Die Ammerthaler reisten als noch ungeschlagener Tabellenführer nach Bamberg und wollten den ersten Rang behaupten - also zumindest einen Punkt mitnehmen.
Bambergs Coach Jan Gernlein rotierte wieder durch und so standen im Vergleich zum jüngsten Auswärtsspiel vier "Neue" in der Startelf. Auch der junge Luca Leistner, der in Großbardorf noch 90 Minuten auf der Bank saß.
Von der Ausrichtung her starteten die Bamberger wieder mit einer kompakten Fünfer-Kette hinter der Ben Olschewski zwischen den Pfosten stand.
Der ballführende Bamberger Fabio Reck (li.) nimmt gegen Matthias Graf Tempo auf.
Markus Schütz
Die beiden Teams legten gleich mal ein gutes Tempo vor. Dabei waren die Gäste in der Anfangsphase die Mannschaft, die höher stand und situativ mit drei, vier Mann anlief. Das aber nicht mit der letzten Konsequenz, zudem blieb der FC Eintracht auch stabil in diesen Drucksituationen. So hatten die Ammerthaler in den ersten Minuten durchaus ihre Schwierigkeiten mit der Ausrichtung der Bamberger, zumal diese immer wieder über Außen schnell umschalten konnten, vorwiegend über links und über Hack und über Linz. Das waren die Situationen, auf die die Heimelf lauerte und bei denen die Ammerthaler in der Rückwärtsbewegung Probleme bekamen. Auch die ersten Gelegenheiten hatte dadurch der FCE: Luca Ljevsic setzte den Ball nach einer Ecke aus 16 Metern knapp über die Latte, dazu klärte Gästekeeper Sommerer stark gegen den über halbrechts alleine auf ihn zulaufenden Marc Reischmann zur Ecke. Der Bamberger Matchplan war klar erkennbar - und beinahe auch mit einer Führung belohnt worden. Aber auch Luca Leistner, der nach einem Kaube-Flugball Richtung Tor zog, konnte von Dennis Weidner gerade noch geblockt werden. "In der ersten Halbzeit hatten wir zu wenig Zugriff gegen den Ball.", stellte dann auch Gästetrainer Jürgen Schmid nach der Partie fest.
Ansonsten sah man in vielen Aktionen bereits das spielerische Potenzial des Tabellenführers, der über die dribbelstarken Tim Sulmer oder Laurin Klaus viel Ballbesitz hatte, aber eben noch nicht entscheidend durchkam. Auch, weil der FCE das im Spiel gegen den Ball gut machte, geschlossen und fleißig arbeitete. Die erste richtig dicke Gelegenheit für die DJK bereitete dann Laurin Klaus mit einem starken Lauf über rechts vor. Über Tim Sulmer kam der Ball scharf vors Tor - wo ihn der wuchtige Kenan Muslimovic aus fünf Metern aber nicht im Gehäuse unterbrachte. Das hätte die Führung sein müssen, aber Ben Olschewski konnte den wenig konsequenten Abschluss sicher aufnehmen. Den sahen viele Zuschauer schon drin - der Schütze selbst wahrscheinlich auch. Im Folgenden begegneten sich die beiden Teams, die den anderen nun jeweils "gelesen" hatten, zumeist im Mittelfeld auf Augenhöhe. Bis dann die Bamberger ein paar Minuten vor der Pause in Führung gingen. Nach einem langen Zuspiel war Björn Schönwiesner Ausgangs- und Schlusspunkt einer starken Umschaltaktion, als er den Ball auf Philipp Hack ablegte. Der ging über links ab und Schönwiesner lief mit viel Tempo in der Mitte mit. Nach dem optimalen Zuspiel von Hack stand er frei vor dem Kasten und legte den Ball an Keeper Christopher Sommerer flach vorbei: 1:0. Ein Treffer, der in Entstehung und Ausführung die Bamberger Ausrichtung gut widerspiegelte. Bevor es in die Kabinen ging, gab es aber noch einmal Aufregung. Bei einem Rückpass sprang Ben Olschewski der Ball beim ersten Kontakt zu weit weg. Der Bamberger Keeper und der ihn anlaufende Raffael Kobrowski gingen zum Ball und der Ammerthaler kam im Strafraum zu Fall. Eine schwer zu beurteilende Situation, nach der die Gäste vehement Elfer forderten. Und Bamberg hätte sich vielleicht nicht beschweren brauchen, wenn ein Pfiff erfolgt wäre. Aber wie gesagt: Schwer zu sehen, wer den Ball zuerst gespielt hat.
Tim Sulmer (li.) hatte viele Ballkontakte, hier wird er von Marc Reischmann eingebremst.
