Die Hausherren plagten arge Personalsorgen. Fast die komplette Innenverteidigung war ausgefallen, sodass der etatmäßige Rechtsverteidiger Patrick Tischler in der Mitte ran musste. Dazu fehlten mit Yannick Raab und Lukas Kuschka zwei Aktivposten auf der Außenbahn. “Das merkt man dann natürlich schon”, sagte Abteilungsleiter Jörg Markert und hoffte dennoch, dass seine Mannschaft eine gute Partie machen würde. Schließlich wollten die Hugenottenstädter vor dem Pokalhalbfinale gegen Ingolstadt noch einmal Selbstvertrauen tanken. Die Gäste hatten nach einem schwachen Rückrundenstart zuletzt zweimal immerhin gepunktet. “Die ersten beiden Spiele waren nichts, die beiden danach gut”, freute sich Trainer Serdal Gündogan über aufsteigende Tendenz bei den Seinen. Im Kasten stand wieder Winterneuzugang Lukas Peterson, der zuletzt in Eltersdorf spielte. Mit Tim Ruhrseitz fehlte allerdings ein Ex-ATSVler aufgrund eines Urlaubs.
Leunard Ibrahimovic (li.) verliert das Duell gegen Marco Weber.
Sebastian Baumann
Ein ebenfalls ehemaliger ATSVler war mit Michael Kammermeyer unter den Zuschauern. Der Ex-Kapitän schaute sich das Spiel seiner beider ehemaligen Mannschaften an. “Mein Pass liegt aber in Feucht. Ich bin allerdings gar nicht fit und habe meine Schuhe nicht dabei”, schmunzelte der Co-Trainer der TSG Hoffenheim. Gut getan hätte der Routinier der Defensive der Heimelf auf alle Fälle, denn vor allem in den ersten 30 Minuten stimmte die Abstimmung in der neu formierten Viererkette gar nicht. Beide Mannschaften spielten oft unsauber. Das lag aber auch meist am holprigen und sehr tiefen Platz in Erlangen. Allerdings schaffte es der SC Feucht zweimal sauber zu Ende zu spielen. Nach einer sehenswerten Kombination war es Leon Rukiqi der den Ball sauber über den herauseilenden Keeper lupfte und mit Hilfe des rechten Pfostens die Führung der Gäste erzielte. Knappe zehn Minuten später spielte der ATSV mal wieder einen Fehlpass, ein Ball kam scharf von der rechten Seite in die Mitte und Phillipp Spießl konnte sich viel zu einfach durchsetzen und den Ball versenken. Hätte eine Minute später Keeper Böhnke nicht so gut aufgepasst und einen Steilpass im letzten Moment vor dem Angreifer gefischt, es hätte nach einem Debakel gerochen. Erst nach der genannten halben Stunde kam der ATSV besser ins Spiel und profitierte von einigen Fehlpässen in Serie im Mittelfeld. Lucas Markert schnappte sich die Kugel und setzte den Ball aus der Distanz überlegt ins linke untere Eck. Jetzt war Erlangen besser im Spiel und der SCF wirkte ein wenig verunsichert. Mehr als ein Freistoß von Lucas Markert, den Keeper Peterson aber mit den Fingerspitzen um den rechten Pfosten lenken konnte, kam aber bei den Offensivbemühungen der Hausherren nicht heraus.
An Felix Spielbühler vorbei passt Lucas Markert in die Tiefe.
Sebastian Baumann
In der zweiten Hälfte wechselte Trainer Chris Hofbauer und brachte für den unscheinbaren Leunhardt Ibrahimovic mit Tobias Geyer einen zweiten Mittelstürmer. Die ersten Minuten waren dann auch gleich vielversprechend aus Erlanger Sicht. Tobias Gröger hatte sich nach einer kurz ausgeführten Ecke am langen Eck weggeschlichen, traf den Ball aber nicht voll, sodass der Schlussmann halten konnte. Die Gäste hatten danach die Möglichkeit auf den dritten Treffer, der Schuss von Christian Heinloth war dann aber ebenso schwach wie der vorausgegangene Fehlpass der Hausherren. Der ATSV war tonangebend und bemüht, richtig gefährlich wurde es aber selten. Erst in der 71. Minute kam ein Ball auf den Kasten - und wie. Nach einer Flanke von der rechten Seite schraubte sich der blitzblank stehende Nico Geyer in die Höhe und konnte unbedrängt zum Ausgleich einköpfen. Vier Minuten später hatte der ATSV dann Glück, weil Keeper Max Böhnke nach einem schnellen Angriff der Gäste den Schuss von Salim Ahmed gerade noch an den Pfosten lenken konnte. Eine Minute später war es dann aber geschehen. Wieder verteidigte Erlangen schlampig, die Kugel kam in den Strafraum und zum Schluss ließ sich Burak Ayvaz auch noch von Nico Wessner abkochen, der am verdutzten Schlussmann vorbei ins kurze Eck zur erneuten Führung einschieben konnte. Die Führung war in dieser Phase zwar weiterhin nicht unverdient, aber sollte glücklich bleiben. Denn auch danach machte Feucht nur noch wenig für das Spiel. Weil aber Patrick Görtler ziemlich freistehend einen Kopfball über und Pascal Benes einen Kopfball links neben das Tor setzten, blieb es am Ende doch beim knappen Sieg der Gäste.
Die Szene des Spiels: Burak Ayvaz ist eigentlich vor dem Ball, doch am Ende jubelt Nico Wessner.
Sebastian Baumann
Während der SC Feucht nach einem schwachen Rückrundenstart kapiert hat, um was es geht und vor allem kämpferisch eine blitzsaubere Leistung zeigte, muss der ATSV Erlangen das erst noch lernen. Viel zu oft ließen sich die Hausherren viel zu einfach ausspielen. Dass freilich nur ein gelernter Innenverteidiger mit Tobias Gröger auf dem Feld stand, kam da noch hinzu. Egal ob Pokalhalbfinale oder nicht: Der ATSV muss sich erst mal auf die Liga konzentrieren und seine Hausaufgaben erledigen, denn ansonsten beginnt vielleicht doch noch das große Zittern mit Blick auf die Tabelle.
Spielbericht eingestellt am 24.03.2023 22:03 Uhr