Vier Neuzugänge verzeichneten die Gäste aus der Saale-Stadt im Winter. Vor allem Verteidiger Alexander Seidel (von Kickers Selb) und der Kanadier Jean Paul Ajala-Alexis haben seitdem einen starken Eindruck hinterlassen. Im neuen Kalenderjahr holten die Schwarz-Gelben sieben Punkte aus vier Spielen. Die Truppe von Mikhail Sajaia hat damit den Anschluss an das rettende Ufer wiederhergestellt. In der Vorwoche gab es gegen Gebenbach die erste Niederlage im neuen Jahr - und obendrauf eine Rote Karten gegen Innenverteidiger Tim Scherbaum. Für ihn rückte Spielführer Tom Feulner in die defensive Zentrale. Neben Scherbaum rotierte auch Marian Schubert aus der Startelf. Ersetzt wurden die beiden durch Maximilian Weiß und Johannes Hamann.
Auf der Gegenseite musste Abtswinds Trainer Claudiu Bozesan seine erste Elf auf einer Position verändern. Für Kevin Steinmann (erkrankt), der zuletzt zweimal als sicherer Elfmeterschütze glänzte, kehrte Abwehrchef Max Wolf nach überstandener Muskelverletzung in die Startformation zurück.
Fabian Krantz (Hof) lässt Matthias Wächter stehen.
Lukas Hörlin
Dass die Hausherren seit Anfang September auf eigenem Geläuf keine Partie mehr verloren haben und seit neun Spielen in Folge nicht mehr als Verlierer vom Platz mussten, war in der Anfangsphase bei starkem Regen nicht zu erkennen. Die Spielvereinigung aus Hof agierte wieder mit drei Spitzen im 4-2-1-3 und versuchte mit frühem Anlaufen Druck auf die Hintermannschaft der Grün-Weißen aufzubauen. Die erste Chance der Partie ging auch an die Gäste, Hüseyin Durkan hätte frei an der Strafraumkante vielleicht besser den linken anstatt des rechten Fußes genommen (6.). Der Flügelstürmer machte es wenig später aber deutlich besser. Er presste Abtswinds Keeper Felix Reusch, der daraufhin den anstürmenden Hofer anschoss. Beim anschließenden Laufduell um den freien Ball war der Saalestädter schneller am Leder und netzte zur Führung für den Tabellenvierzehnten ein (8.).
Die favorisierten Abtswinder benötigten einige Zeit, um sich auf das forsche Hofer Auftreten einzustellen und Lösungen im Mittelfeld zu finden. Erst nach rund einer halben Stunde hatte der Fünfte die Partie unter seine Kontrolle gebracht. Erstmals gefährlich wurde es nach einem starken Solo von Linksverteidiger Calvin Gehret, der mit seiner scharfen Hereingabe den einlaufen Fabio Bozesan fand. Der Stürmer konnte die Kugel im Grätschen aber nicht mehr auf das Gehäuse drücken (27.). Effizienz bewies die Heimelf aber nur sechs Minuten später. Wieder ging es über links, wieder flankte Gehret präzise in die Mitte. Am langen Pfosten traf Tizian Hümmer zunächst nur das Aluminium, aber Bozesan war reaktionsschnell zur Stelle und drückte den Abpraller über die Linie.
Zwar hatte Hofs Winterneuzugang Jean-Paul Ajala-Alexis fast im direkten Gegenzug die Möglichkeit, die Gelb-Schwarzen wieder in Führung zu bringen (37.), doch den Gästen war anzumerken, dass sie ihre Frische verloren hatten. Im Stile einer Spitzenmannschaft zwang Abtswind den Oberfranken mehr und mehr sein Spiel auf und hatte durch Hümmer (39.) und Groß (42.) noch zwei weitere Chancen vor dem Seitenwechsel.
Starkes Spiel links hinten: Calvin Gehret, hier verfolgt von Gästespieler Hüseyin Durkan.
