu zwei guten Kopfballmöglichkeiten, ging aber verdientermaßen mit einem Rückstand in die Kabinen.
David Daumann (li.) hat sich der Verfolgung durch Manuel Aumüller
entledigt.
Bernd Riemke
Mit ordentlich Wut im Bauch, einer klareren Spielidee und mächtig viel Druck kam der Gastgeber zurück aufs Feld. Dies schlug sich auch prompt in klaren Möglichkeiten nieder. Zuerst durfte Steffen Hönninger ran, dessen 15m-Schuss Katze Kirschbauer stark mit einer Hand am Überschreiten der Torlinie hinderte (51.). Dann kam die Zeit von Niklas Lulei, der zunächst einen 25m-Hammer auspackte, der exakt das obere Tordreieck traf (53.), und wenig später – diesmal aus zentraler Position – mit seinem Distanzversuch den Querbalken traf (56.). In dieser Viertelstunde nach Wiederanpfiff waren die Gastgeber eindeutig Herr im eigenen Haus und hätten sich den Ausgleich durchaus verdient. Mit zunehmender Spieldauer verflachte der Angriffswirbel jedoch wieder und Friesen gelang es deutlich besser, sich aus der Umklammerung zu befreien. Dabei setzten die Gäste auch spielerisch gute Zeichen, blieben bei ihren Konterangriffen jedoch mit dem letzten Pass zu unpräzise, so dass die Hoffnung auf den erlösenden Ausgleich beim FCL bis in die Schlussminuten keimte. In diesen warfen die Roten noch einmal alles nach vorne, waren dabei sichtlich um einen geordneten Aufbau bemüht und sollten dafür tatsächlich belohnt werden. Steffen Hönninger, der sein Startelf-Comeback nach acht Wochen Pause gab, bekam das Spielgerät von Niklas Lulei per Brust an der Strafraumgrenze auf den linken Schlappen gelegt und zimmerte selbiges maßgenau neben den langen Pfosten in die Maschen (89.). Jubel und Erleichterung mischten sich nach dem zweiten Last-Minute-Ausgleich im zweiten Heimspiel nacheinander, der zudem den nunmehr neun Jahre andauernden Korbmarkt-Mythos der Unbesiegbarkeit wahrte. Der SV Friesen zeigte indes einen deutlichen Aufwärtstrend und überzeugte mit einer couragierten Vorstellung, teilweise flüssigem Kombinationsspiel und einer leidenschaftlichen Partie, in der Hannes Nützel um ein Haar aus spitzem Winkel in der letzten Minute sogar noch einmal das 3:2-i-Tüpfelchen auf die Auswärtspartie für seine Farben gesetzt hätte. So mussten sich beide Lager mit einer am Ende gerechten Punkteteilung begnügen, die insgesamt auch den Spielanteilen entsprach.
Steffen Hönninger (Mi.) blockt, Andreas Mahr grätscht, doch Hannes
Nützel bringt den Ball zum eigenen Mann.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 16.09.2017 20:08 Uhr