von Hans Haberzettl
Das Gipfeltreffen der Fußball-Landesliga Nordwest zwischen dem Spitzenreiter FC Coburg und dem Dritten TSV Neustadt/Aisch hielt, was es versprach. „Diese einem Krimi gleichende, von Leidenschaft geprägte Auseinandersetzung war eine tolle Werbung für den Amateur-Fußball. Sie endete mit einem gerechten Unentschieden und hätte auch keinen Sieger verdient gehabt“, verkündeten beide Trainer nach dem 4:4-Unentschieden unisono.
„Die Gäste haben uns in der ersten Halbzeit mit ihrer überaus defensiven Gangart in Schwierigkeiten gebracht“, so Heimcoach Christoph Böger. Obwohl seine Truppe bis zum Seitenwechsel geschätzte 80 Prozent Ballbesitz verzeichnete und gepflegtes Kurzpassspiel praktizierte, setzten die tief in ihrer Hälfte lauernden Mittelfranken durch überfallartige Konter Nadelstiche. Daran vermochte auch ein Auftakt nach Maß für die Hausherren nichts zu ändern. Zunächst lenkte Torhüter Oliver Hamos eine sich gefährlich senkende Flanke von Christian Schneider mit den Fingerspitzen über die Querlatte. Den fälligen Eckstoß köpfte Goalgetter Daniel Sam (9.) gefühlvoll zum 1:0 in die Maschen. Die Standards blieben auch in der Folgezeit die schärfste Waffe des FCC. „Es war mir bewusst, dass wir Sam bedingt durch Ausfälle in unserer Defensive nicht stoppen können“, so TSV-Trainer Uwe Neunsinger.
Dessen Schützlinge benötigten ihrerseits in der Vorwärtsbewegung nur wenige Stationen, um sich bietende Räume zu nutzen. Der von Marcel Poetsch steil geschickte Daniel Dachlauer (23.) hebelte die gegnerische Abseitsfalle aus, um kurvte Keeper Daniel Shabestari und schob seelenruhig zum 1:1-Ausgleich ein. Wenig später hätte Patrick Mai nachlegen können, doch Carsten Hahn blockte ihn im letzten Moment ab. „Geht energischer in die Zweikämpfe“, forderte Christoph Böger von seinem Team, das zurückschlug. Wieder war es der nicht zu bremsende Sam (27.), der nach Vorarbeit von Andre Meyer höher stieg als seine Widersacher und erneut per Kopf zur hoch verdienten 2:1-Führung genau in den Winkel traf.
Durchgang zwei begann mit einem Paukenschlag. Frank Hartlehnert kam im Duell mit Hahn leicht ins Straucheln. Schiedsrichter Björn Söllner entschied zum Entsetzen der Heimfans auf Foulelfmeter, den Philipp Meyer (47.) knallhart zum 2:2 verwandelte. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. Die Gegenattacken der Vestestädter verpufften zunächst. Anders die Mittelfranken. Mai (64.) erwies sich zum wiederholten Male als trickreich und versenkte das Leder aus der Drehung von der Strafraumgrenze aus zum 2:3 ins lange Eck. „Du musst uns schon fünf bis sechs Mal totschlagen, bevor du uns ins Grab legen kannst“, lautete der anschließende Gefühlsausbruch von Uwe Neunsinger nach diesem Befreiungsschlag.
Eine taktische Umstellung seines Gegenübers fruchtete. Christoph Böger beorderte den effektiven Sertan Sener aus dem Mittelfeld in die Spitze und baute so zunehmend Druck auf die Mineralwasserstädter auf. „Mit zwei Spitzen agierten wir sehr variabel und erarbeiten uns klare Chancen“, meinte dieser. Eric Heinze zwang Hamos mit einem ansatzlosen Geschoss aus 20 Metern zu einem super Reflex. Für den erneuten Gleichstand zeichnete sich Abwehrchef Christian Beetz (76.) mit einem Strafstoß verantwortlich. Sein Hinterhaltschuss war vorher Philipp Meyer an die Hand gesprungen.
Danach begegneten sich beide Mannschaften mit offenem Visier. In der Nachspielzeit überschlugen sich die Ereignisse. In einer Kopie seines ersten Einschlages brachte Mai (90 + 2) seine Farben scheinbar auf die Siegerstraße. Doch der TSV hatte die Rechnung ohne den vor mentaler Stärke strotzenden Sam gemacht. Mit Brachialgewalt hämmerte dieser einen Freistoß aus 20 Metern zum Finale furioso halbhoch in den Kasten (90 + 4).
Spielbericht eingestellt am 23.08.2015 10:11 Uhr