von tsv-abtswind.de
Ein ganz normales Foul an der Gegengeraden, Höhe Mittellinie. Abtswinds Jörg Otto lässt den langen Haxen stehen. Florian Eichinger, Sturmtank des Baiersdorfer SV, fällt und schreit dabei seine Protestnote gegen die einsetzende Schwerkraft heraus.
Im nächsten Moment bringt sich auch schon Schiedsrichter Simon Marx musikalisch in Positur, greift hinter sich und zeigt Jörg Otto den grellroten Karton. Was auch immer der Unparteiische in dieser Szene (57. Minute) zusätzlich gesehen haben mag. Im Zuschauerpulk wird heftig darüber gerätselt. Summa Summarum liegen die Hausherren nun mit jeweils einem Spieler und einem Tor hinten. Jetzt ist die Zeit fürs Ärmel-Hinterkrempeln, für die weiten Wege. Mitten hinein in diese Abtswinder Neusortierung kontern die Gäste. In der Mitte gewinnt Senad Bajric einen wichtigen Zweikampf gegen gleich drei heranstürmende Verteidiger. Sein Zuspiel erreicht Felix Günther, der zusammen mit Florian Eichinger die Überzahl gegenüber Abtswinds Daniel Hämmerlein herstellt. Kaltschnäuzig spielen sie zunächst den letzten verbliebenen Innenverteidiger und danach Torwart Oliver Scheufens aus. Felix Günther lupft locker zum 0:2 ein. Desaster. Jetzt kann nur noch Mutti Merkel helfen. Oder ein starker Schlussspurt, mit Scheuklappen, alles nach vorne werfen, was noch geradeaus laufen kann.
Wie kam man in diese brenzlige Lage? Gewohnt locker zieht die Heimelf ihr geduldiges Passspiel auf und kommt zu vereinzelten Torabschlüssen. Nichts wirklich gefährliches dabei, aber Geduld ist bekanntlich eine Tugend – die auch unvermittelt nach hinten losgehen kann. Andreas Geck setzt sich auf der rechten Außenbahn durch und passt diagonal durch den Strafraum. Am langen Pfosten enteilt Gästespieler Florian Eichinger seinem Bewacher Daniel Hämmerlein und zirkelt die Pille am überraschten Torwart Oliver Scheufens vorbei. Die Kugel geht knapp am anderen Pfosten vorbei in die Werbebande.
Abtswind verzeichnet mehr Ballbesitz, findet jedoch wenig bis keine Mittel, gegen eine robuste Baiersdorfer Zweikampfführung. Die gut stehenden Gäste sind kaum in Verlegenheit zu bringen. Vor allem bei hohen Bällen zeigen sich die langen Kerls von Baiersdorfs Trainer Helmut Wulff überlegen. Lediglich bei dieser einen scharfen Flanke von Przemyslaw Szuszkiewicz in der 20. Minute ist Pascal Kamolz in aussichtsreicher Position und wird prompt von hinten gestoßen. Abtswinds Außenverteidiger Przemyslaw Szuszkiewicz tritt an. Keeper Marc Oertelt ahnt die richtige Ecke und hält den Schuss sicher fest. Kurz darauf setzt Baiersdorfs Felix Günther einen Freistoß aus der eigenen Hälfte die rechte Seite entlang. Sven Gibfried unterschätzt den aufspringenden Ball und kann Florian Eichinger lediglich hinterher hecheln. Der Gästestürmer spitzelt das Ding unter dem heranstürmenden Abtswinder Schlussmann vorbei zum nicht unverdienten 0:1 ins Netz.
Eine kurze Trinkpause bietet den Übungsleitern die Gelegenheit, die eigene Truppe neu einzustellen auf die veränderte Gewichtung. Doch zunächst ändert sich wenig. Abtswind baut gemütlich auf, während die Gäste direkt, mit wenigen Ballkontakten das Mittelfeld überbrücken und immer wieder ihre Sturmspitze suchen, Florian Eichinger. Einige gelbe Karten später ruft Schiedsrichter Simon Marx beide Mannschaften zum Pausentee.
