von Michael Kämmerer
Der Fügelstürmer sticht mit zwei Toren und einer Vorlage alle aus
TSV Abtswind – TSV Unterpleichfeld 4:2 (2:1)
Satte sieben Zähler trennten den TSV Abtswind vor nicht allzu langer Zeit vom zweiten Tabellenplatz. Die Hoffnung, in die Relegation zu kommen und damit das von Trainer Petr Skarabela angepeilte Saisonziel zu erreichen, schien in weite Ferne gerückt. Vier Wochen ist das gerade einmal her. Fünf Siege in Folge später ist das Team wieder dick im Geschäft: Nur noch zwei Punkte beträgt der Rückstand auf Jahn Forchheim, und das direkte Duell steht noch aus. Abtswind hat sein Schicksal wieder in der eigenen Hand.
Selten zuvor hat es so viel Spaß bereitet, den Fußballern des TSV Abtswind beim Spielen zuzuschauen. Erfolg ist eben doch das beste Mittel, um für gute Stimmung zu sorgen. Das war den Akteuren und den Zuschauern auch nach dem 4:2-Erfolg gegen den TSV Unterpleichfeld anzumerken. Zwei Tage zuvor war bereits ein ungefährdeter 2:0-Sieg bei Eintracht Bamberg gelungen. Das Osterwochenende mit der vollen Ausbeute von sechs Punkten hat die Mannschaft wieder auf Kurs gebracht. Auf Rang drei ist die Relegation wieder in Reichweite. „Seit wir nicht mehr über unsere Ziele gesprochen haben, gewinnen wir jedes Spiel“, sagt Trainer Petr Skarabela rückblickend, als nach der 1:3-Niederlage in Kahl der Tiefpunkt erreicht war. „Die Mannschaft bringt von Woche zu Woche Topleistungen. Jetzt müssen wir die Euphorie mitnehmen. Alles ist noch möglich.“ Gegen Unterpleichfeld spielte Abtswind nicht nur ergebnisorientiert, sondern bot gleichzeitig Fußball fürs Auge. Einer, dem die Spielfreude ganz besonders in den Füßen steckte, war Philipp Hummel. Der Mann vom rechten Flügel machte sein bestes Spiel im grün-weißen Trikot, das er seit der Winterpause überstreift. Zwei sehenswerte Tore und eine uneigennützige Vorlage zeichneten ihn im Nachholspiel am Montag aus. Klar, dass der Trainer ein großes Lob an ihn verteilte. Das gab es auch für Daniel Kaminski.
Der blonde Linksfuß gab sein Debüt in der Landesliga und spielte volle neunzig Minuten. Der Einsatz des Spielers aus der zweiten Mannschaft war nötig geworden, weil im Vergleich zum Auftritt in Bamberg auch noch Przemyslaw Szuszkiewicz (Heimaturlaub) und Frank Hartlehnert (Muskelverletzung) ausfielen und den von Verletzungen gezeichneten Kader weiter schmälerten. Aus der dritten Mannschaft waren Tobias Holzberger und Michael Ludwig für die Ersatzbank abgestellt. „Daniel hat seine sehr gute Leistung gezeigt. Der Junge hat mich richtig überrascht, wie abgeklärt er gespielt hat“, erkannte Skarabela. „Das zeigt, dass auch in der zweiten Mannschaft Potenzial herrscht.“ Mit Carl Murphy bildete Kaminski auf der linken Seite ein Gespann, das nach hinten wie nach vorne arbeitete. Die seit Wochen angespannte personelle Lage des Gegners mochte Unterpleichfelds Trainer Thomas Redelberger nicht unkommentiert lassen: „Selbst jetzt stehen bei Abtswind immer noch mehrere hundert Bayernliga- und Regionalliga-Einsätze auf dem Platz“, lautete sein Einwand. „Wir haben vor drei Jahren noch zwei Klassen tiefer gespielt. Unsere Neuzugänge kommen aus der Kreisliga, aus der Kreisklasse und aus der Jugend.“ Der Aufsteiger mischte zu Saisonbeginn für einige Wochen die Landesliga auf, siegte im Hinspiel in Unterzahl mit 2:1 und stand an der Tabellenspitze.
