Oberfrankenderby im Fuchs-Park-Stadion. Der heimische FC Eintracht Bamberg empfing den VfL Frohnlach zum Bayernliga- und Krisenduell. Beide Teams konnten mit der bisherigen Punkteausbeute sicherlich nicht zufrieden sein. Der Regionaligaabsteiger aus der Domstadt stand mit 15 Punkte aus ebenso vielen Spielen geradeso über dem Strich, während die Frohnlacher mit zwölf Punkten einen Relegationsrang inne hatten. Mit einem Sieg könnte der VfL also mit dem favorisierten FC Eintracht gleichziehen. Heimtrainer Norbert Schlegel schickte seine Mannschaft in einem offensiven 4-4-2-System auf das Spielfeld. Mit Kapitän Nicolas Görtler und Alassane Kane starteten zwei waschechte Stürmer im Angriff, dahinter agierten mit Maximilian Göbhardt und Johannes Trautmann zwei zentrale Mittelfeldspieler mit Zug nach vorne. Die Marschrichtung war also trotz der vorhandenen Ausfälle eindeutig, für die Eintracht galt nur ein Heimsieg. Auf Seiten der Gäste vertraute Trainer Stefan Braungardt auf ein 4-5-1-System, welches im Angriff zu einem 4-3-3 wurde. Zusätzlich zum verletzungsbedingten Ausfall von Stürmer Tevin McCullough musste kurzfristig Christos Makrigiannis passen, sodass Lukas Pflaum auf die Position der alleinigen Spitze rutschte. Kapitän Bulat Sinan und Lukas Werner übernahmen die Außenbahnen, die Innenverteidigung bildeten Philipp Beetz und Alexander Eckert. Braungardt musste zudem auf die Stammspieler Christopher Autsch (Urlaub) und Sebastian Wagner (beruflich) verzichten.
Der flinke Mittelfeldspieler René Knie (li.) initiierte in Halbzeit 1 einige Angriffe und erzielte die zwischenzeitliche Gästeführung. Hier behauptet er den Ball gegen den später verletzt ausgewechselten Andre Jerundow.
Tobias Röder
Bereits in den ersten Spielminuten wurden die taktischen Ausrichtungen beider Teams deutlich. Der FC Eintracht Bamberg stand sehr hoch und versuchte konstant Druck aufzubauen. Besonders die beiden Außenverteidiger standen sehr offensiv, sodass die Innenverteidigung um Andre Jerundow und Pascal Niersberger das Spiel breit machen konnte. Die ersten Torgelegenheiten gab es folgerichtig für die Domstädter, doch Seybold vergab aus spitzem Winkel (4.) und Niersberger köpfte nach einer Ecke neben den Kasten (12.). Die Gäste vom VfL Frohnlach wiederum standen sehr tief. Auf Ordnung bedacht agierten sie im 4-5-1-System mit zumeist 10 Spielern hinter dem Ball und machten die Zentrale dicht. Bei Ballgewinn suchten sie schnell den Weg nach vorne, wobei die äußeren Mittelfeldspieler Sinan Bulat und Lukas Werner nach vorne verschoben und so ein 4-3-3- oder 4-3-2-1-System bildeten. Zu Torchancen kam der Gast zunächst jedoch nicht, lediglich Bulat fand nach einem Eckball per Kopf einen Abschluss (16.). Zu diesem Zeitpunkt war Bamberg klar besser im Spiel, wenn auch nicht zwingend genug. In der 20. Minute ergab sich die erste Großchance. Nach einem Ballgewinn von Nicolas Görtler spielte Alassane Kane einen schönen Schnittstellenpass auf den gestarteten Nico Haas, welcher jedoch im Eins-gegen-Eins am hervorragend reagierenden Gästehüter Jonas Hempfling scheiterte. Nach dieser Aktion verloren die Domstädter allerdings unnötigerweise den Faden. Es entwickelte sich ein hektisches Spiel mit vielen