Karlburgs Coach musste immer noch auf Steffen Bachmann und Marco Schiebel verzichten, zwei routinierte Kräfte, die der Mannschaft sichtlich fehlten. Vor allem Schiebel hätte der jugendlichen Viererkette gut getan. Doch auch der flinke Bachmann hätte die starke Defensive der Gäste vielleicht etwas mehr in Verlegenheit gebracht. Der TSV agierte im 4-2-3-1, wobei sich Sebastian Stumpf in der Defensive auf die Höhe von Manuel Römlein fallen ließ, um das Zentrum zu verdichten.
Bei den Gästen aus dem Aschaffenburger Kreis fehlten gar noch mehr wichtige Kräfte. Nach eigener Aussage reisten die Gäste mit dem letzten Aufgebot an. In der Tat fehlten mit Johannes Gerhart, Tim Glanz, Christian März und Julius Reis wichtige Stammkräfte, die aber allesamt exzellent ersetzt wurden. Die Gäste bestachen vor allem durch ihre starke Defensivarbeit und Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Im 4-4-2 waren vor allem der bärenstarke Baris Eren im Zentrum und die offensiven Flügelspieler Nikolaous Koukalias und Raphael Klausmann kaum in den Griff zu bekommen.
Mato Papic (re.) fährt im Luftzweikampf den Arm gegen Karlburgs David Machau (li.) aus.
Sebastian Werner
In einer sehr taktischen geprägten ersten Halbzeit waren beide Mannschaft zunächst auf Sicherung des eigenen Tores bedacht. Vor allem die Gäste begannen sehr kontrolliert und versuchten zunächst einmal die Ordnung zu halten, da zahlreiche Stammspieler fehlten. Karlburg war zumindest bemüht mit Steilpässen für Gefahr zu sorgen. Dabei wurde in der Startphase vor allem David Machau auf dem rechten Flügel gesucht. Dieser war viel unterwegs und hatte auch die beste Chance der Karlburger im ersten Durchgang. Sein Schrägschuss geriet aber zu harmlos, so dass Thummerer im Tor der Gäste keine Mühe hatte den Ball aufzunehmen.
Ansonsten aber spielte sich das Geschehen hauptsächlich im Mittelfeld ab. Die Haibacher Viererkette war extrem bissig und zweikampfstark, so dass vor allem Sebastian Stumpf und Dominik Lambrecht fast gar nicht zum Zug kamen. Zudem räumten "Terrier" Marco Wadel und der überragende Kapitän Baris Eren im Mittelfeld auf. Eren bestach vor allem mit Laufstärke und geschickter Zweikampfführung. Zudem gelang es ihm mit zunehmender Spieldauer immer besser, das Spiel der Gäste zu gestalten.
Gegen Ende der Pause gingen die Karlburger vorzeitig duschen, und zwar eiskalt. Den Hahn aufgedreht hatte dabei Nikolaos Koukalias, der aus zentraler Position ins rechte Eck traf. Karlburg hatte in dieser Szene viel zu halbherzig verteidigt und ging nicht in die Zweikämpfe. Karlburgs Torwart Fabian Brand sah den verdeckten Schuss erst sehr spät, so dass er den präzisen Schuss nicht mehr erreichen konnte.
Der Gegentreffer zeigte Wirkung. Karlburg wirkte verunsichert und hatte wohl die Spielverläufe vergangener Heimspiele im Kopf. Haibach war nun obenauf und wurde zielstrebiger. Nach einer flachen Hereingabe von Klausmann war erstmals Torjäger Christian Breunig zur Stelle und beförderte den Ball aus spitzem Winkel nur knapp neben das Tor.
David Machau (re.) setzt Alemannias Mato Papic (li.) unter Druck.
Sebastian Werner
Coach Patrick Sträßer sprach seiner jungen Truppe in der Halbzeit Mut zu. Sie sollten den Kopf oben behalten und an sich glauben. Diese Vorgabe war allerdings schnell Schall und Rauch. Den die zweite Halbzeit begann äußerst ungünstig. Die Viererkette ließ sich über rechts aushebeln, so dass die Flanke auf Breunig in den Strafraum segelte. Mit einem Grätschsprung konnte Marvin Schramm den Ball aus der Gefahrenzone in Richtung Eckfahne klären. Der eingerückte Luca Pfister glaubte offensichtlich, dass der Ball ins Aus rollen würde, doch Klausmann erlief den Ball und konnte in der Folge unbehelligt flanken. In der Mitte fehlte völlig die Zuordnung. Der Flankenball erreichte leicht abgefälscht den völlig unbedrängten Breunig, der den Ball allerdings mit dem Arm annahm und danach in den Winkel drückte. Unsicher ob das Tor zählen würde, traute sich Breunig gar nicht richtig zu jubeln. Doch da der Linienrichter kein Vergehen anzeigte, ließ Schiedsrichter Hofmann das Tor trotz massiver Proteste der Karlburger gelten.
