Beim Nachbarduell trafen zwei unterschiedliche Welten zusammen. Während die Neudrossenfelder nach vier Rückrundensiegen schnurstracks Richtung Bayernliga marschieren, drohten die die Saaser, den Kontakt zu den relegationsplätzen zu verlieren. Ob es ausgerechnet gegen den Klassenprimus gelingen würde, wieder ein Erfolgserlebnis einzufahren, erschien mehr als fraglich. Denn die Grünweißen hatten sich in der Winterpause mit dem ehemaligen Altstädter Patrick Weimar noch einmal hochkarätig verstärkt und in der Rückrunde noch keinen Gegentreffer bekommen. Außerdem hatte TSV-Coach Markus Taschner fast die Qual der Wahl, nachdem jetzt auch wieder Bas Peeters vom Auslandsstudium zurückgekehrt war. Bei den Saasern freute man sich auf ein Wiedersehen mit Ex-Kapitän Hannes Greef, der nach Operation zumindest auf der Bank der Gäste Platz nahm. Vor dem Spiel fanden sich die Teams, um Leo aus der Saas zu unterstützen - und die Referees verzichteten zugunsten einer Spende sogar auf ihr Salär.
Wie gegen eine Wand: Mike Hofmann (in rot) lauft gegen Anton Makarenko.
Hans Wunder
Die Gäste schienen an Standardsituationen, insbesondere an Eckbällen, sehr präzise gearbeitet zu haben. Nach wenigen Minuten führten sie einen Eckstoß kurz aus, Anton Makarenko zog zum Strafraumeck und setzte die Kugel ans Lattenkreuz. Anschließend waren die Grünweissen drückend überlegen, was insbesondere aus ihrer Zweikampfstärke resultierte. Während die Lerchenbühler etwas verzagt und auch desorganisiert wirkten, trat die Taschner-Elf resolut und selbstbewusst auf. Nur klare Torchancen ergaben sich kaum aus dem Spiel. Und wenn, dann fehlte die nötige Konzentration, wie bei Levin Pauli, der am zweiten Pfosten nach starker Schneider-Flanke deutlich verzog. Freilich machte die deutliche Überlegenheit auch etwas leichtsinnig - beim einzigen BSC-Konter im ersten Abschnitt war nur noch ein Neudrossenfelder in der eigenen Hälfte, aber Torwart Tobias Grüner klärte vor dem einschussbereiten Michael Sauerstein. Danach wurde aber wieder der BSC-Kasten belagert und bei Eckbällen wurde es mitunter brandgefählich. Erst köpfte Bas Peeters zu zentral, so dass Keeper Tobias Obwandner parieren konnte. Aber anschließend sah der Schlussmann schlecht aus. Stefan Kolb erwischte die Kugel im Fallen und den Torwart auf den falschen Fuß und irgendwie trudelte das Leder zum 0:1 (25.) ins Netz. Von der Saas war bis auf den Konter in den ersten Minuten nichts zu sehen. Und als die Gäste kurz vor der Pause noch einmal anzogen, lag die Vorentscheidung in der Luft. Doch Stefan Kolb verzog knapp und schließlich scheiterte der völlig verwaiste Bas Peeters bei seinem Alleingang am BSC-Schlussmann. Danach sorgte ein vermeintliches Handspiel von TSV-Verteidiger Lukas Schelenz im Strafraum für Aufregung - aber die Pfeife blieb trotz aller Proteste stumm. Glück für Neudrossenfeld.
Duell der Ausgepufften: Markus Walther (li.) gegen Patrick Weimar.
Hans Wunder
"Wir haben uns gesagt, dass wir mutiger auftreten müssen und auch ein paar Umstellungen haben sich positiv ausgewirkt", verriet BSC-Spielertrainer, der nach der Pause nicht mehr in der Innenverteidigung, sondern im zentralen Mittelfeld zu finden war. Außerdem kam Routinier Florian Maßberger, der gleich einen Kopfball ansetzte, der von Torwart Tobias Grüner gerade noch entschärft werden konnte. Als die Platzherren richtig dabei waren, dem hohen Favoriten Paroli zu bieten, waren sie plötzlich einen Mann weniger - der gelbbelastete Moritz Taglieber wusste sich gegen Stefan Kolb nur mit einem Foul zu helfen und sah die Ampelkarte. Trotzdem versuchten die Gastgeber weiter, forsch nach vorne zu spielen. Aber die klaren Möglichkeiten hatten nun die Gäste. Entweder scheiterten sie am starken Keeper Tobias Obwandner, der seinen Fehler längst ausgebügelt hatte, oder schlossen zu unkonzentriert ab. Der eingewechselte Tim Majczyna hatte wohl auch mit dem inzwischen unebenen Platz zu kämpfen, denn der Neudrossenfelder setzte die Kugel nach mustergültiger Vorlage von Mikel Seiter haushoch drüber. Und als Seiter in bester Schussposition auch noch den eigenen Mitspieler traf, war klar, dass dem Spitzenreiter ein heißes Finish erwarten würde. Allerding hofften die Saaser vergeblich, dass irgendein Ball zum Ausgleich durchrutschen würde - auch wenn sie mit einem Mann weniger in den Schlussminuten noch etwas Druck entfachen konnten.
Am Ende verteidigten die Gäste ihren Vorsprung: Michael Sauerstein (vorne) spürt es.
Hans Wunder
Für Gästetrainer Markus Taschner war es wichtig, dass bei seiner Mannschaft nach dem erfolgreichen Start kein Schlendrian einzieht - der war an diesem Tag nicht zu erkennen, auch wenn spielerisch ein paar Wünsche offen blieben. Ganz andere Sorgen haben die Saaser, die am Montag beim Pokal in Münchberg etwas für das Selbstvertrauen machen wollen.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2023 22:51 Uhr