von Tobias Schneider, infranken.de
Ein Ergebnis wie ein schlechter Witz: Jahn Forchheim kassiert eine 0:4-Packung in Großbardorf – klingt nach einer klaren Sache, ist es aber nicht. Der Jahn macht vieles richtig, entscheidende Dinge aber falsch.
Fußball und Gerechtigkeit liegen oft unendlich weit voneinander entfernt. Da bekommt nicht jede Mannschaft immer das, was sie sich eigentlich verdient hätte: Das 0:4 der SpVgg Jahn Forchheim beim TSV Großbardorf zeigt, wie einseitig manchmal Glück und Pech verteilt sind.
Aufgrund der sportlichen Situation war ein 4:0 womöglich erwartbar gewesen, es standen sich ja ein Meisteranwärter und ein aktueller Abstiegsrelegant gegenüber. Und so kam es auch: ergebnistechnisch eine glasklare Sache. Nach Schlusspfiff schob aber selbst Dominik Schönhöfer die Hände vor seine Brust, es wirkte wie eine kleine Entschuldigung: „Diese vier Tore waren wir keinesfalls besser. Forchheim hat uns heute richtig Probleme bereitet. Es war eben ein Spiel, in dem praktisch alles für uns gelaufen ist“, sagte der Trainer des TSV Großbardorf nach der Partie: „Selbst nach dem 0:3 zur Halbzeit hat Forchheim nicht die Köpfe hängen lassen und uns weiter zugesetzt. Das war imponierend.“ Das Lob des Kollegen bringt Michael Hutzler erstmal wenig, zumindest keine Punkte. Aber es stärkt die Erkenntnis, mit einem Spitzenteam der Liga über die komplette Spieldauer auf Augenhöhe gewesen sein – und das viel zitierte Ruder im Abstiegskampf irgendwann noch herumreißen zu können. „Es ist unglaublich, wie dieses Spiel gelaufen ist. Einfach bitter. Ich kann niemandem einen Vorwurf machen. Wir waren sicher gleichwertig und fahren mit einem 0:4 wieder nach Hause. Das kann man keinem erklären“, sagte der Jahn-Coach.
Ein genauerer Blick und ein Erklärversuch über das Zustandekommen ist es aber wert: Zuerst ist hier Manuel Leicht zu nennen, TSV-Stürmer, allerdings mit etwas Ladehemmung in den letzten Wochen. Gegen Forchheim klemmte aber nichts mehr: Nach einem Fehlpass von Thomas Roas folgte der schnelle Konter, kurz hochgeschaut, anvisiert und ab in den Winkel – 1:0 in der 10. Minute. Schon dieser Zwischenstand war schmeichelhaft. Bis dato spielte nur der Jahn, presste enorm früh, störte Großbardorf, wo er nur konnte – verzettelte sich aber selbst manches mal in der Offensive: Flanken oder nach innen ziehen? Dribbeln oder Abschließen? Oftmals schien die falsche Option gezogen zu sein, der eigene Kopf hemmte offenbar die Entschlussfreude. Nicht aber bei Manuel Leicht: Als die linke Abwehrseite sträflich frei war, sprintete der TSVler über den halben Platz und schob gegen Keeper Tugay Akbakla überlegt zum 2:0 (23.) ein. Trotzdem steckte der Gast nicht auf, hielt mit all seinen Mitteln dagegen, nur: es fehlte die Gefahr im Abschluss. Bis zum 16er lief die Kugel gefällig, dann war meist Schluss. Auch, weil Großbardorf in der Grundordnung sehr tief stand und sich auf die beste Abwehr der Liga (nur zehn Gegentore) verlassen konnte.
Trotzdem hätte das Spiel noch einen anderen Dreh bekommen können, wenn da nicht Stefan Piecha gewesen wäre: Sekunden vor dem Halbzeitpfiff verwertete er eine Kopfballvorlage aus kurzer Distanz zum 3:0. Ein Tor, für Forchheim gleichbedeutend mit einem Schlag in die Magengrube. Doch anmerken ließ sich die Hutzler-Truppe davon nichts, sie kämpfte nach der Pause einfach weiter – und wäre in der 50. Minute fast mit dem 1:3 und einer möglichen Aufholjagd belohnt worden: Der Schlenzer vom Tim Basener aus 20 Metern tropfte aber nur an den Pfosten. Auch in der Folge hatte der Jahn manche Chance, meist aus der Distanz, aber auch Großbardorf ließ ab der 70. Minute wieder etwas die Muskeln spielen und kam zu zwei, drei Hochkarätern: Einen davon nutzte Shaban Rugovaj in der 79. Minute zum 4:0-Endstand. Und so blieb Michael Hutzler nichts anderes übrig, all seinen Spielern nach Schlusspfiff aufmunternden Beifall zu spenden und Schulterklopfer zu verteilen. „Wir können hier erhobenen Hauptes wegfahren, trotz des Ergebnisses“, sagte Hutzler.
Nun richte sich der Fokus auf das kommende Heimspiel gegen Sand – übrigens das einzige Team aus der Abstiegszone, das an diesem Wochenende einen Sieg einfahren konnte (1:0 gegen den ASV Burglengenfeld).
Spielbericht eingestellt am 11.10.2015 19:30 Uhr