Nach der 0:2-Pleite in Aubstadt stellte SpVgg-Coach Heiko Gröger teils gezwungen, teils freiwillig auf einigen Positionen um: Kapitän Florian Ascherl musste genauso wie Michael Eckert verletzungsbedingt passen, Timothy Nicolaus landete auf der Ersatzbank. Mit Bastian Horter, dem nach abgesessener Rotsperre spielberechtigten Stefan Kolb und Younger Miroljub Zivkovic hatte er gutklassigen Ersatz parat. Für Eckert rückte Julian Pötzinger auf die rechte Verteidigerposition, Horter fand sich auf seiner gewohnten linken Seite, zuletzt von Pötzinger bekleidet, wieder.
Grögers Gegenüber, Normann Wagner, hoffte auf einen Überraschungscoup gegen angeschlagene Altstädter. Und hatte dabei nur eine winzige aufstellungstechnische Nuance im Gegensatz zum 2:0-Erfolg aus der Vorwoche zu korrigieren. Aus einem H wurde ein K: Kupfer rückte für Hupfer in die Startformation.
Mino Kayser im Duell mit Francois Schönberger.
Andreas Bär
In den zehn Anfangsminuten konnten sich die nur 312 Zuschauer auf ein flottes Spielchen freuen: Kecke Erlanger wollten mit passablem Pressing die verunsicherten Altstädter stören, die wiederum ihr Heil in gepflegtem Kurzpassspiel über die Flügel suchten. Der wieder aktive Stefan Kolb und Mino Kayser taten sich dabei, immer wieder in Aktion gespielt vom anfänglich bärenstarken Manuel Hiemer, hervor. Doch Routinier Tobias Fuchs im FSV-Kasten - er kickte übrigens mit Bayreuths Co-Trainer Jörg Pötzinger einst in der Regionalliga bei Quelle Fürth zusammen und stand heute dessen Sohnemann Julian gegenüber - stand einmal mehr seinen Mann. Chancenlos war er beim Altstädter Führungstreffer. Mino Kayser tankte sich gegen Schönberger auf dem Flügel durch, Stefan Kolb setzte sich nach einer Doppelgrätsche am Boden eindrucksvoll gegen Napolitano durch, den abprallenden Ball wuchtete der Ex-Erlanger Tobias Ulbricht vehement in die Maschen (17.). Eine einzige Aktion, die das Erlanger Abstiegsgespenst wieder hervorrief und die bis dahin so selbstsicheren Gäste im Mark erschütterte. Bayreuth war jetzt am Drücker. Verpasste aber wie so oft, den vielleicht schon finalen Genickschlag. Mino Kayser visierte haaresbreit vorbei (23.), Manuel Hiemer scheiterte mit einem schön getretenen Freistoß am Aussenpfosten (27.) und Edu Root verpasste nach Kolbs Flankenball einen zielstrebigeren Abschluss (32.). Erlangen erholte sich nur langsam von dem Rückschlag, zumal Nuhi Syleymani nach angeschlagen wirkte und das Flügelspiel der Erlanger damit noch mehr lahmte als vorher schon. Immer wieder probierten die FSVler über lange Bälle und Standards (Mahr!), den Weg in die Spitze zu suchen. Auf der einen Seite, um nicht in die gefürchtetenen Altstädter Konter zu laufen, auf der anderen Seite, um die nach dem Ausfall Ascherls gebeutelte SpVgg-Abwehr zu überlisten. Der Plan ging nicht auf, was eng mit dem Namen Miroljub Zivkovic zusammenhing. Der einstige Club-Amateur machte seine Sache hervorragend und hatte eine Fehlerquote nahe an der Null-Grenze. "Er hat einfach das Pech, nicht an Ascherl und Zitzmann vorbeizukommen", so sein Coach Heiko Gröger. "Hat aber bewiesen, dass er parat steht, wenn man ihn braucht und seine Sache hervorragend gemacht." Kurz vor der Pause mussten Zivkovic und seine Nebenleute dennoch bangen: Paul Schulze-Zachau fasste das Leder sehenswert ab und zwang Andreas Sponsel zu einer Glanzparade (43.).
Nicht richtig ins Spiel kam SpVgg-Kapitän Alexander Schreckinger.
Andreas Bär
Nach dem Pausentee ging es ratz-fatz. Die unverändert aufs Feld zurückkehrenden Altstädter hatten sich noch nicht richtig orientiert, da schlug der neu auf dem Rasen auflaufende Tim Basener eiskalt zu. Eine falsche Einwurfentscheidung kommentierten die Altstädter Spieler derart vehement, dass sie die Zuordnung komplett vergaßen und den Gegner zum Toreschießen einluden. Nicht vergessen sollte man dabei FSV-Kapitän Adrian Mahr. Der leitete das Leder sensationell in die Nahtstelle der unsortierten SpVgg-Hintermannschaft auf den pfeilschnell gestarteten Tim Basener, der Ex-Drittligakeeper Andreas Sponsel im direkten Duell keine Abwehrmöglichkeit ließ. Der Favorit wankte, der Underdog hoffte. Und das nicht zu Unrecht: Die Altstädter, ob einiger lange verletzter Akteure kräftemäßig nicht komplett auf der Höhen, ließen nunmehr auch die gedankliche Schnelligkeit vermissen, agierten im Spielaufbau pomadig und kamen kaum mehr zur Geltung. Glück dann auch noch, als Mino Kayser an der Außenlinie Rafael Hinrichs tackelte. Schon vor der Pause hätte Schiri Steffen Ehwald dem einstigen Bayern-Kicker nach einem Schubser an Mahr statt des Gelben Kartons auch die Rote Karte zeigen können - ließ es aber dank Fingerspitzengefühls bei einer Verwarnung in einer bis dahin höchst fairen Partie. Bei dem Foul an Hinrichs wäre die Ampelkarte zwingend notwendig gewesen. "Ärgerlich", so FSV-Trainer Normann Wagner. Zumal es ausgerechnet Kayser war, der dem Spiel die neuerliche Wende verpasste. Eine feine Spieleröffnung mit einem langen Zivkovic-Ball wurde auf ihn verlängert. Aus dem vermutlich geplanten Flankenball wurde ein Hammer, der im kurzen Eck einschlug. "Ich glaube er wollte flanken", so der in der Szene nicht glücklich aussehende FSV-Keeper Tobi Fuchs "und dann rutscht ihm das Leder drüber und ins Tor. Bitter für den Torwart." Den finalen Treffer besorgte schließlich ein Joker-Duo: Timothy Nicolaus setzte sich auf dem Flügel absolut sehenswert durch, bediente Perparim Gashi, der das Spielgerät herrlich annahm, einmal auftropfen ließ und humorlos in die Gambel wuchtete - der schönste Spielzug des Abends, der einem über weite Strecken nicht sehr kurzweiligem Flutlichtkick einen zu hohen Endstand bescherte.
Vor dem Gastspiel beim Angstgastgeber SpVgg Selbitz können die Altstädter am Wochenende bei neun Zählern Vorsprung entspannt sehen, was die Konkurrenz anstellt. Die Erlanger dagegen hoffen auf Schützenhilfe im Abstiegkampf und darauf, in der nächsten Woche gegen die DJK Ammerthal ihre makellose Heimbilanz aus dem Jahr 2014 aufrechterhalten zu können. Eher fraglich, ob Nuhi Syleymani und Francois Schönberger da mitwirken können - beide mussten verletzungsbedingt das Feld vorzeitig verlassen.
Spielbericht eingestellt am 22.03.2014 00:14 Uhr