Zum Rückrundenauftakt stand das Landkreis-Derby zwischen dem TSV Karlburg und dem ASV Rimpar auf dem Programm. Karlburg brauchte nach dem 1:1 gegen Viktoria Kahl einen Sieg, um sich etwas Luft im Kampf um den Klassenerhalt zu verschaffen. Die sieben Plätze davor platzierten Rimparer bilden die Spitze des Landesliga-Mittelfelds. Doch der Abstand war vor Spielbeginn nur sechs Punkte (immerhin zehn Punkte auf den ersten Relegationsplatz). Dass Rimpar trotzdem besonders motiviert ins Spiel ging, dafür sprachen zwei Fakten. In der Vorwoche musste der ASV eine bittere Derbyniederlage in Höchberg verarbeiten. Zudem war den Würzburger Vorstädtern wohl noch das Hinspiel am ersten Spieltag im Gedächtnis. Bis in die Nachspielzeit hinein führte man auf heimischem Geläuf mit 2:1. Dann schoss Manuel Römlein aus nahezu unmöglichem Winkel zum 2:2 ein. Beim TSV Karlburg setzte man wie gewohnt auf ein 4-1-4-1 System, wobei zwei Leistungsträger zunächst draußen blieben. Kapitän Tobias Wießmann hatte Trainingsrückstand aus beruflichen Gründen und Manuel Römlein kam aus einer Verletzungspause gerade erst zurück. Der ASV spielte im „klassischen“ Nationalmannschafts-System 4-2-3-1, wobei die beiden offensive nAußen im Spiel gegen den Ball fast zu Außenstürmern wurde.
Christian Steinmetz (li.) vom ASV Rimpar überspringt den Karlburger Thilo Wilke (re.).
Sebastian Werner
Zuschauer, die sich gerne mit taktischen Systemen und Laufverhalten im Kollektiv beschäftigen kamen in der ersten Halbzeit dieser Landesliga-Partie voll auf ihre Kosten. Da sich wohl aber die Mehrzahl der Gäste ein Spektakel erhofft hatte und dies auch bevorzugt, muss die Halbzeit wohl als Langeweiler bezeichnet werden. Von Beginn an waren beide Mannschaften enorm auf taktische Disziplin und Sicherung des eigenen Tores bedacht. Rimpar versuchte in der Anfangsphase den TSV aggressiv anzulaufen und kam so immer wieder schnell in Ballbesitz. Im Spiel nach vorne aber tat sich die Elf von Stefan Johannes und Patrick Sträßer schwer, die nötigen Lücken im Karlburger Defensivverbund zu finden. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Weinroten eigentlich zu keiner Torchance kamen. Nach einem Konter schloss mal Patrick Röder aus spitzem Winkel ab. Doch der Ball ging deutlich am Tor vorbei. Und als der ASV kurz vor der Pause mal ins Tor traf, war vorher zurecht ab abgepfiffen worden, weil sich ein Rimparer Angreifer eine gefährliche Seitfallzieher-Aktion am Mann erlaubte.
Karlburg brauchte einige Zeit, um ins Spiel zu kommen, da Rimpar anfangs extrem draufschob. Mit zunehmender Spieldauer befreite sich der TSV aber aus der Umklammerung. Allerdings gelang es auch der Sternheimer-Elf nicht, spielerisch in Tornähe zu kommen. Dafür war die Bewegung auf den beiden Außenpositionen nicht gut genug und auch das starke Stellungsspiel der RImparer Viererkette verhinderte gefährliche Situationen schon im Ansatz. Goalgetter Szymon Dynia hing entsprechend in der Luft, da er meist mit ungenauen hohen Bällen gefüttert wurde. Rimpars Keeper Maximilian Schmitt muss erstmals auf der Hut sein, als Thilo Wilke aus spitzem, linken Winkel abzog, der Ball aber sichtlich am Tor vorbeiflog. Wenig später durfte endlich auch Dynia mal in Aktion treten. Er wurde mit einem langen Ball angespielt, nahm ihn mit der Brust an der Strafraumlinie an, drehte sich um Gegenspieler Moskwiak und zog sofort ab. Weder brachte er aber ausreichend Wucht noch Präzision hinter den Ball, so dass Torwart Schmitt den Ball locker parieren konnte. Das war’s im Prinzip schon aus Durchgang eins. Beide Mannschaften organisierten sich hervorragend im Spiel gegen den Ball. Auch die verbale Zuordnung untereinander funktionierte einwandfrei. Leider aber litt das Offensivspiel auf beiden Seiten unter der taktischen Disziplin und der Arbeit gegen den Ball. Topstürmer Szymon Dynia wurde von der Rimparer Innenverteidigung gut aus dem Spiel genommen. Etwas mehr Mut und Entschlossenheit in den Aktionen sollte im zweiten Durchgang auf beiden Seiten schon möglich sein.
Die einzige halbe Chance der ersten Halbzeit: Szymon Dynias (li.) Drehschuss gegen Rimpars Innenverteidiger Nicolas Moskwiak (re.) ist aber zu harmlos.
