von Matthias Ley
„Es war Sechser-Achter-Zehner oder wie man es nennen will. Jetzt ist es Sechser-Achter-Zehner oder Sechser-Zehner-Zehner, Sechser-Achter-Achter, wie man will. Deswegen spielt das keine Rolle bei uns.“ (Bayerns Kapitän Philipp Lahm auf die Nachfrage, ob ein zweiter Spieler auf der Sechserposition zur Absicherung gefehlt habe)
Bleibt lediglich hinzuzufügen: Wenn Philipp Lahm zudem noch die realen Auswirkungen der neuen Abseitsregelung aufs allgemeine Entertainment an der Zuschauerbande schlüssig erklären kann, dann Hut ab und weiter schön seltsam in die Weltgeschichte geblickt. Wer braucht denn so ein neudeutsch kickerndes Kauderwelsch? Bleiben wir lieber bei den handfesten Dingen des Sports, wie beispielsweise dem heutigen Aufeinandertreffen in der Landesliga Nordwest. Die Gäste begannen kämpferisch, verteidigten bereits früh im Vorfeld und gingen einfach drauf. Anders konnte man es nicht beschreiben. Die Taktik fruchtete. Einen weiten Diagonalpass drosch Manuel Römlein einfach mal Richtung Abtswinder Kasten. Keeper Irnes Husic passte auf und parierte das unorthodoxe Ding. Wenig später setzte sich Furkan Balaban vielarmig gegen Jörg Otto durch und passte in die Mitte. Dort liefen gleich zwei Karlburger mutterseelenallein auf den Torwart zu. Zentraler postiert als sein Kollege wählte Szymon Dynia die falsche Variante und zog sofort ab. Der Schuss landete in der eingesprungenen Fußabwehr von Irnes Husic. Eine Riesenchance verpasst, wenn man denn versuchte, sie konsequent zu Ende zu spielen.
Karlburg war heiß wie Frittenfett, ging konsequent in die Zweikämpfe. Konsequent war zu wenig. Sie definierten das Genre Zweikampf ganz neu. Jeder Ansatz einer Abtswinder Offensivaktion wurde unterbunden – soweit wie möglich. Manchesmal flutschte einer durch. Mit der ersten flüssigen Kombination gelangte der Ball in den Lauf von Pascal Kamolz, ein Foul, ein Pfiff, und Jörg Otto verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0 für die Heimelf. Kurz darauf lief sich Sandro Wolf fest. Der abgefangene Ball rotierte kurz in den Gästereihen. Dann ging Jonas Wirth dazwischen. Sebastian Otto drosch die Pille flach Richtung langes Eck. Doch Torwart Kai Belz tauchte geschickt ab und entschärfte die Szene.
Kurz darauf wurden gleich beide Otto Brüder Sturmreif gefoult. Zunächst Jörg in der Innenverteidigerposition. Wechsel bereits angezeigt. Dann traf es Sebastian folgenreich an der Mittellinie. Mit Verdacht auf „Alles-Futsch“ ging es erst mal ins Krankenhaus. Auch an dieser Stelle wünschen wir alles Gute und baldige Genesung. Der Unparteiische ging die harte Gangart relativ gelassen mit. Also alles im Lot.
Halbzeitpause, Schorle und Diskussionen im Hüttla. Karlburg kam stürmisch aus der Kabine. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff bewahrte Irnes Husic mit einer sensationellen Glanzparade vor dem Ausgleich. Ein weiterer Freistoß, scharf getreten von Furkan Balaban, zischte knapp über den langen Pfosten hinweg ins Fangnetz. Die Gäste blieben ihrer kämpferischen Linie treu, nur die Torgelegenheiten, diese klaren Torabschlüsse fehlten. Die Kombinationen wirkten überhastet. Wusler Steffen Lehofer blieb bereits im Mittelfeld hängen. Dann halt über Standards. Dominik Hammer (ich vermeide mal „hämmerte“) brachte einen Freistoß aus gut 25 Metern herein, scharf gedreht auf den langen Pfosten. Beide Stürmer, sowohl Furkan Balaban als auch Szymon Dynia verpassten. Gleich im Gegenzug fiel der entscheidende Treffer. Jürgen Endres (oder Jonas Wirth, schlecht zu ermitteln) schickte Boby Paunescu die rechte Seite entlang. Boby hatte Zeit und Raum und Muse und leider keine Sommerschorle bei der Hand. Also eine platzierte Flanke an den zweiten Fünfer-Punkt. Alles konzentrierte sich auf Pascal Kamolz. Jürgen stürmte von hinten heran und köpfte ins lange Eck ein. Der folgende Anstoß geriet beinahe zum Bumerang. Plötzlich ging Pascal Kamolz allein auf Keeper Kai Belz zu. Ein Schlenker um den Torwart herum, der Winkel wurde gemeingefährlich spitz, und der Torschuss gelangte ins Fangnetz.
Auf der anderen Seite vergab Manuel Römlein, von Thilo Wilke geschickt, den Anschlusstreffer übernervös, überhastet, aus der Distanz heraus. Er hätte noch einige Meter aufs Tor zugehen können. So dominierte weiter die Heimelf Tempo, Geschehen, Seitenwahl, vor und zurück. Das 3:0 durch Pascal Kamolz war der Deckel. Schneller Konter über die rechte Seite. Michael Herrmann flankte scharf herein. Ein Verteidiger fälschte noch leicht ab und Pascal stocherte die Pille vor dem herauseilenden Torwart ins kurze Eck.
Das 3:0 wirkte wie Valium intravenös auf die Gäste, jedenfalls nach vorne. Die Köpfe sanken und beschränkten sich lediglich auf reaktionäre defensive Bewegungen. Abtswind riskierte keine weitere Verletzung mehr, investierte auch nicht mehr soviel. Das 4:0 war dennoch sehenswert. Einmal mehr ging Pascal Kamolz wendig, spritzig, von allen Zwängen befreit, auf Keeper Kai Benz zu. Eine überraschende Körpertäuschung, das lange Bein, ein Pfiff. Tobias Werner drosch den Elfmeter unhaltbar, mit gefühlten 120 Sachen, ins gequälte Tornetz. Dann war Schluss.
Karlburgs defensive Taktik ging nicht auf. Nach stürmischer Anfangsphase kam Abtswind ins Spiel zurük und dominierte – mit kurzer Unterbrechung nach dem Seitenwechsel – bis zum Ende. Den Unterschied machten die Stürmer aus. Die Heimelf hatte das Quäntchen mehr an Cleverness, Wendigkeit und Abschlussrotzigkeit. Zudem war Abtswinds Mittelfeld variabler bei Balleroberung.
Neustadt verlor zu Hause gegen Rimpar. So steht der TSV auf dem Platz an der Sonne. Wollig gewärmt, von vielen gehetzt. Die nächsten Stationen heißen Garitz und Augsfeld. Es darf nachdrücklich gewarnt werden.
Spielbericht eingestellt am 18.08.2013 12:24 Uhr