Ballverlusten und kleinen Fouls auf beiden Seiten. Frohnlach stand nun gut geordnet und ließ kaum Gefahr entstehen. Mit schnellem Umschaltspiel, gerade über den jungen René Knie, versuchten sie Nadelstiche zu setzen, eigene Ungenauigkeiten machten jedoch die Konterchancen zunichte. Torchancen waren nun Mangelware, lediglich Bambergs Seybold fand nach Flanke von Sebastian Schäferlein einen Abschluss (30.). Auf der Heimseite haperte der Spielaufbau und es wurden zu viele Bälle leichtfertig verschenkt. Auf Gästeseite wiederum fehlte es an Präzision und Übersicht, um die großen Räume nach Ballgewinnen produktiv nutzen zu können. Als die 215 dem kalten Wetter trotzenden Zuschauer schon mit dem Pausenpfiff rechneten, spielte Frohnlach einen Angriff mustergültig herunter. Lukas Pflaum flankte nach einem Doppelpass auf der linken Außenbahn lang auf Sinan Bulat. Dieser legte direkt auf Jannik Schmidt ab, dessen abgeblockter Schuss über Umwege bei René Knie landete. Aus sieben Metern ließ es sich nicht zweimal bitten und versenkte die Kugel unter der Latte. Großer Jubel bei den Frohnlachern, während die Bamberger Köpfe nach unten hingen. Die Pausenführung der Gäste ging durchaus in Ordnung, denn obwohl die Bamberger die besseren Möglichkeiten besaßen, wirkte Frohnlach im Laufe der ersten Hälfte energischer und hatte gerade in der letzten Viertelstunde gute Kontergelegenheiten. Zudem stand der VfL in der eigenen Defensive gut geordnet. Bamberg fand den Weg nach vorne höchstens über die Außenbahnen, zumeist sorgten schlampige Pässe bereits zuvor für einen Ballverlust.
Bambergs Oliver Seybold (re.) hatte die erste gute Gelegenheit der Partie. In dieser Szene verfolgt ihn Jannik Schmidt.
Tobias Röder
Die Heimmannschaft kam mit viel Zug aus der Kabine. Trainer Norbert Schlegel schien die richtigen Worte gefunden zu haben, um seinen verunsicherten Spielern Mut zu machen. Bamberg nahm nun den Kampf an, beide Seiten neutralisierten sich weitestgehend und Angriffe wurden entweder durch gute Abwehrarbeit oder fehlerhafte Abspiele unterbunden. Die erste gute Gelegenheit bekam Eintrachts Alassane Kane in der 54. Minute. Nach einem Steilpass von Sebastian Schäferlein lief er alleine auf Jonas Hempfling zu. Dieser kam dem Ball entgegen, traf jedoch stattdessen Stürmer Kane. Schiedsrichter Sven Bode entschied auf Freistoß und beließ es bei einer gelben Karte für den Gästehüter, welcher sich auch über eine Herausstellung nicht hätte beschweren dürfen. Ansonsten konnte sich kein Team Möglichkeiten erspielen. Bamberg hatte mehr Ballbesitz, aber Frohnlach stand kompakt sowie taktisch diszipliniert und verlangsamte so das Spieltempo. In der 62. Minute musste Bambergs Andre Jerundow nach einem Zweikampf auf Höhe der Mittellinie mit dem Verdacht auf Schienbeinbruch verletzt ausgewechselt werden - auf diesem Wege gute Besserung! Es kam mit Ulrich Spies ein weiterer Youngster, nachdem zwei Minuten zuvor schon Calvin Sengül eingewechselt worden war. Spies übernahm die Rechtsverteidigerposition, während Sebastian Schäferlein in die Mitte wechselte. Die beiden Wechsel taten dem Spiel gut. Besonders Spies machte auf der rechten Seite viel Betrieb, Frohnlach stand aber weiterhin souverän. Etwas