Zum Spiel des Jahres hatten die Verantwortlichen der DJK Don Bosco Bamberg das Match gegen den Tabellenzweiten aus Sand deklariert. Und die Marketing-Aktion schien zu fruchten: Knapp 800 erwartungsfrohe Zuschauer fluteten die Rudi-Ziegler-Sportanlage, das sind fast vier Mal mehr als im Saisondurchschnitt. Was sie erwarteten, war nicht mehr und nicht weniger als ein fußballerischer Leckerbissen, denn Magerkost servierten die beiden Topteams der Landesliga Nordwest ihren Fans in dieser Spielzeit noch nicht. Der FC Sand startete mit sechs Siegen aus sieben Spielen in die Saison, die heimische DJK konnte sogar alles bisherigen Partien für sich entscheiden. Kein Wunder also, dass Sands Coach Bernd Eigner eine enge Begegnung erwartete: "Ich gehe davon aus, dass nicht zuletzt die Tagesform entscheiden wird. Einen Favoriten sehe ich nicht." Eine Einschätzung, die nicht jeder teilt. Die Abtswinder, die der FC Sand jüngst in Grund und Boden gestampft hat, erklärten den übermächtigen Gegner just zum "unbestrittenen Favoriten auf den Gewinn der Meisterschaft". Und auch Don Bosco-Coach Gerd Schimmer, der vor der Partie als anpfiff-Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde, verwies auf den "mit ehemaligen Regionalliga-Spielern gespickten Kader" des heutigen Gegners. Zu verachten allerdings auch nicht die Standortvorteile seines eigenen Teams: Heimvorteil, Zuschauerkulisse, Kunstrasen. Die Ausrede wolle Bernd Eigner aber nicht gelten lassen: "Den Vorteil, den die Bamberger zu Hause auf ihrem Kunstrasen haben, werden wir annehmen!"
Florian Gundelsheimer (hinten) sitzt dem Heimakteur Maximilian Hoffmann im Nacken.
Markus Schütz
Meckern hätte auch wenig Sinn gemacht, gespielt werden musste ja trotzdem. So ging es in einem kompakten 4-1-4-1-System in die Partie, mit Torgarant Peter Heyer als einziger Spitze. Der Gastgeber aus dem Bamberger Ortsteil Wildensorg begann im bewährten 4-4-2-Spielsystem mit Christoph Kaiser als defensivem Sechser und Markus Fischer als zentralem Offensivmann hinter den Spitzen. Abwartend schien keine der beiden Mannschaften spielen zu wollen: Vom Anpfiff weg suchten die Spieler die Zweikämpfe und versuchten, den Gegner über eine aggressive Spielweise zu beeindrucken. In der Anfangsphase sollte es allerdings keinem der Mannschaften gelingen, sich ein optisches Übergewicht herauszuspielen. Vielmehr sorgten zahlreiche Grätschen und Tacklings dafür, dass der Spielfluss mehrfach unterbrochen wurde. Eines dieser "blöden" (Eigner) Foulspiele nutzte Freistoßvirtuose Markus Fischer, um den Ball aus halbrechter Position scharf vor das Sander Tor zu schlagen. Dort beharkten sich die ehemaligen Vereinskameraden Christoph Kaiser und Rene Finnemann, so dass nicht abschließend geklärt werden kann, wer letztendlich den Ball über die Linie gedrückt hat. Im Zweifel für den Stürmer - dieses Motto gilt auch bei uns, deshalb wollen wir an dieser Stelle Christoph Kaiser als Torschützen des 1:0 führen (6.). Kurz danach war für den Torschützen das Spiel gelaufen: Bei einem Zweikampf verdrehte sich Kaiser so das Knie, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Ähnlich negativ startete für den Sander Trainer Bernd Eigner die Partie: Früh waren nach dem Rückstand die taktischen Überlegungen über den Haufen geworfen. Wenig erbaulicher sollte sich der weitere Spielverlauf für seinen FC gestalten. In der achten Minute scheiterte Dominik Schütz nach einem unfreiwilligen Doppelpass mit seinem Gegenspieler aus zehn Metern zentraler Position am Sander Keeper Dominik Biemer. Mitte der ersten Hälfte zirkelt Markus Fischer zwei Freistöße knapp über oder neben das Tor (16./21.). Am Ende einer intensiven, von Zweikämpfen und Standardsitautionen geprägten ersten Halbzeit, sollte bei annähernd gleichem Ballbesitz ein Chancenverhältnis von 7:2 für die heimische DJK Don Bosco stehen. Die zwei Tormöglichkeiten des FC Sand resultierten aus zwei Eckbällen von Daniel Reinbergas, die aber weder Dominic Leim (20.) , noch Stefan Wasser (34.) verwerten konnten. Dem zweitplazierten FC fehlte lange der Zug zum Tor, im Mittelfeld wollte oder konnte kein Akteur das Spiel entscheidend an sich reißen. So hatte der Tabellenführer aus Bamberg das Spiel spätestens nach dem Führungstreffer über weite Strecken im Griff, ohne allerdings hochüberlegen oder brandgefährlich zu sein. Dennoch ging der 1:0-Halbzeitstand in Ordnung, zumal Schnitzer (34.)und Kropf (37.) noch beste Einschussmöglichkeiten besaßen.
