Heute sollte es wieder losgehen, der FC Eintracht Bamberg startete in die neue Spielzeit und wollte die vergangene Saison endgültig vergessen machen. Der durch den Regionalliga-Abstieg eingeleitete Umbruch wurde großteils vollzogen, viele neue Namen tauchten auf dem Spielberichtsbogen auf und so war das Auftaktspiel gegen den SSV Jahn Regensburg II vor allem als Standortbestimmung zu betrachten, stand der Elf von Trainer Norbert Schlegel doch eine schwere Aufgabe gegen einen spielstarken Gegner bevor, der auch in dieser Saison die obere Tabellenhälfte anvisiert. Der ein oder andere vielversprechende Neuzugang ließ dennoch auf einen starken FCEB hoffen, der die herbe Pleite im Benefizspiel gegen die SpVgg Bayreuth vergessen machen und mit einem Erfolg in die neue Saison starten wollte, auch und vor allem, um die Fans wieder für den FC Eintracht zu begeistern.
Lucas Schraufstetter (li.) beim Laufduell mit Fabian Raithel (re.).
Hendrik Kowalsky
Bei sommerlicher Hitze startete die Begegnung ohne große Abtastphase, schon nach wenigen Minuten ließ sich erkennen, dass die immerhin 475 Zuschauer keinen lauen Sommerkick zu sehen bekämen. Die Hausherren starteten mit viel Tempo, versuchten, nach Ballgewinn im Mittelfeld über die agilen Außenbahnen schnell umzuschalten und die einzige Sturmspitze Alassane Kane in Szene zu setzen, was schnell Früchte tragen sollte. Nachdem in der vierten Minute ein erster Warnschuss von Daniel Schäffler noch knapp am Jahn-Gehäuse vorbeiflog, bot sich der Eintracht drei Minuten später die Riesenchance zur frühen Führung, denn als Alassane Kane mit einem schnellen Einwurf in den Strafraum angespielt wurde und seinen Körper geschickt einsetzte, war er schon fast an seinem Gegenspieler Dejan Szubotity vorbei, weshalb dieser ihn nur noch mit einem Foul stoppen konnte. Schiedsrichter Patrick Hanslbauer blieb diese Szene nicht verborgen und so entschied er sofort auf Strafstoß, die Proteste gegen diese klare Entscheidung hielten sich dann auch in Grenzen. Der gefoulte Kane trat kurz darauf selbst zum Elfmeter an, doch seinen Schuss aufs rechte Eck parierte SSV-Schlussmann Daniel Hanke souverän! Somit blieb es vorerst torlos, doch nur fünf Minuten später klingelte es dann auf der anderen Seite, denn nachdem die Hausherren einen leichten Ballverlust auf der rechten Außenbahn produzierten und Fabian Raithel einen schönen Steilpass auf Regensburg startende Sturmspitze Andreas Jünger spielte, erreichte dieser vor dem herausstürzenden Eintracht-Keeper Kristijan Ivkic das Leder, legte das Spielgerät am jungen Schlussmann vorbei und schob dann aus 14 Metern zur 1:0-Gästeführung ein! Ein bitterer Gegentreffer für die Gastgeber, den sich der junge Ivkic sicherlich teilweise ankreiden lassen muss, angesichts der Umstände seines Einsatzes ist ihm das aber definitiv nicht übel zu nehmen. Die Hausherren zeigten sich