überraschend fiel in der 69. Minute der Ausgleich. Die Frohnlacher Hintermannschaft erlaubte sich einen katastrophalen Ballverlust, Johannes Trautmann bediente Alassane Kane und dieser erzielte sein fünftes Saisontor. Nun war der FC am Drücker. Mitten in die Bamberger Drangphase hinein gab es jedoch eine gute Chance für den VfL Frohnlach. Nach einer flachen Ecke kam Lukas Werner aus elf Metern zum Abschluss, verfehlte jedoch deutlich. Die Frohnlacher forderten Strafstoß, den Werner war beim Schuss behindert worden, doch die Pfeife von Schiedsrichter Bode blieb stumm - eine diskutable, aber vertretbare Entscheidung (75.). Von diesem Moment an spielte fast nur noch der FC Eintracht. Frohnlach fand nun kaum Entlastung, auch weil das Bamberger Offensivspiel an Präzision gewonnen hatte. Der VfL verteidigte aber aufopferungsvoll das Unentschieden und ließ beinahe nichts zu. Die einzige Chance hatte Alassane Kane, der sich auf der linken Seite gut durchsetzte, jedoch über den Kasten zielte (81.). Frohnlach schien sich für eine couragierte Leistung mit einem Punkt zu belohnen, doch Bamberg hatte das Glück auf seiner Seite. Ein eigentlich harmloser Freistoß von Nicolas Görtler fand abgefälscht sein Ziel in den VfL-Kasten, Hüter Hempfling war machtlos (88.). Der Wille der Gäste war gebrochen, der Jubel auf Bamberger Seiten groß. Für die endgültige Entscheidung sorgte der eingewechselte Calvin Sengül, der nach einer Kopfballverlängerung von Görtler sein erstes Bayernligator erzielen konnte (90.). Alassane Kane hätte beinahe das 4:1 erzielt (90.+2), doch das wäre sicherlich zu viel des Guten gewesen.
Mit dem heutigen Heimsieg gewannen die Bamberger ein Sechs-Punkte-Spiel gegen den VfL Frohnlach. Die Domstädter konnten damit das erreichen, was ihr Trainer zuvor gefordert hatte - Ergebnisse erzielen. Auch wenn die Mannschaft von Norbert Schlegel über weite Strecken der Partie verunsichert wirkte, besonders zum Ende der ersten Halbzeit häuften sich die individuellen Fehler, so muss man ihnen doch großen Willen und Einsatzbereitschaft zugestehen. In der zweiten Hälfte zeigten die Bamberger die notwendigen Tugenden, um aus den unteren Tabellenregionen aufzusteigen. Sie erarbeiteten sich in der Schlussphase das Glück des Tüchtigen, wobei besonders die jungen Einwechselspieler Ulrich Spies und Calvin Sengül für Schwung sorgten. Auf Seiten der Gäste aus Frohnlach dürfte der Ärger groß sein, schließlich brachte man sich selbst um den Lohn der Arbeit. Eine Kombination aus individuellen Fehlern und großem Pech sorgten dafür, dass der VfL die Pausenführung hergab und mit leeren Händen nach Hause fährt. Dennoch lässt sich auf der heutigen Leistung aufbauen. In der Defensive standen die Frohnlacher über weite Strecken sehr gut geordnet und konnten so viele Ballgewinne erzielen. Die vorhanden Räume für Konter wurden zwar nicht optimal genutzt, das 1:0 verdienten die Braungardt-Schützlinge sich aber durch taktische Disziplin und eine gute Grundordnung. Sollte der VfL es schaffen, die individuellen Fehler abzustellen, dürften sie in den kommenden Wochen, hoffentlich unter Mithilfe einiger Rückkehrer, wieder erfreulichere Ergebnisse erzielen.
Spielbericht eingestellt am 17.10.2015 21:19 Uhr