Es kriselt bei den unterfränkischen Bayernligisten. Sowohl die Abtswinder als auch die Würzburger kämpfen um den Klassenerhalt. Während die Grün-Weißen knapp über dem Strich stehen, verharren die Blauen seit Wochen auf einem Abstiegsplatz. Mitten in die sportliche Misere trat vor zweieinhalb Wochen auch noch Coach Harald Funsch zurück. Zudem legten, unabhängig voneinander, U17-Trainer Uwe Hofmann und U19-Übungsleiter Frank Wettengel ihre Ämter nieder. Somit sind gleich drei Trainerstellen in der Mainau vakant. Es herrscht akuter Handlungsbedarf.
Und auch die sportliche Misere setzte sich fort. Gegen Coburg unterlagen die WFV-Kicker mit 2:5 vor heimischem Publikum. Deshalb schickten Guiseppe Livadoti und Marco Scheder gleich vier neue Kicker von Beginn aufs Feld. Julian Wild, Jannis Vierneisel, Daniel Zuljevic und Tim Herbert. Moritz Gündling, Jan Krettek und Samuel Röthlein blieben draußen, Paul Obrusnik stand studienbedingt nicht zur Verfügung. Auch auf dem Feld gab es mehrere Verschiebungen. Simon Schäffer rutschte auf die Zehn, Dennie Michel ins defensive Mittelfeld, Silvius Lettmann begann auf Links in der Viererkette.
Aber auch Abtswinds Coach Claudiu Bozesan, der unter der Woche seinen Abschied zum Saisonende verkündete, musste kräftig umbauen. Mit Calvin Gehret, Max Wolf, Egor Zelenskiy und Fabio Feidel fehlte die Viererkette, die zum Saisonauftakt gegen Hankofen-Hailing begann. So rutschte erneut Niclas Staudt in die Defensivreihe, ebenso wie Max Hillenbrand. Zudem begannen Tom Bretorius und der wiedergenesene Adrian Dußler für Antonius Cosar und Max Wolf, der aus privaten Gründen fehlte.
Enges Duell zwischen Dennie Michel und Kurzzeit-04er Tom Bretorius.
Alexander Rausch
Pünktlich zu Spielbeginn kam die Sonne heraus und bereitete beste Sicht auf die erste WFV-Chance. Moritz Lotzen brachte die Ecke, Luis Wagner köpfte, aber Felix Reusch hielt den zu unplatzierten Versuch (3.). Die Würzburger boten den Hausherren ein offenes Duell, waren bissig in den Zweikämpfen und wussten zu gefallen. Erstmals blitzte die Abtswinder Klasse auf, als Frank Wildeis einleitete und der Ball über Adrian Dußler und Ferdinand Hansel zum Abwehrspieler zurückkam, der aber aus elf Metern zu überhastet abschloss (13.).
Kurz bevor der Himmel dann seine Schleusen öffnete, leitete Simon Schäffer einen langen Ball in den Lauf Julian Wilds weiter, der konnte daraus aber kein Kapital schlagen und blieb an Pascal Henninger hängen (14.). Danach hatten beide Teams mehr mit dem Regen als mit dem Gegner zu kämpfen. Erst als der sich wieder etwas legte, generierten sowohl die Grün-Weißen als auch die Blauen gute Möglichkeiten, um mit einer Führung in die Pause zu gehen.
Fabio Groß zog ab, fand aber in Andre Koob seinen Meister, der den abgefälschten Schuss glänzend parierte (29.). Die darauffolgende Ecke Felix Lehrmanns köpfte Niclas Staudts aufs Tor, aber Marius Haas klärte gerade noch (30.). Durchatmen auf WFV-Seite. Aber auch die Würzburger hatten einen Hochkaräter. Andre Koobs Schlag verlängerte Simon Schäffer, Tim Herbert tauchte frei vor Felix Reusch auf, aber Abtswinds Keeper hielt (32.).
Beide brachten ihren Stil durch. Die Gäste operierten meist mit langen Bällen, Abtswind versuchte es spielerisch. Allerdings war es ein böser Abspielfehler in der WFV-Defensive, der den TSV zur nächsten dicken Chance verhalf. Adrian Dußler spielte Doppelpass mit Ferdinand Hansel, aber Andre Koob hielt einmal mehr stark. Den Rebound setzte Tom Bretorius an den Außenpfosten, ehe der Würzburger Keeper das Leder nach Felix Lehrmanns Schuss unter sich begrub (40.). Wenig später war Pause in einer intensiven Begegnung.
Silvius Lettmann setzt sich gegen Jayson Tuda durch.
Alexander Rausch
Die nahm dann nach dem Seitenwechsel vor allem aus Abtswinder Sicht Fahrt auf. Denn die Grün-Weißen deckten die Schwächen in Würzburgs Defensive eklatant auf. Adrian Dußler steckte durch auf Ferdinand Hansel. Der war plötzlich völlig frei vor Andre Koob und schob ein (48.). Keine fünf Minuten später hatte der Angreifer wieder zu viel Platz, passte auf rechts zu Jayson Tuda. Dessen Querpass bekamen die indisponierten Blauen nicht geklärt und Ferdinand Hansel schob aus fünf Metern ins leere Gehäuse (52.).
Von diesem Doppelschlag erholten sich die Gäste nicht mehr. Die mühten sich zwar, aber kamen gegen die souveräne Abtswinder Deckung nicht zum Zug. Lediglich Simon Schäffers Abschluss flog aufs Tor, aber stellte Felix Reusch vor keinerlei Probleme (67.). Endgültig machte dann Adrian Dußler den Deckel drauf. Antonius Cosar setzte sich spielerisch gegen Jannis Vierneisel durch, passte in die Mitte, wo der TSV-Kapitän mühelos, weil nahezu unbedrängt, zum 3:0 abschloss (81.). Wenig später hätte Ferdinand Hansel beinahe den Dreierpack geschnürt, verzog aber nach Schmitt-Ablage denkbar knapp (84.).
Ferdinand Hansel traf nach der Pause doppelt und brachte seine Farben auf die Siegerstraße.
Alexander Rausch
Eine verdiente Niederlage der Würzburger, die sich nach dem Seitenwechsel desolat und nicht bayernligatauglich präsentierten. Spielführer Dennie Michel fand dafür auf der anschließenden Pressekonferenz deutliche Worte: „Das ist fehlende Qualität, wenn wir zum wiederholten Male nach der Pause schläfrig sind. Leider haben wir auch in den drei Wochen den Turnaround nicht geschafft.“ Zudem monierte er, dass seit Harald Funschs Rücktritt kaum etwas passiert sei: „Das ärgert mich und einige in der Mannschaft. Wir haben die letzten Wochen Gas gegeben, alles reingehauen. Allerdings fehlt mir der letzte Impuls, weil der Trainer zurückgetreten ist.“
Auch in Abtswind geht der Coach, aber erst nach der Saison. Deshalb zeigte sich Claudiu Bozesan sehr zufrieden und erleichtert über den Sieg nach den jüngsten Niederlagen in Regensburg und Hankofen. Der war nach der eindeutigen zweiten Halbzeit auch mehr als verdient. Schon im ersten Durchgang hatten die Grün-Weißen leichte Chancenvorteile, schlugen aber erst nach der Pause eiskalt zu. Nach Neumarkts überraschenden Sieg gegen Hankofen-Hailing bleibt der Vorsprung auf die Abstiegszone bei nur einem Zähler.
Spielbericht eingestellt am 11.11.2023 23:52 Uhr