Pressesprecher und Vorstandsmitglied Markus Schäflein versuchte noch auf die Medienvertreter einzuwirken. Doch er wusste, zu welcher falschen Reaktion Wolf sich hatte hinreißen lassen. Und das aus Wut auf zweifelfsrei nur einen Teil der Anhänger. Auf den Teil aber, der schon bald während der Partie mit "Klaus raus"-Rufen den Kopf des Trainers forderte, der das Anfeuern einstellte, als beim 0:3 gegen das nun sieben Mal in Folge siegreiche Ingolstadt 2 freilich noch eine Wende möglich gewesen wäre. Letztlich musste sich die Gattin von Coach Gerd Klaus auf dem Vorplatz wüst beschimpfen lassen, flossen bittere Tränen bei der Tochter von Klaus angesichts des Szenarios.
Schweinfurts Kapitän Marco Janz zieht am Ingolstadter Thorsten Nicklas vorbei.
Michael Horling
Und das eben sorgte für den Ausbruch des Vorsitzenden. Wäre diese Pressekonferenz wie so oft nach außen übertragen wurden auf den Platz vor dem Zelt, wo zahlreiche Fans warteten und ihren Unmut kund taten, der Vereinsboss der Schnüdel wäre sicherlich nur noch mit Polizeischutz herausgekommen. Als "Kasper mit wenig bis fast gar nichts im Hirn" bezeichnete Markus Wolf diese Anhänger. Und er riet ihnen, sie sollten künftig besser zuhause bleiben, "wenn es eh nur ihr Sinn und Zweck ist, den Verein kaputt machen zu wollen. Dann sollen sie sich einen anderen suchen. Wenn ich nochmal was sehe mit Böller oder so, dann werde ich gnadenlos durchgreifen. Auf diese Fans verzichte ich gerne. Sie sollen zuhause bleiben. Es ist vielleicht besser, wenn sie auf der Playstation spielen." Wolf sagte, er persönlich habe "keine Angst, wenn diese gewaltbereiten Leute vor dem VIP-Zelt stehen. Aber die meisten von ihnen haben keine Kinder und übernehmen keine Verantwortung im Leben. Sie haben sich den falschen Sportplatz ausgesucht und sollen woanders hingehen. Sie sind nicht ansatzweise auf dem Niveau von mir."
Ingolstadts Jonatan Kotzke kann die Chance des Schweinfurters Steffen Krautschneider nicht verhindern.
Michael Horling
Was war passiert? Ganz einfach: Die Schnüdel verpassten die Rückeroberung des anvisierten zweiten Platzes, fielen gar noch hinter Illertissen zurück in der Tabelle, holten aus den letzten elf Punktspielen 13 von 33 möglichen Punkten. Die Meisterschaft ist seit Samstag und dem 0:3 gegen die Nachwuchs-Schanzer endgültig kein Thema mehr. Den Anhängern macht es dabei eher weniger aus, dass die Münchner Löwen voraus marschieren. Sondern dass Vereine wie Garching oder Buchbach mit weit bescheideneren Mitteln nicht weit hinter den Schweinfurtern liegen, bei denen aber Präsident Wolf via Stadionheft eine "kräftezehrende Englische Woche" beklagt, in der in einem völlig sinnlosen Freundschaftsspiel gegen den Nürnberger Club die meisten Stammspieler ohnehin geschont wurden; dass der Vorstand von der 3. Liga spricht, der Trainer aber seit Wochen die Ausweglosigkeit dieser Mission feststellt, während die Mannschaft einiges, längst aber nicht alles schuldig bleibt wie gegen Ingolstadt am Samstag.
Das 3:0 der Ingolstädter besorgte Marcel Schiller per Elfmeter.
Michael Horling
Klar hätte der FC 05 durch Marius Willsch in Führung gehen können, hatte das Team ein bisschen Pech, weil beispielsweise der Kopfball von Dominik Weiß spät die Oberkante der Latte traf. Da stand es aber schon 0:3. Verdient, auch in der Höhe, durch zwei Ingolstädter Tore vor der Pause, durch das 0:3 per Handelfmeter kurz nach Steffen Krautschneiders Geschoss an das Gestänge. Längst hatten sich da die Anhänger im Block auf die "Raus"-Rufe Richtung Coach konzentriert. Es war wirklich nicht alles schlecht bei den Schnüdeln am Samstag, unterm Strich aber liegen Anspruch und Wirklichkeit zu deutlich auseinander. Nachdem ohnehin nur noch unter 1000 Zuschauer kamen, droht nun am Freitag beim neuerlichen Heimspiel gegen Garching eine Geisterkulisse, acht Tage später gegen Fürth 2 nichts anderes aufgrund fehlender Perspektiven in der Regionalliga. Gut nur, dass die Schweinfurter dazwischen gegen Eintracht Frankfurt nichts zu verlieren haben und das Pokalspiel längst ausverkauft ist. Klingt nach Euphorie, von der diesen Samstagnachmittag rein gar nichts zu spüren war.
Spielbericht eingestellt am 15.10.2017 10:28 Uhr