von dem Rückstand nicht geschockt und spielten weiter nach vorne, die offensive Marschroute war fast durchgehend zu erkennen und da auch die Gäste weiter nach vorne spielten, entwickelte sich nun sehr zur Freude der Fans ein Spiel mit offenem Visier. In der 23. Minute setzte es aber den nächsten Dämpfer für die Gastgeber, denn als die Regensburger Zweitvertretung über die rechte Außenbahn bis zur Grundlinie kam, konnte eine scharfe Hereingabe zunächst noch geklärt werden, der Abpraller fiel jedoch Michael Faber vor die Füße und dieser schloss aus 15 Metern mit viel Übersicht ins rechte Toreck zum 2:0 für Jahn II ab! Sauberer Abschluss von Faber, der seinen Farben damit einen vermeintlich sicheren Vorsprung ermöglichte, doch die Gastgeber gaben noch längst nicht auf. Die Schlegel-Elf sammelte sich zunächst und stellte mit der Hereinnahme von Nico Haas nach 30 Minuten auf ein offensiveres System um, was nur eine Zeigerumdrehung später belohnt wurde: Nach einer schwachen Regensburger Ecke wurde Alassane Kane halblinks mit einem weiten Pass geschickt und setzte zum Laufduell mit Kilian Seitle an, den er auf Strafraumhöhe dann auch fast abgeschüttelt hatte, ehe Seitle ihn unsanft zu Boden riss und Schiedsrichter Hanslbauer folgerichtig erneut auf den Punkt zeigte. Diesmal gab es etwas mehr Diskussionen, doch auch diese Entscheidung war absolut korrekt und so bot sich nun Daniel Schäffler die Großchance aus elf Metern, welche dieser mit einem Schuss ins linke Eck auch zum 1:2-Anschlusstreffer verwertete! Die Hoffnung im Fuchspark lebte wieder, Bamberg war zurück und hätte beinahe zwei Minuten später ausgeglichen, denn nach einer neuerlichen Balleroberung im Mittelfeld standen die Gäste plötzlich auf den Außenbahnen blank, Sebastian Schäferlein nutzte den Platz und war rechts auf und davon, sein Schuss aus zwölf Metern und spitzem Winkel rollte aber haarscharf am langen Eck vorbei. Dennoch übernahmen die Gastgeber nun klar das Heft des Handelns und drückten auf den Ausgleichstreffer, vor allem über den eingewechselten Haas und Neuzugang Oliver Seybold ging in dieser Phase sehr viel. Und mit dem schönsten Angriff der Partie sollte das 2:2 dann auch fallen, denn als in der 40. Minute Alassane Kane im Mittelfeld angespielt wurde und etwas Platz hatte, spielte er einen schönen öffnenden Pass auf den rechten Flügel, von wo aus Nico Haas eine schöne Flanke auf den zweiten Pfosten schlug und Oliver Seybold das Leder aus neun Metern von der Stirn wunderschön in den linken Dreiangel zum Ausgleich platzierte! Ein herrlicher Treffer der Hausherren, sauber herausgespielt und von Seybold mit einem perfekten Kopfball abgeschlossen, so durfte es gerne weitergehen. Bis zur Pause blieb das Tempo dann weiter hoch, nennenswerte Gelegenheiten waren aber nicht mehr zu notieren und so ging es beim Stand von 2:2 unter großem Applaus in die Kabinen.