Markus Schütz
Auch wenn im zweiten Durchgang die Bamberger die erste Torannnäherung hatten, bei der Christopher Sommerer nach einer Linz-Flanke stark vor Björn Schönwiesner klärte, schalteten die Ammerthaler nun einen Gang hoch. Und holten sich mehr und mehr die Kontrolle über die Partie. Immer wieder ließen sie den Ball schnell durch die eigenen Reihen laufen und kombinierten auf engstem Raum stark. Die Gastgeber waren in dieser Phase nur mit Verteidigen beschäftigt, Befreiung gab es kaum. In der 56. Minute wurde der Ball stark auf Tim Sulmer durchgesteckt, der tauchte frei vor Olschewski auf, aber der klärte stark zur Ecke. So verdiente sich der Tabellenführer seinen Ausgleich, der nach einer Stunde fiel. Und zwar nach einer Ecke. Sieben Meter vor dem Tor entledigte sich Matthias Graf beim Einlaufen durch guten Körpereinsatz seines Gegenspielers, Olschewskis Faust kam zu spät - so dass Graf aus kurzer Distanz einnickte. Die Ammerthaler blieben drauf und hätten beinahe nachgelegt, aber wieder verhinderte der Bamberger Keeper einen Treffer durch sein starkes Eins-gegen-Eins. Diesmal scheiterte Daniel Gömmel aus kurzer Distanz. Hier ein Rückstand, wer weiß, ob die Bamberger dann nochmal zurückgekommen wären. Denn sie fanden weiterhin in dieser Phase kein Mittel, um die Ammerthaler in deren Hälfte zu beschäftigen. Weil der oft als Wandspieler überzeugende Björn Schönwiesner kaum mehr getroffen wurde, wenn doch, dann wurde nicht mutig genug nachgerückt. Gernlein reagierte mit einem Dreifach-Wechsel und so kam dringend benötigter, frischer Wind von der Bank. Luis Schneider setzte dann den Ball - Sommerer war noch mit den Fingerspitzen dran - knapp am langen Pfosten vorbei. Dazu tankte sich der stabile Schönwiesner durch, aber auch sein Abschluss ging knapp daneben. Dennoch: Das waren wichtige Zeichen der Gastgeber, dass sie noch mit dabei sind. Eine Ecke brachte dann tatsächlich nach 70 Minuten die erneute Führung. Felix Popp stieg am Fünfer am höchsten und drückte den Ball per Kopf zum 2:1 über die Linie. Aber auch diesen Rückstand egalisierten die Ammerthaler, ebenfalls nach einer Ecke - die eigentlich ein Einwurf war... Sei's drum. Im Zentrum verlängerte ein Gästespieler mit dem Kopf ans lange Fünfereck - dort parierte Olschewski zunächst noch gegen Daniel Gömmel, der setzte aber den Nachschuss zum verdienten Ausgleich in die Maschen.
In der Schlussviertelstunde gaben dann beide Mannschaften weiter Gas, kämpften um jeden Ball und wollten die drei Punkte. Zwei Mal hatten die Gäste dann Pech. Zunächst als Tim Sulmer, der Mann mit den meisten Ballkontakten auf dem Feld, das lange Eck nur um Zentimeter verfehlte. Noch knapper war es beim Schlenzer von Martin Popp aus 22 Metern - sein Abschluss küsste die Querlatte. Die allerletzte Aktion im Spiel brachte dann den umjubelten Siegtreffer für die Bamberger. Nach einem Foul an Björn Schönwiesner legte er sich den Ball aus 25 Metern zurecht - und hämmerte ihn unhaltbar und wuchtig ins rechte obere Eck. Grenzenloser Jubel bei den Bambergern über den Dreier und die damit verbundene Tabellenführung. Schiedsrichter Hannes Hemrich pfiff die Partie nämlich gar nicht mehr an.
Vor dem Ammerthaler Dennis Weidner (re.) kann Außenspieler Tobias Linz den Ball abspielen.
Markus Schütz
Beide Mannschaften zeigten - mit unterschiedlichen Grundausrichtungen - den Zuschauern eine packende Partie, die viel zu bieten hatte: Einsatz, Tore, Chancen, Tempo, Zweikämpfe, bei denen die Akteure sehr stabil blieben, strittige Aktionen - und natürlich Emotionen. Das war wirklich Werbung für den Fußball und ein Spiel, das wahrscheinlich keinen Verlierer verdient hatte. Zwei starke Keeper, eine Heimelf, die vor allem im Spiel gegen den Ball viel Aufwand betrieb - angefangen ganz vorne beim Arbeitstier Schönwiesner und ein Gast, bei dem Tim Sulmer spielerische Highlights und Laurin Klaus viel Tempo reinbrachte.
Die Ammerthaler hatten gerade in der ersten halben Stunde ihre Probleme mit dem Matchplan der Bamberger, aus ihrer kompakten Defensive heraus immer wieder schnell umzuschalten. So fiel auch die Halbzeitführung. Im zweiten Durchgang fuhren die Gäste aber hoch, zeigten, was gerade im Spiel mit Ball in ihnen steckt - und kamen zwei Mal verdient zum Ausgleich. Dass die Partie - neben den 669 Zuschauern, die perfekt unterhalten wurden - eben auch auf dem Feld noch einen späten Sieger fand, dafür sorgte dann der kurz zuvor eingewechselte Johannes Gebhart mit seinem wuchtigen und sehenswerten Freistoß. Der war übrigens eine Kopie des Freistoßtreffers von Lukas Dotzler bei der letzten Begegnung der Ammerthaler im April diesen Jahres in Bamberg. Der kostete damals dem FCE spät zwei Punkte. Dotzler spielt mittlerweile in Donaustauf - und Gebhart war da noch in Ober-/Unterharnsbach.
Spielbericht eingestellt am 27.08.2022 08:59 Uhr