Während Gerd Klaus auf Schnüdel-Seite nur auf den derzeit pausierenden Florian Galuschka verzichten musste und den früheren Altstädter Kapitän Benjamin Demel erneut auf der Bank schmoren ließ, musste sein früherer Weismainer Teamkollege Heiko Gröger auf Altstädter Seite weiterhin auf Christian Grethlein, Jakob Grauschopf und Francis Kioyo verzichten. Zudem landete auch Kioyo-Ersatz Ertac Tonka auf der Bank - dafür rückte Timothy Nicolaus als einzige echte Sturmspitze in die Mannschaft.
Schnüdel-Kapitän Florian Hetzel läuft das Spielgerät vor Martin Weiss ab.
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Vor immerhin 1104 Zuschauern gab es nur ein kurzes Abtasten. Schweinfurt suchte direkt den Weg nach vorne. Und nach Phillip Hannemanns Tackling am vorher zupfenden Michael Kraus forderten die Hausherren erstmals vehement einen Elfmeterpfiff - das Arbeitsgerät des Unparteiischen blieb da aber zu Recht stumm (7.). Die erste echte Chance der gut beginnenden Schnüdel verzeichnete Basti Lunz, der nach Kneißls Flankenball aus 18 Metern knapp über den Querbalken visierte (14.) - das war es aber dann auch mit der Schweinfurter Herrlichkeit, deren Flutlichtnimbus - man blieb über Jahre zu Hause bei Flutlichtspielen unbesiegt - nach diesem Tag der Vergangenheit angehört. Bayreuth übernahm das Kommando, angetrieben vom bärenstarken Trio Alexander Schreckinger, Manuel Hiemer und Mino Kayser. Nach dessen Eckball hatte der einstigen Altstädter Stephan Essig im Tor einige Mühe, das Leder wegzufausten (16.). Eine Minute später bewies der von einigen Tribünenzuschauern aufs Übelste geschmähte Schlussmann seine Qualitäten, als er gegen Hiemer und Nicolaus binnen weniger Sekunden großartig parierte, um kurz darauf 25 Meter vor dem Kasten vor dem lauernden Kayser zu parieren (18.). Was Essig vorzüglich gelang, misslang seinem Gegenüber Sebastian Eck gründlich. Nach einem öffnenden Pass auf Martin Thomann senste Eck im direkten Duell 20 Meter vor dem Kasten über das Leder, Thomann nahm auf und vollstreckte zu seinem Bayernligapremierentreffer. Die Freude darüber währte freilich nicht lange: Nur drei Minuten später schwanzte Mino Kayser nach Pass von Manuel Hiemer seinen Gegenspieler und erzielte im Stile eines echten Torjägers den Ausgleich (24.) - das Spiel war absolut offen und wogte hin und her. Immer wieder im Blickpunkt: Schiedsrichter Linz. Der zeigte nach einem deutlichen Handspiel von Sebastian Kneißl (33.) genausowenig auf den Punkt wie nach einem recht deutlichen Foulspiel von Bastian Horter an Daniel Mache (36.). Als drei Minuten später Michael Eckert den enteilten Tobias Rosenberger nach Thomanns Klassevorbereitung im Strafraum schubste, war es dann doch soweit: Den fälligen Elfmeter verwandelte Basti Lunz zur erneuten Schweinfurter Führung. Doch auch die sollte nicht lange währen. Eine Minute vor dem Pausentee legte sich Manuel Hiemer das Leder nach einem Foulspiel von Michael Krämer 25 Meter vor dem Kasten zurecht, zirkelte den Freistoß sehenswert und unhaltbar über die Mauer hinweg zum abermaligen Ausgleich in die Gambel. Und weiter ging es nach vorne: Hetzel klärte Nicolaus' Flankenball gerade noch so zum Eckball (46.), Kaysers Vorlage wollte Eduard Root mit der Hacke verwandeln, hatte aber Pech.
Tobias Rosenberger schirmt das Leder so geschickt vor Alex Schreckinger ab, dass der nur mit einem Foul eingreifen kann.
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Wer gedacht hat, dass die Dramatik der ersten Hälfte nicht zu toppen sei - der wurde einmal mehr eines Besseren belehrt. Die Schweinfurter ließen sich nicht lumpen, wollten den Sieg um (fast) jeden Preis. Trainer Gerd Klaus stellte um, ließ seine Equipe noch einen Tick offensiver agieren und löste den zweiten Sechser auf. Nach fünf Minuten schien es zu fruchten: Nach einer sensationellen Ballmitnahme von Youngster Martin Thomann kam das Leder über Flo Gräf, dessen abgeblockten Schuss der langjährige Bayreuther Publikumsliebling Stefan Seufert aus 20 Metern nur um Haaresbreite über die Querlatte wuchtete. Auch auf der anderen Seite brannte es lichterloh: Nach Kaysers Hackentrick tauchte der quirlige Timothy Nicolaus im Strafraum auf, Erkan Esen fällte ihn wohl elfmeterreif - auch da blieb der Pfiff von Schiri Linz aus (51.). Drei Minuten später brachten sich die Schweinfurter selbst in die Bredoullie. Ex-Profi Sebastian Kneißl legte das Leder direkt in den Lauf von Manuel Hiemer, dessen Flankenball Mino Kayser erneut per Hacke weiterleitete: Der 16 Meter vor dem Tor blank stehende Eduard Root ließ sich nicht zwei Mal bitten und zirkelte das Spielgerät unter die Latte. Es ging weiter auf und ab. Beide Seiten wollten den Sieg unbedingt. Ein Augenschmaus für die neutralen Beobachter. Nur vier Minuten nach der Führung spekulierte Nicolaus auf einen Fehler seines einstigen Teamkollegen Stephan Essig im Schnüdel-Kasten - der tat ihm diesen Gefallen, klärte aber dann doch noch mit letztem Einsatz (58.). In der 63. Minute die große Chance für Tobias Rosenberger zum Ausgleich, doch der eingewechselte Sturmtank verzog genauso wie auf der anderen Seite der ebenfalls eingewechselte Sebastian Blödt (72.), der aus 16 Meter drüber visierte. Turbulent wurde es eine Viertelstunde vor dem Ende. Sebastian Eck faustete einen Seufert-Freistoß weg, im Gegenzug fällte Stephan Essig den alleine vor ihm auftauchenden Manuel Hiemer, der entgegen aller Gesetzmäßigkeiten den fälligen Elfmeter selbst verwandelte. In der Schlussphase avancierte der anfängliche Pechvogel Sebastian Eck zum Matchwinner: Gegen Florian Hetzel und gegen Tobias Rosenberger parierte er zwei Mal sehenswert und sorgte damit für eine ruhige Nachspielzeit in einem in allen Belangen überzeugenden Traditionsduell.
Für die Schweinfurter wartet nun das schwere Auswärtsspiel beim TSV Kleinrinderfeld: Ohne Michael Kraus, der mit Verdacht auf Oberschenkelbruch ausgewechselt werden musste. Und auch ohne den in London weilenden Keeper Stephan Essig. In Bayreuth steigt der oberfränkische Klassiker gegen Jahn Forchheim. Die Altstädter treten dabei mit neu gewonnenem Selbstvertrauen an. Nach zwei Jahren des Darbens scheint mit der neuen Mannschaft auch das Gemeinschaftsgefühl bei Fans und Umfeld zurückzukehren.
Spielbericht eingestellt am 04.08.2012 08:23 Uhr