Der neue FCE-Kapitän Victor Gradl (re.) und SSV-Mittelfeldspieler Michael Faber (li.) kämpfen mit allem was sie haben um das Leder, Fabers offene Sohle ließ aber einen Freistoß für Bamberg folgen.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel beruhigte sich das Geschehen ein wenig, beide Mannschaften gingen etwas vom Gas und konzentrierten sich zunächst auf ihre Defensivordnung, die vor der Pause nur selten zu sehen war. Etwas mehr investierten dabei aber weiterhin die Gastgeber, die immer wieder versuchten, über die Außenbahnen Lücken im Regensburger Abwehrverbund zu finden und gleichzeitig die Angriffsbemühungen der Gäste nun besser im Griff hatten. In Minute 57 bot sich der Eintracht dann eine Doppelchance zum Führungstreffer, doch nachdem zunächst Daniel Schäffler nach starkem Solo mit anschließender Hereingabe von Nico Haas am glänzend parierenden Daniel Hanke scheiterte, setzte Seybold nur 30 Sekunden später nach erneuter Flanke von Haas eine Volleyabnahme aus 13 Metern an den linken Pfosten und scheiterte denkbar knapp, da wäre Hanke nicht mehr hingekommen. So blieb es weiterhin beim 2:2 und allmählich kam auch der Jahn wieder gefährlich in die Nähe des Bamberger Gehäuses. So hatten die mitgereisten Anhänger in der 70. Minute den Torschrei schon auf den Lippen, der stramme Schuss von Fabian Raithel flog aber Zentimeter über den Querbalken und landete an der rechten Spannstange. Als die Schlussviertelstunde begann, sprach dann immer mehr für ein Remis, doch die Hausherren wirkten damit nicht zufrieden und wollten weiterhin mehr. In der 83. Minute sollten diese Hoffnungen dann neue Nahrung erhalten, denn nach einem harten Einsteigen an der Mittellinie, sah SSV-Kapitän Thomas Hierlmeier die berechtigte Gelb-Rote Karte und machte die Aufgabe für sein Team damit noch schwerer. Der FCE hatte nun Lunte gerochen und stellte noch offensiver um, man wollte den Dreier unbedingt einfahren und als in der 88. Spielminute Andre Jerundow auf dem linken Flügel seinen Gegenspieler abschüttelte, spielte er am linken Strafraumeck den richtigen Querpass und fand den mitgelaufenen Maximilian Göbhardt, der das Leder aus zehn Metern zum 3:2 unter die Latte drosch! Großer Jubel auf den Rängen, die Eintracht hatte die Partie kurz vor Schluss komplett gedreht und wenig später war dann auch Schluss, Regensburg II versuchte, sich nochmal aufzubäumen, der Schock über das dritte Gegentor saß aber zu tief und so brachten die Gastgeber die knappe Führung letztlich solide ins Ziel.
Letztlich geht der Sieg für Eintracht Bamberg absolut in Ordnung, auch wenn er durch das späte Siegtor natürlich glücklich ist. Die Hausherren begannen furios und hätten in Führung gehen müssen, ließen die Gelegenheiten aber liegen und fingen sich zwei unnötige Gegentore. Doch ab der 30. Minute übernahm die Schlegel-Elf das Kommando und erspielte sich viele gute Gelegenheiten, von denen zwei bis zur Pause genutzt wurden, ehe nach einer relativ ausgeglichenen zweiten Halbzeit die Überzahl kurz vor Schluss noch ausgenutzt werden konnte. Doch auch abgesehen von dem Resultat überzeugte die neu zusammengesetzte Mannschaft vor allem im Spiel nach vorne, die Neuzugänge konnten im ersten Pflichtspiel der Saison absolut überzeugen und lassen auf viele intensive, torreiche Begegnungen hoffen, an deren Ende die Bamberger Zuschauer hoffentlich öfter als im vergangenen Jahr jubeln dürfen. Gleichzeitig gibt es für Norbert Schlegel aber auch noch viel zu tun, der Abwehrverbund wirkte alles andere als stabil, zu oft kamen die Regensburger über die Außenbahnen durch und so auch zu ihren Toren. Dafür bleibt aber noch Zeit und so darf man beim FCE vorsichtig optimistisch in die neue Saison gehen, das Potenzial für eine starke Spielzeit scheint mehr als vorhanden zu sein. Für Regensburg II hingegen endete der Saisonauftakt mit einer Enttäuschung, dennoch zeigten auch die Gäste viele gute Ansätze und wussten spielerisch absolut zu gefallen. Die junge Elf von Ilija Dzepina wirkte aber hier und da noch etwas grün hinter den Ohren und gab den Vorsprung des ersten Durchgangs daher relativ leichtfertig her. Dennoch kann man auch den Oberpfälzern ebenso Hoffnung auf eine erfolgreiche Spielzeit machen, mit der nötigen Wettkampfhärte und der zunehmenden Erfahrung wird diese Mannschaft im Laufe der Saison wohl kaum mal mit der unteren Tabellenhälfte in Berührung kommen.
Spielbericht eingestellt am 19.07.2015 06:47 Uhr