Derbyzeit in der Bayernliga: Zum ersten Bamberger Duell in dieser Spielzeit reisten zwei Teams aus dem Tabellenmittelfeld nach Wildensorg. Dass trotzdem zahlreiche Zuschauer den Weg in den Südwesten Bambergs finden würden, war von vorneherein klar, und so stellte sich die gastgebende DJK den Zuschauermassen mit vielen zusätzlichen Helfern an der Kasse, in der Würstchenbude, an der Getränkeausgabe und zusätzlichen Parkplätzen. Organisatorisch war also alles bestens angerichtet, und auch beide Mannschaften wollten mit offensivem Spiel zur Unterhaltung beitragen. Sowohl der FC Eintracht (3-5-2) als auch die DJK Don Bosco (3-4-3) starteten sehr offensiv in die Partie und wollten das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Mit je einer Überraschung warteten beide Trainer auf, so agierte beim Heimteam der sonst auf der Sechser-Position beheimatete Christoph Kaiser an vorderster Front, um "viele Bälle für uns festzumachen", wie sein Coach Gerd Schimmer hoffte. Auf Seiten der Gäste saß erstmals seit seiner Kreuzbandverletzung aus der Schlussphase der Regionalliga-Saison Nicolas Görtler wieder auf der Bank. Doch auch ohne den ehemaligen Torschützenkönig in Liga 4 startete der FCE nach Angaben von Trainer Norbert Schlegel mit "zwei Spitzen und zwei Außen, die auch schon in der Spitze gespielt haben", sehr offensiv in die Partie.
Voller Einsatz war den Gastgebern trotz des frühen Rückstands nicht abzusprechen, Linksaußen Max Hoffmann gibt alles, um den Ball vor dem Überschreiten der Torauslinie zu erreichen.
Lena Weid
Das Spiel startete ohne die übliche Abtastphase und nachdem Maximilian Göbhardt den durchgelaufenen Mirza Mekic auf rechts bediente, erreichte dessen Flanke Alassane Kane am zweiten Pfosten, der den Ball mit etwas Glück als Heber im langen Eck platzierte. Ein perfekter Spielzug! Und die frühe Belohnung für die mutige, offensive Aufstellung von Norbert Schlegel! Nun war die DJK gefordert - und reagierte beinahe im Gegenzug, Youngster Henrik Schwinn bediente Max Hoffmann, doch Benedikt Hoh im Tor der Gäste parierte sicher. Im Anschluss zeigten sich die Gastgeber um Spielkontrolle bemüht, man erspielte sich einen Vorteil in Sachen Ballbesitz, allerdings war in dieser Phase - wie schon mehrfach in dieser Saison - die fehlende Durchschlagskraft im Angriff der Hausherren offensichtlich. Dem FCE gelang bis auf den Führungstreffer offensiv zunächst wenig, defensiv stand man allerdings stabil und so bissen sich die Gastgeber zunächst die Zähne an der FC-Deckung aus. Nach etwa 25 Minuten ergaben sich dann aber die Chancen auf beiden Seiten, zunächst war der FCE an der Reihe. Ein Doppelpass zwischen Haas und Kane hebelte die komplette Defensive der Gastgeber aus, Haas scheiterte frei vor dem Tor aber an Keeper Matthias Kühhorn, der den Ball über das Tor lenkte. Kurz darauf ergab sich auch die erste Topchance für die DJK, dabei wurden die Hausherren von ihren Gästen eingeladen: Pascal Niersberger leistete sich als letzter Mann einen schlimmen Ballverlust, Christoph Kaiser bediente Max Hoffmann, doch die Nummer 7 wusste die Einladung nicht zu nutzen und donnerte die Kugel übers Gehäuse von Benedikt Hoh. Was für eine Chance zum Ausgleich! Bitter vor allem deshalb, weil der FCE defensiv weiterhin sicher stand und der DJK kaum ermöglichte, aus eigenen Kräften gefährlich vors Tor zu kommen. Dennoch betrieben die Gelb-Grünen weiterhin hohen Aufwand, und wären kurz vor der Pause beinahe belohnt worden: Simon Schmoll setzte sich auf rechts ganz stark gegen zwei Mann durch und fand am Fünfer Christoph Kaiser. Dessen Kopfball hätte im Tor eingeschlagen. Hätte, wenn nicht Pascal Niersbergers Bein im Weg gewesen wäre, so aber zischte der Ball haarscharf übers Tor. Im Gegenzug zeigte auch Daniel Schäffler seine Fähigkeiten im Dribbling, als er sich über links gegen zwei Widersacher durchsetzen konnte, sein Querpass kullerte allerdings durch den Fünfer, ohne einen Abnehmer aus den eigenen Reihen zu finden. Über Umwege gelangte der Ball allerdings zu Maxi Göbhardt, doch der am Sechzehner sträflich alleine gelassene Mittelfeldstratege der Eintracht wusste seinen Freiraum nicht zu nutzen, verzog und verpasste so die letzte Gelegenheit vor der Pause, zum Ausbau der Führung zu nutzen.