2017 gab es bis zur Niederlage in Abtswind acht Unentschieden in Folge. Der Kontakt nach oben ist abgerissen, doch der Liganeuling liegt im Soll. Um mit Sicherheit in der Klasse zu bleiben, sollen in den verbleibenden Partien noch fünf Zähler her. Für einen Dreier in Abtswind reichte die Qualität nicht aus. Eine Vielzahl an Möglichkeiten eröffnete sich den Hausherren, die bereits nach sechzig Sekunden dem gegnerischen Gehäuse ganz nah kamen. Auf Zuspiel von Philipp Hummel bugsierte Peter Mrugalla den Ball ganz kess mit der Hacke aufs Tor. Bei den ersten Abschlüssen brachte Unterpleichfelds Keeper Stefan Kraus noch ein Körperteil zwischen die Torlinie und das Leder. Hummels Schuss in der sechsten Minute stand der Fuß im Weg. Sturm und Drang nahmen ihren Lauf, und Philipp Hummel blühte auf. Mitspieler Jonas Wirth leitete mit der Hacke weiter, Hummel blieb cool, ließ Bewacher Nino Wagner ins Nirgendwo rutschen und drückte den Ball flach zum 1:0 ins Eck (14. Minute). Wenn die Gäste einmal gefährlich wurden, dann lag das an den Abtswindern selbst. Torhüter Patrick Hefner griff dem heranstürmenden Nino Wagner in die Beine, verursachte damit den Strafstoß, den Nikos Bude zum 1:1-Ausgleich verwandelte (22.). Dem Unterpleichfelder Anschlusstreffer zum 2:3 leistete Abtswinds Sven Gibfried Vorschub, indem er den Ball vor die Füße von Leon Vollmuth prallen ließ (59.).
Auch wenn das Team von Thomas Redelberger nie aufsteckte, waren die Verhältnisse eindeutig. Philipp Hummel, in Szene gesetzt von Jürgen Endres, entwischte auch vor seinem zweiten Streich seinen Fängern Julian Horn und Nino Wagner, bevor es zum 2:1 im Netz zappelte (39.). Und weil ein sehenswerter Auftritt auch einen außergewöhnlichen Treffer braucht, durfte Jürgen Endres als Vollstrecker nicht fehlen. In typischer Manier nach dem Querpass von Steffen Barthel lupfte er über den Schlussmann. Der Ball senkte sich aus zwanzig Metern zum 3:1 hinter die Linie (51.). „Spielerisch war das richtig gut“, sagte Trainer Petr Skarabela aufgrund der vielen Chancen, die sein Team kreierte, und er lieferte die Begründung für den Höhenflug: „Wir spielen mittlerweile homogener. Abwehr, Mittelfeld und Sturm harmonieren.“ Dieses Verständnis demonstrierten Peter Mrugalla uns Philipp Hummel beim 4:2. Mit einem Doppelpass überspielten sie die Abwehr. Dann stand Hummel frei vor dem Kasten und legte abermals quer, um Mrugalla den Treffer zu überlassen (68.). So viel Leichtigkeit fehlte diesmal anderen treffsicheren Leuten: Während Abtswinds Steffen Barthel (12 Saisontore) nach starkem Antritt nur ans Außennetz schoss (58.) und ihm beim Freistoß der Pfosten im Weg stand (64.), ging der Unterpleichfelder Marcial Weisenseel (13 Saisontore) nach gut siebzig Minuten entkräftet vom Rasen. Bei seiner größten und einzigen Möglichkeit hatte er Patrick Hefner überspielt. Doch das Leder ließ sich nicht mehr kontrollieren. So landete sein Schuss daneben (72.).
Spielbericht eingestellt am 18.04.2017 19:48 Uhr