Die Selbitzer konnten im Kellerduell fast alle angeschlagenen und kranken Kicker aufbieten: Lediglich Ricardo Persigehl nahm nur auf der Bank Platz - im übrigen neben "Altstar" Volker Köcher, der den nach einem in der Zweiten Mannschaft erlittenen Bänderriss zum pausieren verurteilten Max Wunderlich ersetzte. Trogens Trainer Roland Guthke konnte seine stärkste Elf ins Rennen schicken.
Andreas Geupel (blau) im Duell mit Elias Köcher.
Andreas Bär
20 Minuten lang sah es nicht so aus, als würden die favorisierten Selbitzer sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Nach der Niederlage in Kleinrinderfeld präsentierten sich die Hausherren motiviert und bissig. Angetrieben von Youngster Fabian Elbl, der die dominierende Figur auf dem Feld war, hatten die Voigt-Schützlinge ein deutliches Übergewicht gegen trotz des Sieges über Hollfeld nervös wirkende Trogener. Jungspund Elbl war es auch, der vor den Augen vieler Lokalpolitiker um Landrat Bernd Hering, Bürgermeister Klaus Adelt und Landtagsvizepräsident Peter Mayer, die erste dicke Chance hatte: Er verzog knapp (5.). Drei Minuten später blockte die Trogener Defensive einen Elbl-Eckball ab, Nico Busses 25-Meter-Riegel lenkte Keeper Fabian Rupprecht reaktionsschnell an die Latte, von wo aus das Leder ins Aus flog. Noch einmal brannte es nach einer Elbl-Ecke lichterloh: Sebastian Wirths Kopfball klärte Michael Guthke auf der Linie (19.). Bis dahin deutete nichts darauf hin, dass die Trogener das Kommando auf dem Feld übernehmen könnten. Genau das taten sie aber. Und zwar eindrucksvoll. Hervorragende Darbietungen der Youngster Köcher und vor allem Winter sowie ein omnipräsenter Martin Weiß zeichneten dafür verantwortlich. Immer wieder forderte und bekamen die drei das Leder und ließen das Spiel kippen. Nach einer kurz ausgeführten Ecke war es Kevin Winter, der mit einem Schuss vom Strafraumeck das Tor von Sascha Prall erstmals in Gefahr brachte (29.). Drei Minuten später war es SV-Kapitän Fabian Rauh, der nach Geupels unterlaufenem Flankenball und Köchers Schussversuch das Leder aus der Gefahrenzone ins Aus bugsierte. Am Ende war es dann doch soweit. Ein Eckball in die Schnittstelle der verteidigenden Akteure fand Giorgio Arancino. Ausgerechnet der Ex-Selbitzer traf mit einem feinen Kopfball für seine Elf.
Elias Köcher vor Andreas Geupel.
Andreas Bär
Was nach dem Pausentee folgte, war immer noch untypischer Abstiegskampf. Selbitz bemühte sich gegen nun tiefer verteidigende Trogener um einen ordentlichen Spielaufbau, die Gäste lauerten ihrerseits auf Kontermöglichkeiten. Nach einem abgeblockten Eckball bediente Kevin Winter Giorgio Arancino mustergültig. Dessen zweiten Kopfballtreffer in einem Spiel - eine eher seltene Komponente in der Historie des Italieners - verhinderte Sascha Prell mit einem sensationellen Reflex (48.). Auf der anderen Seite versuchte es Andreas Geupel nach einem fulminanten Sololauf, kam letztlich nicht entscheidend zum Abschluss (54.). Ein Problem, dass sich den Selbitzern öfters stellen sollte. Bis zum Strafraum sahen die Kombinationen in einem Derby ohne rassige Zweikämpfe durchaus ansehnlich aus, vor dem Tor waren die Hausherren an Harmlosigkeit jedoch nur schwer zu übertreffen. Die Gäste ihrerseits lauerten auf die sich bietenden Konterchancen, konnten diese allerdings nur selten passabel ausspielen. Schön war es nicht anzusehen, was beide Parteien an vorderster Front boten. Die Selbitzer Hintermannschaft erwies sich - genauso wie die der Trogener - als sehr sattelfest. Gutklassige Möglichkeiten blieben daher Mangelware. Da die Zweikampfbilanz beider Teams im Mittelfeld eher vernachlässigbar war - es fanden schlichtweg kaum rassige Duelle statt - entwickelte sich im Mittelfeld ein Duell, das mitunter (Zitat eines Trogener Vereinsverantwortlichen in der Halbzeitpause) ernsthafterweise Sportfestcharakter aufwies. Spannend blieb es bis eine Minute vor dem Ende. Da fand Martin Weiss mit einem genialen Ball Milo Certik, der das Spielgerät an die Latte zimmerte. Aufgeben galt nicht, so legte er den zweiten Ball per Kopf ab auf Youngster Münch, der die Entscheidung herbeiführte.
Durch den Sieg im Hochfrankenderby wittert der FC Trogen plötzlich noch einmal Morgenluft im Kampf um den Klassenerhalt. Die SpVgg Selbitz dagegen muss plötzlich wieder bangen und steht nach starkem Start ins Jahr wieder mit dem Rücken zur Wand. Fünf Heimspiele in den noch sieben ausstehenden Partien sollten aber für die Blau-Weißen am Ende genügen, die nächste Saison in der Bayernliga noch eintüten zu können.
Spielbericht eingestellt am 26.04.2013 23:48 Uhr