Der schnelle Nackenschlag nach der Pause war natürlich Gift für das gerade wieder aufgebaute Selbstvertrauen. Die Verunsicherung machte sich wieder in den Köpfen breit. Der TSV fand nicht mehr ins Spiel zurück und mussten weitere Gegentore einstecken, weil die Moral fehlte. Einen Querpass von Koukalias legte Breunig an Brand vorbei. Zum Spiel passte, dass Wolff den Ball eigentlich noch von der Linie hätte schlagen können, aber am Ball vorbeitrat.
Damit war das Spiel entschieden und auch der Karlburger Wille gebrochen. Dies sah auch Manuel Römlein so, der seine Mitspieler aufforderte durch Defensivarbeit weitere Gegentore zu verhindern. Eine Viertelstunde vor Schluss sprang Jan Wabnitz ein Flankenball an den Arm: ein "Kann-Elfmeter", den Schiedsrichter Hofmann gab. Breunig leistete sich dann den einzigen Makel des Haibacher Spiels, als er den Elfer über das Tor schoss. Letztlich war es aber egal, denn da die Karlburger nicht mehr richtig in die Zweikämpfe gingen konnte man relativ unbedrängt den vierten Treffer erzielen. Haibach führte einen Eckball kurz aus. Koukalias legte den Ball auf den völlig freien Baris Eren zurück, dem Joker Bara Top in dieser Situation zu viel Platz gelassen hatte. Der harte Linksschuss fand leicht abgefälscht seinen Weg ins linke untere Eck.
Immerhin gelang Karlburg kurz vor Schluss noch der Ehrentreffer. Nach einem abgewehrten Freistoß prallte der Ball in "Ping-Pong-Manier" zu Sebastian Stumpf, der einschießen konnte. Am klaren Auswärtssieg der Gäste änderte dies aber nichts mehr.
Pasquale Lauria (re.) kann die Hereingabe von TSV-Stürmer David Machau (li.) nicht verhindern.
Sebastian Werner
Die Karlburger Spieler haben aktuell definitiv kein gutes Gefühl, wenn sie zu Hause auflaufen. Ein Gegentor bringt sie schon ins Wanken. Starke Gegner nutzen dies aus und legen sofort einen zweiten Treffer nach. Wenn du einem Stürmer der Extraklasse, wie es Christian Breunig einer ist, Platz lässt und die Zuspiele auf ihn nicht verhinderst, ist ein Gegentor kaum noch zu verhindern. Natürlich fehlte heute auch das Matchglück, aber das Zurückziehen ins eigene Schneckenhaus nach dem ersten Rückschlag ist ein Indiz für mentale Schwäche. Daher muss Patrick Sträßer nun wieder einmal Aufbauarbeit nach einem Heimspiel leisten. In Euerbach kann hoffentlich wieder sein überragendes Auswärtsgesicht zeigen. Gegen Kellerkind Röllbach steht dann aber wieder ein Heimspiel an, in dem Karlburg eigentlich klarer Favorit ist.
Bei den Gästen war man nach dem Spiel enorm stolz auf das Geleistete. Das Kompensieren der Ausfälle klappte besser als erwartet. Die defensive Stärke war die Grundlage für den Auswärtssieg, da man offensiv über genügend Qualität verfügt, jedem Gegner in der Landesliga ein oder mehrere Tore einzuschenken. Mit dem Sieg ist man vorerst mit Spitzenreiter Euerbach gleichgezogen. Trainer Torsten Zeuch strahlte nach dem Schlusspfiff und ließ im folgenden Spielerkreis Großzügigkeit walten. Am Montag gibt seinen Jungs trainingsfrei. Das haben sie sich nach dem starken Spiel auch redlich verdient.
Spielbericht eingestellt am 06.10.2018 20:53 Uhr