Etwas erfrischt, neu motiviert geht es an die zweiten 45 Minuten. Und die bieten alles, was im Fußball so möglich erscheint, mit Ausnahme eines vogelwilden Nacktflitzers, aber wer will denn so kleinlich sein. Beginnen wir mit einem sehenswerten Freistoßheber von Sven Gibfried. Butterweich segelt der Ball über die Mauer und landet knapp neben dem Pfosten. Ansonsten spielt sich einiges zwischen den Strafräumen ab, vor allem teils überhart geführte Zweikämpfe. Bereits in der ersten Hälfte sahen 4 Spieler die gelbe Karte. Eine knappe Viertelstunde nach Wiederanpfiff gipfelt die Verwarnungsflut in zwei weiteren gelben und der eingangs beschriebenen knallroten Karte. Die allgemein fühlbare Stimmungslage überhitzt spätestens nach einem weiteren harten Einsteigen gegen die Abtswinder Jürgen Endres und Albert Fischer.
Spätestens nach dem 0:2 legen die Gastgeber so einiges an gedanklichem Ballast beiseite und werfen alles nach vorne. Mit Michael Seuling, Neuzugang Nicolas Wirsching und Peter Mrugalla kommt frisches Personal für die Offensive. Baiersdorfs Trainer reagiert und wechselt nacheinander die eigene abgekämpfte Offensivfraktion zugunsten einer höheren defensiven Stabilität, gerade im Mittelfeld. Der Anschlusstreffer fällt daraufhin etwas kurios. Über die linke Angriffsseite zieht Michael Seuling an und legt ab auf Jürgen Endres, direkt weiter auf Pascal Kamolz, der wiederum für seinen eingewechselten Sturmpartner Peter Mrugalla ablegt. Dessen Flanke bereinigt Jakob Karches im Rückwärtslaufen direkt vor die Füße von Nicolas Wirsching. Der Regionalliga erfahrene Neuzugang von den Würzburger Kickers zieht volley und platziert aus 30 Metern ab und erwischt Gästekeeper Marc Oertelt dabei auf dem falschen Fuß. Selbst auf dem richtigen hätte der Schlussmann so seine Probleme bekommen. Ein Stich in der Landschaft und Auftrieb für die Heimelf. In der nun folgenden Schlussoffensive zückt der Unparteiische zwei weitere gelbe Karten und verweist zwei Gästeakteure wegen wiederholtem Foulspiel des Platzes. Wobei nicht jeder die Ampelkarte für den Zweikampf zwischen Miguel Gonzales gegen den abhebenden Nicolas Wirsching zückt. Allerdings stand der Mann in Schwarz auch hier wieder ganz nah dran am Geschehen.
Die Nachspielzeit wird angezeigt. Aufgrund des Pfiffgewitters gibt Schiedsrichter Simon Marx satte 5 Extraminuten oben drauf. Kurz darauf meckert sich auch Felix Günther frühzeitig in die Kabine. Ein weiterer Abtswinder Freistoß segelt in den Strafraum und wird kämpferisch zur Seite abgewehrt. Die Heimelf führt den Einwurf schnell aus auf Michael Seuling. Dieser dreht sich um einen Gegenspieler herum und geht bis zur Grundlinie. Dort, mitten im Lauf, grätscht ihn ein Baiersdorfer Akteur unsanft um. Der Unparteiische zögert auch in dieser Szene nicht lange und zeigt auf den Elfmeterpunkt. Dieses Mal tritt Peter Mrugalla an und knallt die Kugel rechts oben in die Maschen. Das war die letzte Szene in dieser hochspannenden Partie. Kurz nach dem Abpfiff kocht das Ganze noch mal hoch. Einige Gästeakteure wollen vom Schiedsrichtergespann Aufklärung über so manche Entscheidung. Doch das Ganze löst sich schnell auf, spiegelt dieses Unentschieden doch gerecht das vorab gezeigte, attraktive Landesligaspiel wieder. Einige Fragen bleiben: Wieso die rote Karte ? Wer hat nun einen Punkt gewonnen, wer zwei verloren?
Spielbericht eingestellt am 18.08.2014 15:33 Uhr