Der nominelle A-Jugendkeeper des FCE - Benedikt Hoh - zeigte eine starke Partie und strahlte auch in der Strafraumbeherrschung Sicherheit aus. Auch in dieser Szene kann er einen Eckball der DJK wegfausten, auch wenn es scheint, als erreiche Heimakteur Johannes Wolfschmidt den Ball als Erster.
Lena Weid
Wie in Halbzeit Eins kamen erneut die Gäste besser aus der Kabine - mit einem Unterschied: Zeigte man sich zu Beginn eiskalt und nutzte die erste sich bietende Chance, so betrieb der FCE nach Wiederanpfiff Chancenwucher, doch der Reihe nach: Einen Ballverlust von Simon Schmoll wusste Nico Haas über rechts zu nutzen und flankte den Ball in den gegnerischen Sechzehner, die Kugel erreichte Maxi Göbhardt, der den Ball knapp neben das DJK-Tor setzte. In der selben Minute bewies die linke Seite des FC, dass auch sie gefährlich flanken konnte, Andre Jerundow bediente Daniel Schäffler, der den Ball per Kopf aufs lange Ecke brachte, aber Keeper Matthias Kühhorn parierte reaktionsschnell. Direkt danach verloren die Gastgeber viel zu einfach den Ball, diesmal konnte Schäffler von links flanken, am langen Pfosten stand Alassane Kane blank, aber auch der pfeilschnelle Stürmer fand seinen Meister in Teufelskerl Kühhorn. Zwei tolle Paraden vom Torwart der DJK, mit denen er nicht nur eine mögliche Vorentscheidung verhinderte, sondern auch seine noch nicht in der zweiten Halbzeit angekommenen Mannen aufzuwecken versuchte. Kühhorn tobte ob der fahrlässigen Verteidigung seiner Vorderleute, und das Team zeigte ein Reaktion: Über die eingewechselten Dominik Schütz und Gabriel Jessen trugen die DJKler nun ihre ersten gefährlichen Angriffe in Halbzeit Zwei vor, Jessen wurde beim Abschluss aber zwei Mal geblockt. Die DJK bekam nun wieder Oberwasser und der FCE sah sich - bis auf einen Haas-Kracher aus 20 Metern - erstmal in die Defensive gezwungen. Rächte sich nun die fahrlässige Chancenverwertung direkt nach der Halbzeit? Es sah fast so aus, denn als Johannes Wolfschmidt von rechts eine scharfe Flanke vors Gästetor brachte, erledigte der bisher so starke Mirza Mekic die Arbeit für die 75 Minuten lang glücklos agierende DJK-Offensive. Mit dem langen Bein versuchte der Abwehrhüne, vor dem heranrauschenden Gabriel Jessen zu klären, doch die Kugel schlug unhaltbar für Keeper Benedikt Hoh im kurzen Eck ein. Riesenjubel auf Seiten der Gastgeber, der Aufwand der ersten 70 Minuten wurde belohnt! Durch das Tor entwickelte sich bei den Gastgebern zudem eine zweite Luft, man drückte nun gewaltig auf die Führung. Bereits 60 Sekunden nach dem Ausgleich bot sich Dominik Schütz die Chance zum 2:1, doch der letztjährige Torjäger scheiterte am Fuß von Torwart Hoh. Weiter blieb die DJK am Drücker, man produzierte viele Freistöße und Ecken, die jedoch von der FCE-Defensive um den sehr starken Keeper Benedikt Hoh abgewehrt wurden. Nachdem Norbert Schlegel direkt vor dem Ausgleich mit der Einwechslung von Lucas Schraufstetter bereits einen defensiven Wechsel getätigt hatte, wollte der Chefanweiser der Gäste nun die Defensive wieder etwas entlasten und brachte fünf Minuten vor dem Ende Goalgetter Nicolas