Lukas Hörlin
Der Elf von Mikhail Sajaia war auch nach Pause anzumerken, dass sie gegen spielstarke Hausherren ihr Heil in der Offensive suchen und sich nicht am eigenen Sechzehner verbarrikadieren wollten. Allerdings nutzte der TSV inzwischen clever die sich auftuenden Räume und war auf das Angriffsspiel der Bayern eingestellt, sodass sich für den abstiegsbedrohten Klub von der Saale keinerlei ernsthafte Chancen ergaben.
Es war folglich abzusehen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis die Kräuter-Kicker wieder zuschlagen und die Partie gedreht haben würden. Analog zum Führungstreffer für Hof erzwang Abtswinds Matthias Wächter einen Ballverlust des sonst starken SpVgg-Keepers David Guyon. Doch im Gegensatz zu Durkan vermochte es der 19-Jährige nicht, im Anschluss den Ball im verwaisten Tor unterzubringen (55.).
Nach etwas über einer Stunde nahm Bozesan einen Dreifachwechsel vor und brachte Staudt, Hillenbrand und Hansel neu in die Partie. Dieser Kniff machte sich bezahlt, das Offensivspiel bekam spürbar frischen Wind. Dennoch brauchte es die indivuduelle Klasse Adrian Dußlers, um in Front zu ziehen. Nachdem Fabio Bozesan mit viel Einsatz den Ball behaupten konnte, erkannte Abtswinds Mittelfeldstratege die Lücke vor ihm, nahm Maß und traf aus rund 25 Metern präzise unten links ins Eck (76.).
Hof hatte weiterhin Probleme, überhaupt ernsthafte Angriffe aufzuziehen. Nur einmal kamen die Gäste noch gefährlich vor das Tor. Und hätte Spielführer Feulner nach einer Seifert-Flanke nicht verzogen, wäre sogar der dann doch etwas schmeichelhafte Ausgleich noch drin gewesen (85.). So schraubte Joker Max Hillenbrand mit dem letzten Vorstoß vor Abpfiff das Ergebnis noch nach oben. Hansel sicherte klug zunächst das Leder und ließ auf Groß prallen. Der steckte auf den mitgelaufenen Hillenbrand und der rechte Flügelspieler behielt mit einem überlegten Heber vor Guyon die Nerven (90. +4).
Hüseyin Durkan blieb nach seinem Tor weitestgehend blass.
Lukas Hörlin
Der TSV Abtswind zieht mit dem dritten Heimsieg in Folge punktetechnisch mit Eintracht Bamberg und dem SV Donaustauf gleich. Nach anfänglichen Problemen akklimatisierte sich die Bozesan-Elf und bespielte mit zunehmender Spieldauer die Räume immer besser. Im gesamten zweiten Spielabschnitt ließen Max Wolf & Co. nur einen einzigen Abschluss der Gäste zu.
Die blieben über die neunzig Minuten gesehen dauerhaft ihrer offensiven Ausrichtung treu. Verstecken wie das Kaninchen vor der Schlange wollten sich die Oberfranken nicht. Passives Zurückziehen hätte wohl gegen den formstarken und selbstbewussten TSV Abtswind ebenso wenig zum Ziel geführt.
Letztlich ist das Ergebnis auch in der Höhe verdient. Gegen die Großen der Liga reicht es für die Spielvereinigung noch nicht, Punkte müssen gegen andere Konkurrenten eingefahren werden. Vielleicht ist nächsten Samstag gegen den 1. SC Feucht wieder etwas drin für die Gelb-Schwarzen, die dann auch wieder auf Tim Scherbaum zurückgreifen können.
Abtswind reitet indes weiter genüsslich auf der Erfolgswelle und hat am Samstag beim Auswärtsspiel in Gebenbach einen echten Gradmesser vor der Brust.
Spielbericht eingestellt am 01.04.2023 20:54 Uhr