Sebastian Werner
Zur Pause brachte Karlburgs Coach Siggi Sternheimer den eigentlichen Stammspieler Manuel Römlein für Max Köhler auf den linken Flügel. Der Linksfuß sollte für Belebung sorgen und vor allem bei Standards seine Qualitäten einbringen. Und endlich wurde das Spiel auch ein solches, welche die anwesenden Zuschauer wohl von Beginn an erwartet hatten: offenes Visier und Torraumszenen. Die erste gute Chance hatte der ASV Rimpar. Von rechts flog eine Flanke in den Strafraum. Patrick Röder bewies Übersicht und legte auf seinen Kapitän Markus Köhler, ein Ex-Karlburg, ab. Doch auf Kniehöhe brachte es der 4er nicht fertig, den Ball über die Linie zu drücken und vergab die Großchance. Dieser Weckruf war offenbar nötig, um die Karlburger aus ihrer Lethargie erwachen zu lassen. Denn der TSV dreht nun auf und verbuchte ebenfalls die erste Großchance. Steffen Lehofer wurde auf dem Flügel geschickt und war erst am 16er wieder einzuholen. Dort verpasste er den rechtzeitigen Abschluss, hätte aber im folgenden Zweikampf eventuell einen Elfmeter herausholen können. So prallte der Ball zum mitgelaufenen Manuel Römlein, der sofort mit links abzog. Ein Rimparer Abwehrmann warf sich dazwischen, so dass der Schuss knapp über die Latte flog. Mit den beiden Hochkarätern auf beiden Seiten war die Richtung Stimmung und Einstellung endlich erreicht. Mit viel höherem Tempo spielten beide Mannschaften nach vorne und suchten dabei auch immer wieder die Flügel, um die gegnerische Abwehrkette auseinanderzureißen. Dies gelang dem heimischen TSV besser. In der 58. Minute kam Thilo Wilke am 16er an den Ball und schlenzte überlegt flach auf das lange Eck. Doch Maximilian Schmitt war auf dem Posten und fischte den Ball aus dem Eck.
Das Trainer-Gespann Sträßer/Johannes musste reagieren und brachte mit Sebastian Hüfner eine weitere Offensivkraft. Doch dominant war weiterhin der TSV der mit Diagonalbällen, zumeist von Marvin Schramm, immer wieder hinter die Abwehr der Rimparer kam. An der Präzision der Flankenbälle haperte es aber. Bei einem der wenigen Angriffe der RImparer ereignete sich dann die spielentscheidend Szene. Nach einem Eckball kam es an der Strafraumgrenze zu einem Zweikampf zwischen Kevin Leibold und Spielgestalter Christian Steinmetz vom ASV Rimpar. Genau auf der Strafraumlinie holte der Rechtsverteidiger Steinmetz von den Beinen, so dass Schiedsrichter Wörtmann zurecht auf Strafrstoß entschied. Joker Hüfner trat an, versuchte mit unorthodoxen Bewegungen Benedikt Karl im Tor der Karlburger zu irritieren, traf dann aber auch souverän in die Maschen. Karlburg ließ den Kopf in der Folge nicht hängen und hatte gleich darauf die große Chance zum Ausgleich, die aber erneut nicht genutzt werden konnte. Karlburg machte aber weiter und drückte den ASV nun in die eigene Hälfte. Diese spielten seltsamerweise hinten sehr riskant und offenbarten Lücken in der Deckung. Sträßer nahm daher Philipp Löw, zu Beginn der einzige Stürmer, vom Feld und brachte den defensiveren Mark Urkom. Als klar war, dass es vermehrt über lange Bälle gehen würde, brachte Sternheimer auch den groß gewachsenen Felix Gold für den eher kleinen Flügelflitzer Steffen Lehofer.
Der an diesem Tage eher unglücklich agieren Szymon Dynia hatte dann die Riesenchance, den verdienten Ausgleich herzustellen. Wieder einmal stand die Rimparer Abwehrkette etwas zu hoch und Dynia wurde in die Gasse geschickt. Er hatte wohl etwas zu viel Zeit, denn Maximilian Schmitt blieb lange stehen und so scheiterte Dynia mit seinem Flachschuss an Schmitts Bein (80.). Allmählich lief dem TSV Karlburg die Zeit davon und es wurde klar, dass es nun wohl einen Lucky Punch benötigen würde, um noch den Ausgleich herzustellen. Der kopfballstarke Marvin Schramm war fast nur noch in der Spitze zu finden und der mittlerweile eingewechselten Tobias Wießmann schaufelte einen Ball nach dem anderen in die Rimparer Strafraumgegend. Entscheidendes wollte dem TSV aber nicht mehr gelingen. Auf der Gegenseite verpasste Sebastian Hüfner die Entscheidung. Sein Schuss aus acht Metern wurde noch von einem Abwehrbein über die Latte gelenkt. So blieb das Spiel bis zum Schluss spannend. Rimpar verhielt sich in der hektischen Schlussphase geschickt und stellte die Karlburger Abwehrspieler früh zu, so dass die langen Bälle unpräzise waren und leicht von der Abwehr geklärt werden konnte.
Dass Rimpar als Sieger vom Platz ging, war natürlich keine Sensation. Nach den Geschehnissen in den 90 Minuten wäre aber ein Remis gerechtfertigt gewesen. Nachdem sich beide Mannschaften in der ersten Halbzeit nur belauert hatten und praktische keine Torchancen erspielen konnten, nahm das Spiel in der zweiten Halbzeit an Fahrt auf. Karlburg hatte insgesamt vier gute Chancen, konnte aber keine davon nutzen. Die Chancenverwertung, die in den letzten Wochen deutlich besser war, war heute wieder einmal das Manko. Rimpar trat in der Offensive weniger in Erscheinung. Die drei Chancen, die man zu verzeichnen hatte, waren aber Hochkaräter. Erst verpasste Köhler die Führung, dann brachte Hüfner die Weinroten per Elfer in Front, ehe er die Entscheidung kurz vor Schluss verpasste. Rimpar gewann also etwas glücklich, weil man das effektivere Team. Das ASV-Trainerteam wäre mit einem Punkt gegen spielstarke Karlburger zufrieden gewesen. Den Sieg nehmen Patrick Sträßer und Stefan Johannes aber sicher sehr gerne mit.
Spielbericht eingestellt am 03.11.2014 00:46 Uhr