Es ist der neunte Anlauf zum ersten Heimsieg des Würzburger FV, der zuletzt den ersten Dreier unter Marcus Reitmaier feiern konnte. Vor dem Auswärtserfolg in Aubstadt am vergangenen Samstag war der WFV zehn Spiele in Folge ohne Sieg geblieben und bereits längere Zeit Inhaber der Roten Laterne. Mit dem Rückenwind des Auswärtserfolgs wollten die Zellerauer heute nachlegen und endlich den ersten Heimsieg einfahren. Auch bei Eintracht Bamberg läuft es bisher nicht rund. Der Regionalligaabtsteiger dümpelt im Tabellenmittelfeld der Liga umher und scheint nicht recht vom Fleck zu kommen. Immerhin konnte das Team von Norbert Schlegel am vergangenen Spieltag ebenfalls einen Sieg einfahren; mit 3:1 wurde der VfL Frohnlach nach Hause geschickt.
Voller Einsatz von Beginn an: Maximilian Göbhardt (re.) im Nahkampf mit Andreas Ganzinger (li.).
Nicolas Rupp
Vor dem Anpfiff wurde eine Schweigeminute für das vor kurzem verstorbene, langjährige Vereinsmitglied Bernd Dinkelmeier eingelegt. Kurz darauf ging es dann aber los mit Fußball und die Gäste aus Bamberg zeigten gleich, dass sie hier die Punkte aus Würzburg entführen wollten. Allerdings hielt der WFV gut dagegen und ließ keine Torchancen zu, das sollte auch die gesamte erste Halbzeit so bleiben. Überhaupt lebte dieses Spiel hauptsächlich von den Zweikämpfen. Die hatten es aber in sich. Der durchaus kartenfreudige Schiedsrichter Markus Hertlein zeigte insgesamt acht Gelbe und eine Gelb-Rote Karte. Auch die Heimelf konzentrierte sich in erster Linie auf die Zerstörung des gegnerischen Spiels, das aber durchaus erfolgreich. Jeder Zweikampf wurde mit viel Herzblut angegangen, jedem verlorenen Ball wurde nachgelaufen, an der Seitenlinie ging Trainer Marc Reitmaier mit viel Emotion seinem Team voraus. In der 18. Minute dann die erste Chance nach einem Konter für den Würzburger FV: Benjamin Schömig steckte den Ball durch auf Wojtek Droszcz, dessen Schuss aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz traf. Kurz darauf durften die Heimfans dann doch jubeln: Nach einer Freistoßflanke von Lars Schmidt nutzte Stürmer Jannik Fischer die Verwirrung im Bamberger Strafraum und verwertete einen Abpraller zur Führung (22.). Trotz der Druckphase von Eintracht in den ersten Minuten, ging der Treffer durchaus in Ordnung, denn Zählbares hatten sich die Gäste nicht annähernd herausgespielt. Die einzigen Torschüsse kamen aus der Distanz und verirrten sich in die dritte oder vierte Etage. Ansonsten fabrizierten beide Teams in Halbzeit Eins keine Strafraumszenen mehr, dennoch war das Spiel aufgrund seiner Intensität sehenswert. Und einiges hatten sich die Mannschaften noch für die zweite Hälfte aufgehoben.
Der eingewechselte Patrick Hofmann (li.) brachte frischen Schwung in das Würzburger Spiel. Sebastian Schäferlein war der Stabilste in Bambergs Dreierkette.
Nicolas Rupp
Erfahrungsgemäß nimmt sich die zurückliegende Mannschaft in der Pause einiges vor. Auch Bamberg wird sich ein schnelles Tor zum Ziel gesetzt haben, um das Spiel wieder offen zu gestalten. Es kam, wie so oft, anders. Sogar ganz anders. Und das war überhaupt nicht nach dem Geschmack von Eintracht-Coach Norbert Schlegel. Erst vier Minuten waren nach Wiederanpfiff gespielt, da klingelte es im Kasten der Gäste. Nach einer Einzelaktion von Adrian Istrefi und einem abgeblockten Schuss des starken Lars Schmidt, schaltete Simon Heim am schnellsten. Der ehemalige Großbardorfer schnappte sich den Ball im Strafraum, umkurvte Keeper Benedikt Hoh und schob die Kugel über die Linie (49.). Die Rettungsaktion von Nikolai Altwasser, der den Ball von der Linie kratzen wollte, kam dabei zu spät. Und es sollte noch schlimmer kommen: Kurz darauf sah Timo Strohmer nach einem Foulspiel die Ampelkarte (51.). Eine harte Entscheidung des Unparteiischen, hatte der 19-Jährige bei seiner Aktion zwar den Gegenspieler, zugleich aber auch den Ball getroffen. Es wurde also immer schwerer für die Gäste, die jedoch nicht aufsteckten. Zumal kurz darauf die einzige Lücke in der ansonsten sicher stehenden Würzburger Defensive gnadenlos ausgenutzt wurde: Einen Traumpass von Johannes Trautmann in die Schnittstelle der Abwehr erreichte Oliver Seybold, der allein vor Andre Koob auftauchte und dem Würzburger Schlussmann keine Chance ließ (54.). Trotz Unterzahl konnte Bamberg in der folgenden Phase mehr Druck ausüben und zeigte sich spielerisch kreativer als noch in der ersten Halbzeit. Mehr oder weniger souverän überstand die Heimelf diese Druckphase, ließ dabei jedoch auch kaum gefährliche Situationen zu. Auf der anderen Seite verpasste es der WFV, eine seiner Konterchancen zur Vorentscheidung auszunutzen. Erst ein Geniestreich von Wojtek Droszcz in der Nachspielzeit sorgte für das 3:1. Einen Freistoß aus knapp 25 Metern in halblinker Position zirkelte der 27-Jährige ebenso traumhaft wie unhaltbar in den Winkel. Kurz darauf war Schluss und der Würzburger FV durfte – endlich – den ersten Saisonsieg dieser Saison feiern.
Mit dem Heimsieg pünktlich zum Hinrundenende geben die Zellerauer erstmals seit dem 11. Spieltag den letzten Tabellenplatz an den VfL Frohnlach. Zumindest für diese Nacht, denn am Sonntag können die Oberfranken mit einem Unentschieden gegen die SpVgg Weiden die ungeliebte Rote Laterne wieder zurück an die Mainaustraße schicken. Mit dem zweiten Sieg in Folge hat der Würzburger FV dennoch ein weiteres Lebenszeichen an die Konkurrenz geschickt und gezeigt, dass man sich noch längst nicht abgeschrieben hat. Da sieht die Situation beim heutigen Gegner schon brenzliger aus. Gerade erst aus der Regionalliga abgestiegen, steht Eintracht Bamberg nur noch zwei Punkte vor dem ersten Abstiegs-Relegationsplatz. Nur vier Siege stehen für die Elf von Norbert Schlegel nach17 Spielen zu Buche. Zum Rückrundenauftakt steht für die Eintracht erneut eine Reise an – im Spiel bei der Zweitvertretung von Jahn Regensburg muss Bamberg beweisen, dass es die Niederlage beim Tabellenschlusslicht verkraftet hat.
Spielbericht eingestellt am 26.10.2015 01:42 Uhr