Samstagnachmittag, Zellerau, Tabellensiebzehnter gegen den Achtzehnten, ein wahres Kellerduell also. Der Würzburger FV empfing den Aufsteiger aus Sand, und beide Vereine waren mehr schlecht als recht in die Saison gestartet. Der WFV konnte mit dem 4:0 in Forchheim immerhin bereits einen Dreier einfahren, die letzten beiden Spiele gegen Don Bosco Bamberg und Großbardorf gingen allerdings trotz lange Zeit ausgeglichenen Spiels verloren. Sand konnte nach sechs Niederlagen zu Saisonbeginn immerhin zuletzt ein 1:1 gegen den VfL Frohnlach verbuchen.
Daniel Krüger (mit.) setzt sich gegen zwei Konkurrenten im Kopfballduell durch und war auch sonst zumeist obenauf.
Nicolas Rupp
Beiden Teams war von Beginn an anzumerken, dass sie sich hier den Sieg vorgenommen hatten, mit viel Elan gingen die Spieler in die Zweikämpfe und suchten den direkten Weg nach vorne. Die erste Möglichkeit konnten die Gastgeber verbuchen: Einen Querpass auf Höhe der Fünfmeterlinie von Marcel Böhm verpasste Angreifer Patrick Hofmann nur knapp (6.). Auch seine zweite Möglichkeit ließ der Würzburger Stürmer kurz darauf liegen, als er ein kurzes Nickerchen der Sander Hintermannschaft ausnutzte, um sich freizulaufen, seinen Volleyschuss jedoch in die zweite Etage bugsierte (10.). Das war’s dann aber auch schon mit Torraumszenen für die nächste Zeit, denn beide Mannschaften vermochten es zunächst nicht mehr, ihre Stürmer in Szene zu setzen. Vor allem die Gäste blieben in der Offensive einiges schuldig, aus dem laufenden Spiel brachten sie in der gesamten ersten Halbzeit keine gefährliche Situation zustande. Die Hausherren störten mit frühem und engagiertem Pressing den Spielaufbau des Aufsteigers empfindlich. Einzig durch Freistoßflanken konnten sie von Zeit zu Zeit etwas Druck auf den WFV ausüben. Und als ein Spielzug endlich einmal funktionierte – Sebastian Götz steckte den Ball auf den startenden Lucas Wirth durch – spielte der Linienrichter den Spielverderber und hob die Fahne (32.). Es folgten die stärksten Minuten der Gastgeber, die sich nun endlich in den gegnerischen Strafraum kombinierten. Einen Querpass von Kapitän Benjamin Schömig brachte Patrick Hofmann allerdings unter Bedrängnis aus vier Metern Entfernung nicht im leeren Tor unter (35.). Und kurz darauf war es wieder Hofmann, der diesmal alleine auf Sands Keeper Simon Mai zulief. Der mit viel Tempo anlaufende Würzburger Stürmer umkurvte Mai, der ihn wohl leicht am Fuß erwischte und ins Straucheln brachte – dennoch versuchte Hofmann den Abschluss auf das leere Tore – und verfehlte den Kasten knapp (36.). Mehr passierte bis zur Pause nicht mehr und die Gäste konnten sich glücklich schätzen hier nicht in Rückstand zu liegen.
Artistische Kopfballeinlage von Dinis Ribeiro (li.).
Nicolas Rupp
Mit neuem Schwung kam vor allem der 1. FC Sand aus der Kabine und die Gäste hielten jetzt besser dagegen. Mit Dinis Ribeiro hatte Bernd Eigner einen neuen Stürmer gebracht und es dauerte nicht lange, bis der Joker ein erstes Mal stach. Der ansonsten eher unauffällige Thorsten Schlereth wurde nach einem einfachen Würzburger Ballverlust auf der rechten Seite in den Raum geschickt. Der Sander Kapitän zog nach innen und hätte selbst den Abschluss suchen können. Stattdessen legte er nochmal in den Rücken der Abwehr quer auf Riberio ab, der aus 14 Metern den Ball eiskalt in die Maschen schob (54.). Der Spielverlauf war mit der Führung mehr oder weniger auf den Kopf gestellt, doch der Würzburger FV gab sich nicht auf, im Gegenteil. Mit der bestmöglichen Antwort reagierten die Hausherren auf den Rückstand: Nach dem ersten Eckball der gesamten Partie brachten die Gäste die Murmel nicht aus dem eigenen Strafraum. Der Ball landete bei Innenverteidiger Rene Schäffer, der sich bedankte und ihn mithilfe des Innenpfostens aus kurzer Distanz im Tor unterbrachte (57.). Die Freude währte allerdings nur kurz, denn nach feiner Flanke stand quasi im Gegenzug erneut Riberio goldrichtig und versenkte die Kugel im Kasten der Würzburger ( 59.). Innerhalb von fünf Minuten sahen die 387 Zuschauer drei Tore und vor allem der Würzburger Anhang hatte freilich die Hoffnung, dass noch das eine oder andere Tor fallen würde. Aber alles wütende Anrennen der Gastgeber half nichts, der Aufsteiger stand hinten sehr sicher. Insbesondere Hofmann bemühte sich mehr als redlich, aber dem Stürmer wollte an diesem Tag einfach nichts gelingen. Bezeichnend für das Würzburger Spiel ist die Tatsache, dass es nur zwei Schüsse gab, die auf das Sander Gehäuse zukamen: Nummer eins war das Tor durch Schäffer, Nummer zwei ein Volleyschuss mit vollem Risiko aus gut und gerne 30 Metern von David Drösler, den Simon Mai aber problemlos entschärfte (73.). Ebenfalls bezeichnend: Schäffer und Drösler stellen die Innenverteidigung des WFV. Die letzten Minuten des Spiels waren ein Anrennen der Würzburger mit der klassischen Brechstange, das blieb allerdings ebenso wenig gewinnbringend wie die Konter des 1. FC Sand. Die beste Möglichkeit zur Entscheidung hatte Sebastian Götz, der freistehend den Ball aber harmlos Andre Koob in die Arme kullern ließ (83.). So blieb es beim knappen Sieg für die Gäste, die damit den ersten Bayernligadreier seit Mai 2013 einfuhren.
Mit großem Jubel auf Seiten des FC Sand wurde der Schlusspfiff des Unparteiischen aufgenommen, immerhin musste der Aufsteiger bis zum heutigen Tag auf den ersten Saisonsieg warten. In der Tabelle ziehen die Gäste damit mit dem Würzburger FV gleich, beide Teams kommen nun auf vier Punkte. Einzig das Torverhältnis spricht noch für die Zellerauer, was allerdings ein geringer Trost sein dürfte. Bereits das dritte Spiel in Folge ging für den WFV unglücklich verloren, der Druck auf die Spieler und den Trainer nimmt zu.
Spielbericht eingestellt am 24.08.2015 00:19 Uhr