Görtler. Brachte diese Einwechslung den Sieg? Fast schien es so, denn mit seiner ersten Aktion provozierte er die Gelb-Rote Karte für Johannes Jessen, der sich im direkten Duell an der Mittellinie nicht anders zu helfen wusste, als Görtler zu Boden zu reißen. Die DJK-Drangphase war in Unterzahl natürlich beendet, vielmehr wagte sich nun der Regionalliga-Absteiger wieder in Offensive. Gerade als die Nachspielzeit angebrochen war, kamen die Lila-Weißen zu einem letzten, verhängnisvollen Eckball. Über Umwege bekam Eckballschütze Andre Jerundow die zweite Chance zum Flanken, und brachte den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß gefährlich vor das Heimtor. Perfekt eingelaufen stieg Lucas Schraufstetter am höchsten und nickte den Ball am herauslaufenden Matthias Kühhorn vorbei ins Netz. Der Torschütze riss sich das Trikot vom Leib und rannte zu den mitgereisten Fans, die gesamte FCE-Bank explodierte vor Freude und glich einem Tollhaus, welch ein Glücksgefühl solch ein 2:1 kurz vor Schluss doch bringen konnte! Die FC-Schlachtenbummler stimmten bereits vor Wiederanpfiff siegesgewiss in Jubellieder ein, und obwohl die DJK sich noch einmal gegen die Niederlage stemmte, beendete kurz darauf Schiedsrichter Roman Potemkin die Partie.
Ein Tor in der 91. Minute entscheidet das Bamberger Lokalderby in der Bayernliga. Mehr Dramatik geht nicht. Dass sich ausgerechnet Schlegels 'defensiver Einwechsler' Lucas Schraufstetter zum entscheidenden Protagonisten aufschwang, war das i-Tüpfelchen auf eine rasante Partie. Mit diesem aufgrund des Zeitpunkt des Tores glücklichen Sieg hat der FCE nun vier Punkte aus den beiden Derbys gegen Forchheim und die DJK Bamberg geholt, auch die davor so wacklige Defensive stabilisierte sich mit nur zwei Gegentoren in den letzten 180 Minuten. Durch den heutigen Sieg springen die Eintrachtler wieder in die obere Tabellenhälfte, auch wenn sie immer noch ein gutes Stück von der angepeilten Platzierung im oberen Tabellendrittel entfernt sind. Anders als die gastgebende DJK, die trotz der Niederlage noch immer über dem Strich platziert ist und somit auf einem Nicht-Abstiegs-Rang liegt, den man auch am Saisonende anstrebt. Das gute Abschneiden bisher dürfte wohl aber kein Trost für die extrem bittere Derby-Niederlage sein. Nach dem Ausgleich durften die Gelb-Grünen vom Sieg träumen, um dann in letzter Minute sogar den verdienten Punkt aus den Händen gerissen zu bekommen. Ein Punkt wäre nach den 90 Minuten wohl verdient gewesen, doch der Fußball kann grausam sein. Unter dem Strich steht eine Niederlage, vom unglücklichen Zustandekommen kann sich die DJK nichts kaufen. Nach nun zwei Niederlagen in Folge gilt es, kommende Woche gegen die schwach gestarteten Weidener den Karren wieder umzustoßen, um die derzeitige Position zu halten. Die derzeitige Position halten dürfte nicht im Sinne des FCE und seinen Verantwortlichen sein, dass man sich berechtigte Hoffnungen nach oben machen kann, müssen die Mannen von Trainer Norbert Schlegel nächste Woche auswärts bei den noch ungeschlagenen Großbardorfern beweisen.
Spielbericht eingestellt am 30.08.2015 05:02 Uhr