Beide Mannschaften gingen mit ordentlich Selbstvertrauen in die Partie: Der TSV Abtswind hat als einziges Team der Liga noch keine Niederlage auf dem Konto und wollte sich diesen Nimbus heute natürlich bewahren. Der FC Blau-Weiß Leinach dagegen reiste mit dem guten Gefühl eines 7:0-Kantersiegs gegen Lengfeld am vergangenen Wochenende ins östliche Unterfranken. Es versprach also an diesem bewölkten Samstagnachmittag eine hochklassige Landesligapartie zu geben.
Ein häufiges Bild in der ersten Hälfte: Die Abtswinder sind den Leinachern einen Schritt voraus, so wie hier Shkelqim Kruezi (2. von re.) seinem Gegenspieler David Bauer (mi.).
Nico Rupp
Beide Mannschaften versuchten von Beginn an Druck auf den Ball auszuüben – etwas besser gelang dies zunächst den Hausherren. Und mit ihrer ersten Möglichkeit ging Abtswind dann gleich in Front: Albert Fischer eroberte sich das Spielgerät tief in der gegnerischen Hälfte und hatte sofort das Auge für Sebstian Otto. Der bekam den Ball maßgerecht aufgelegt, sah, dass Keeper Christoph Lang etwas zu weit vor seinem Kasten stand und überwand ihn mit einem gefühlvollen Lupfer (5.). Leinach zeigte sich zunächst unbeeindruckt, insbesondere mit langen Bällen versuchten die Blau-Weißen die Verteidigung der Heimelf in Verlegenheit zu bringen. Nach zehn Minuten schlug Andreas Kurz einen solchen langen Pass auf Fabian Lichtlein, doch der konnte im gegnerischen Sechzehner den schwer zu nehmenden Ball nicht unter Kontrolle bringen. Es entwickelte sich in den ersten 20 Minuten eine ausgeglichene Partie mit leichten Vorteilen für die Gäste, die daraus aber kein Kapital schlagen konnten. Nach und nach riss dann die Elf von Jochen Seuling das Spiel an sich. Nach schwachem Zweikampfverhalten von Fabian Kömm hatte Philipp Kutzenberger die Chance, die Führung auszubauen, aber sein Schlenzer ging deutlich über die Latte (18.). Nur eine Minute später konnte sich Christoph Lang im Tor der Gäste erstmals auszeichnen, als er einen Schuss von Shkelqim Kruezi zur Ecke abwehren konnte. Mit der Führung im Rücken erspielte sich der TSV in seiner stärksten Phase nun eine recht deutliche Feldüberlegenheit. Im Mittelfeld schenkte Leinach die Bälle häufig sehr schnell her und ermöglichte Abtswind seine beiden Stürmer Otto und Kutzenberger in Szene zu setzen. Allerdings kamen die nicht an der Gästeabwehr vorbei und so konnte nach einer halben Stunde keine Mannschaft Zählbares verbuchen – von der Führung natürlich abgesehen. Nachdem das Spiel etwas an Schwung verloren hatte, musste in der 40. Minute eine Standardsituation erhalten, um für Gefahr vor dem Tor der Abtswinder zu sorgen. Eine weite Freistoßflanke bekam TSV-Torhüter Irnes Husic nicht unter Kontrolle und Mathias Kurz konnte den Ball im Tor unterbringen. Doch der gute Schiedsrichter Marcel Geuß entschied aufgrund des Einsteigens des Leinacher Angreifers gegen den Keeper im Fünfmeterraum auf Freistoß für die Hausherren. Dies sollte die letzte nennenswerte Aktion in Hälfte Eins sein, mit einer durchaus verdienten Führung für Abtswind verabschiedeten sich die Spieler in die Kabinen.
Nach der frühen Führung war Abtswind vor allem in Hälfte Zwei durch Konter gefährlich. Hier klären der Leinacher Torhüter Christoph Lang und Andreas Kurz mit vereinten Kräften gegen Jonas Wirth.
Nico Rupp
Leinachs Trainer Horst Gensler, Nachfolger auf dieser Position von Abtswinds Coach Jochen Seuling, wechselte zur Pause den defensiven Mittelfeldspieler David Bauer aus und brachte mit Sebastian Ott einen weiteren Stürmer. Doch besser aus der Kabine kamen die Hausherren: Offenbar wollte man sich nicht auf der knappen Führung ausruhen, sondern mit einem weiteren Tor für klare Verhältnisse sorgen. Diese zehnminütige Drangphase überstand die Gästemannschaft unbeschadet und hatte durch einen Freistoßhammer von Philipp Christ selbst die erste dicke Möglichkeit nach Wiederanpfiff. Aber Husic klärte mit einer sehenswerten Parade zur Ecke. Auf der Gegenseite war fünf Minuten später Kutzenberger auf und davon, im letzten Moment konnte ihm Fabian Kömm mit einem riskanten Tackling den Ball vom Fuß spitzeln. Es blieb beim knappen Vorsprung für Abtswind, obwohl sich Leinach im Laufe der zweiten Halbzeit immer mehr Spielanteile sichern konnte. Aber außer bei Standardsituationen und dem einen oder anderen langen Ball in die Spitze, strahlten die Gäste kaum Gefahr aus. Abtswind zog sich zurück und verlagerte sich aufs Kontern. Und einen solchen konnte der eingewechselte Peter Mrugalla überlegt zum 2:0 abschließen (78.). Damit schien die Partie gelaufen, selbst einige Gästespieler schienen nun nicht mehr an eine Wendung zu glauben. Zumal nur zwei Minuten später die Möglichkeit auf das vorentscheidende dritte Tor erneut durch einen Konter da war, leichtfertig verspielte Ott mit einem schlampigen Pass auf Mrugalla diese Riesengelegenheit. Unnötigerweise überließen die Hausherren Leinach in der Schlussphase das ganze Spielfeld und die Gäste starteten eine furiose Schlussoffensive. Als der unermüdliche Mathias Kurz in der 84. Minute einen Pass des aufgerückten Marcel Spahn zum Anschlusstreffer verwertete, witterten die Blau-Weißen Morgenluft. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte: Völlig unbedrängt passte Torhüter Husic den Ball flach in die Füße von Joker Sebstian Ott, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und aus 20 Metern ins leere Tor einschoss (86.). Entsetzte Mienen bei den Abtswindern Spielern und Zuschauern nach diesem kapitalen Fehler des Schlussmanns, doch noch war die Partie nicht zu Ende. Leinach drückte jetzt gegen geschockte Hausherren auf den Siegtreffer, aber die brachten das Unentschieden mit Glück und Geschick über die Zeit. In der Nachspielzeit fischte Husic einen abgefeilschten Schuss von Daniel Bufe aus dem Winkel und machte seinen Fehler damit zumindest teilweise wieder gut.
Wer als Aufsteiger nach elf Spieltagen ungeschlagen den zweiten Rang der Tabelle belegt, kann nicht unzufrieden sein. Doch das Zustandekommen des heutigen Remis veranlasste nur die Gäste aus Leinach zu freudigen Gesichtern nach dem Schlusspfiff. Zu überraschend kam dieses Ergebnis zustande, dass sich jemand auf Seiten der Gastgeber darüber hätte freuen mögen. Da Pettstadt ebenfalls nur einen Punkt holte, blieb zumindest der Abstand zur Spitze derselbe. Leinach hat sich in der oberen Tabellenhälfte eingenistet und heute gezeigt, dass man auch mit den Spitzenmannschaften der Liga mithalten kann.
Spielbericht eingestellt am 15.09.2012 22:27 Uhr