Die personell noch immer gebeutelten Altstädter suchten ihr Heil dabei nicht nur in einer fulminanten Offensive, sondern sorgten mit der neuerlichen Doppelsechs um Alexander Schreckinger und Manuel Hiemer auch für eine kompakte Defensive. Auf der anderen Seite konnte Spielertrainer Timo Rost seine beste Elf aufbieten.
Mino Kayser im Duell mit Oli Gorgiev.
Andreas Bär
Von dem neuen Amberger Selbstvertrauen zeigten sich die Altstädter offensichtlich nur im Vorfeld verbal beeindruckt. Von Beginn an übernahm die Wespen-Elf in imposanter Art und Weise das Kommando auf dem Feld, spielte die hoch eingeschätzten Oberpfälzer eine Hälfte lang an die Wand und war in allen Belangen haushoch überlegen. "Das war ein Klassenunterschied", erkannte Hubert Kirsch, sportlicher Leiter der Gäste neidlos an. Nach nicht einmal einer Zeigerumdrehung hätte Schiedsrichter Badstübner schon auf Elfmeter für die Hausherren entscheiden müssen. Nach einem kapitalen Bock Andreas Gramls tankte sich Stefan Kolb impulsiv durch die FCA-Defensive, der schon umkurvte Keeper Matthias Götz traf ihn mit der Hand am hinteren Fußteil: Der Pfiff blieb zum Entsetzen der zahlreichen Anhänger aus. Beeindrucken ließen sich die Hausherren davon nicht. Ganz im Gegenteil. Insbesondere Mino Kayser über die linke Aussenbahn und Eduard Root auf der gegenüberliegenden Bahn spielten mit Graml und Cesaay Katz und Maus, überspielten - assistiert von den immer wieder in die Spitze stoßenden Manuel Hiemer und Michael Eckert - die Abwehr ein ums andere Mal. Pech hatte der überragende Mino Kayser, als er nach Eckerts Flankenball ausrutschte und das Leder über den Kasten setzte (9.). Wie aus einem Guss rollten die Angriffe in Richtung Amberger Tor: Einzig der finale Pass wurde zu oft gesucht und ähnlich oft zu unplatziert gespielt. FCA-Kapitän Michael Plänitz war in der Abwehrzentrale der meistbeschäftigte Akteur auf dem Feld. Nahezu im Minutentakt musste er Fehler seiner Vorderleute ausbügeln und seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen, um das sich anbahnende Debakel zu verhindern. Als der überforderte Julian Cesaay eine eigentlich schon geklärte Situation nicht konsequent genug bereinigte und Perparim Gashi geschickt einfädelte, zeigte Florian Badstübner auf den Elfmeterpunkt. Manuel Hiemer ließ sich die Chance nicht nehmen und sandte ein (20.). Drei Minuten später lag die Entscheidung in der Luft: Ein Flankenball Eduard Roots fand keinen Abnehmer (23.), nach Hiemers scharf getretenem Freistoß zielte Root daneben (27.), Gashi verfehlte aus der zweiten Reihe nur um Haaresbreite (33.) und agierte zu uneigensinnig, als er anstatt nach einem feinen Ballgewinn selber abzuschließen den am langen Pfosten lauernden Manuel Hiemer mit einem zu lang geratenen Diagonalball suchte (37.). Ebenfalls mit Glücksgöttin Fortuna haderte Mino Kayser, der nach einer mustergültigen Kombination über Gashi und Schreckinger aus 16 Metern knapp verfehlte (43.). Der Statistik wegen: Auch Amberg hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine einer Torchance ähnliche Situation. Nach einem Freistoß des um Ordnung bemühten Timo Rost aus dem Halbfeld war Francis Kioyos Kopfball kein Problem für Andreas Sponsel (35.). Glück hatten die Altstädter dann kurz vor dem Pausentee, als Sponsel nach einem Meyer-Flankenball nicht ans Leder kam, aber auch Kioyo verpasste.
Mino Kayser und Andreas Graml.
Andreas Bär
Dem hohen Tempo Tribut zollend schraubten die Altstädter langsam einen Gang zurück - wenig verwunderlich. Freilich lag die Entscheidung noch einmal in der Luft: Der bärenstarke Stefan Kolb tauchte alleine vor Götz auf, scheiterte am FCA-Schlussmann, Kaysers Nachschuss blockte Kapitän Plänitz (48.). Die Amberger kamen allmählich besser ins Spiel, ohne dabei zwingend zu wirken. Der Ausgleich lag dennoch in der Luft - wie oft hatte man solche Spiele mit einer absolut dominanten Mannschaft, die die Entscheidung verpasst, schon erlebt. Ruhiger wurde der Puls Altstädter Verantwortlicher und Anhänger, als Florian Badstübner erneut auf den Punkt zeigte. Frank Lincke zupfte Manuel Hiemer derart konsequent am Trikot, dass der Unparteiische trotz der komplett ungefährlichen Situation die Pfeife nicht stumm ließ. "Dumm", kommentierte Hubert Kirsch die Situation, während Trainer Rost haderte: "Den muss man nicht pfeifen." Stefan Kolb war es egal: Der Altstädter Torjäger netzte ein und sorgte dafür, dass das Ergebnis nun auch ansatzweise dem Spielverlauf entsprach. Den Sack endgültig zuzumachen, das verpassten die spielfreudigen Gelb-Schwarzen aber erneut. Und so kamen die nach dem Pausentee zumindest ansatzweise auf Augenhöhe agierenden Amberger noch einmal zurück ins Spiel. Ausgerechnet der Ex-Altstädter Francis Kioyo, an alter Wirkungsstätte ebenfalls weitgehend blass geblieben, traf mit einem Kopfball zum Anschluss. Plötzlich war wieder Feuer im Spiel, das endlich auf beiden Seiten absolutes Spitzenniveau erreichte. Amberg drückte auf den Ausgleich, Bayreuth lauerte auf den siegbringenden Konter. Glück hatten die Altstädter, dass Badstübner nach einem Ellenbogen im Kopfballduell gegen Sebastian Müller sein Arbeitsgerät schweigen ließ (74.). Die Rost-Elf war am Drücker und schöpfte neue Hoffnung. Vor allem der bis dahin komplett blass gebliebene Oliver Gorgiev kam dann doch noch einmal ins Spiel, als Benjamin Werner auf ihn ablegte und die Altstädter Offensive einige Mühe hatte, Gorgiev abzublocken (84.). In der Schlussminute dann die Entscheidung. Ein blitzsauberer Konter landete über Eduard Root bei Manuel Hiemer, der von der Strafraumkante aus vollstreckte.
In Bayreuth ist zwei Wochen nach der aufkommenden Trainerdiskussion endgültig - zumindest vorerst - Ruhe eingekehrt. In Amberg dagegen darf man sich nach der zweiten Niederlage der noch jungen Saison auf viele Diskussionen einstellen. Außerhalb dieser dürfte aber Spielertrainer Timo Rost sein. Der langjährige Profi war sowohl spielerisch um Ordnung bemüht als auch was taktische Änderungen während der Partie betraf auf der Höhe. So war die frühe Auswechslung Cesaays, der auch schon in Memmelsdorf zur tragischen Figur avancierte, die einzig logische Konsequenz aus der desolaten Anfangsphase. Viel besser wurde es mit Meyer zwar auch nicht - aber immerhin merzte Rost die taktisch größte Schwachstelle postwendend aus.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2013 15:34 Uhr