Sand versuchte zwar noch einmal alles, wie hier Peter Heyer (li.), aber die Bamberger Abwehr um den erneut stabilen Roland Kropf ließ nichts mehr anbrennen.
Markus Schütz
Das war zu wenig von seinen Mannen, befand FC-Coach Eigner in der Pause - und wechselte gleich zwei Mal. Sebastian Götz und Josef Pickel sollten dem ideenlosen FC-Spiel neue Impulse geben. Vor allem Götz erhöhte aus der Mittelfeldzentrale heraus den Druck auf die stabile Don-Bosco-Innenverteidigung um den umsichtigen Kapitän Roland Kropf. Doch noch immer sollte und wollte der letzte Pass nicht ankommen und auch vielversprechende Weitschüsse wurden noch vor der Gefahrenzone geblockt. In der 55. Minute wurde es dann richtig gefährlich für das Gehäuse des starken DJk-Keepers Matthias Kühhorn. Peter Heyer durfte sich mit Leichtigkeit im Strafraum durchsetzen und den Ball von der Grundlinie zurück auf den zentral postierten Daniel Rinbergas zurücklegen, der aus zehn Metern zentraler Position allerdings den Ball nicht richtig traf und kläglich vergab. Seis drum: Der Tabellenzweite wirkte nun wacher, aktiver, entschlossener. Klare Torchancen konnte sich der Tabellenzweite allerdings nicht mehr herausspielen, vielmehr drohte ein zweiter Gegentreffer, den die Bamberger mit Konterfußball zu erzwingen suchten. In der 60. Minute setzte sich der agile und wendige Heimstürmer Dominik Schütz im Strafraum durch und legte auf den mitgelaufenen Maximilian Hoffmann ab, dessen Schuss in letzter Sekunde geblockt werden konnte. Für die Vorentscheidung sorgte dann ein ehemaliger Bamberger: Rene Finnemann sah in der 71. Minuten wegen Handspiels die Gelb-Rote Karte - eine harte, aber regelkonforme Entscheidung. Die Überzahl eröffnete weitere Konter- und Torchancen für den Tabellenersten, der seine Kontersituationen aber schlampig ausspielte. So konnte sich der FC Sand bis zum Spielende Hoffnungen auf einen Punktgewinn machen, den man versuchte, mit langen Bällen auf den vorgerückten Innenverteidiger Dominic Leim zu erreichen. Einbringen sollte diese Taktik nichts mehr. Im Gegenteil: In der 86. Minute erhöhte der eingewechselte Gabriel Jessen, nach einem Querpass von Matthias Hoff, auf 2:0. Dieser Spielstand war zugleich der Endstand in einem Spiel, das sich auf ordentlichem Landesliga-Niveau bewegte.
Don Bosco Bamberg baut mit diesem Sieg seine Serie auf acht Siege in acht Spielen aus und liegt nun mit sechs Punkten vor dem Zweitplatzierten aus Sand. Den Sieg verdiente sich die Schimmer-Truppe mit einer kompakten Teamleistung, es war eher ein erkämpfter, denn ein erspielter Erfolg. Dem FC Sand fehlte dagegen nicht der Wille, aber dennoch der letzte Zugriff auf das Spiel. Es fehlte an Ideen im Mittelfeld, am letzten Pass in die Spitze. Im Verlauf der Saison wird sich zeigen, welche von beiden Mannschaften den längeren Atem hat und in der Lage ist, auch schwierige Partien für sich zu entscheiden. Bis dahin heißt es neue Kräfte sammeln - und wo kann man das besser als auf der Bamberger Sandkerwa?!
Spielbericht eingestellt am 23.08.2014 22:35 Uhr