Alexander Deptalla machte am heutigen Tage den Unterschied, während sein Kontrahent gegenüber, Christopher Bieber, frühzeitig ausscheiden musste. Der Stürmer war trotz oftmaliger Abseitsstellungen an beiden Toren beteiligt, denn das Erste besorgte er selbst, während er beim Zweiten als Vorlagengeber agierte. Aber der Reihe nach. Gästetrainer Dieter Kurth musste lediglich auf den gelbgesperrten Julian Gressel verzichten und hatte deshalb einen Auswärtssieg gefordert, um nicht im allerletzten Spiel noch unter Druck geraten zu können. Sein Gegenüber, Dieter Wirsching, hatte dagegen die verletzten Alexander Weidner, Zajo Desic und Manuel Duhnke ersetzen müssen. Hinzu gesellte sich der ebenfalls gesperrte Christian Dan Alexandru, der sich das Spiel von der Tribüne aus anschauen musste. Eine weitere überraschende Veränderung hatte der Heimtrainer in Absprache mit seinem Kaptain Daniel Tsiflidis getroffen, denn der etatmäßige Schlussmann blieb auf der Bank, um seinem jungen Vertreter André Koob in dieser Saison noch Spielzeit zu gönnen. So ging die Heimelf ohne Druck in das Franken-Derby, um trotzdem einen guten Heimabschluss erreichen zu wollen.
Frank Wirsching (Nr.7) im Duell mit dem Bamberger Mittelfeldmann Florian Wenninger (li.).
Thilo Wilke
Die Begegnung begann mit den unterschiedlichen Vorraussetzungen der Teams, denn während Bamberg noch nicht gesichert war, ging es für die Rot-Weißen Kickers nur noch im die "Goldene Ananas", so war früh zu erkennen, dass die Gäste aggressiver und bissiger in den Zweikämpfen wirkten. Eine Folge daraus, waren schon früh zwei große Chance der Elf von Dieter Kurth. Zuerst konnte Würzburgs Schlussmann André Koob einen Freistoß-Kopfball gerade noch abwehren, um zwei Minuten später Alexander Deptalla nach einer Ecke frei vor sich stehen zu sehen, der aber allerdings vergab. Früh zeichnete sich auch die Marschroute der Kickers ab, denn Coach Wirsching hatte seinen flinken Ersatzkaptain Frank Wirsching neben Ricardo Borba ins zentrale Mittelfeld beordert, um ein schnelles Umschaltspiel betreiben zu können. Letzterer tat sich dabei als toller Passgeber hervor, als er ein ums andere Mal den linken Flügelspieler Alban Ramaj schickte, der allerdings oftmals keine Anspielstation im Strafraum fand. Das lag wiederum auch daran, dass Toptorjäger Christopher Bieber nach 13 Minuten verletzt ausscheiden musste und das danach die Durchschlagskraft fehlte. Die Zielstrebigkeit ließen dafür die Bamberger Gäste erkennen, frühes Pressing und der unbedingte Wille waren dabei den Kickern deutlich anzumerken. Überraschend trotzdem, dass die Führung der Gäste eigentlich durch einen Freistoß der Kickers resultierte. Der abgewehrte Befreiungsschlag landete nämlich bei Alexander Deptalla, nachdem Ricardo Borba über den Ball geschlagen hatte. So lief der Gästestürmer auf und davon, um frei vor André Koob eiskalt einzunetzen. In der Folge zogen sich die Gäste zurück, während Dieter Wirsching seine Elf auf das offensive Pressing umstellte. Das trug Früchte, doch die gute Bamberger Abwehrreihe um Kevin Kühnlein hielt zunächst stand. Erst als Maksut Azizi mit einem Solo über die rechte Seite zum Abschluss kam, waren das erste mal Lücken in der Bamberger Hintermannschaft zu erkennen. Würzburg war nach dem Gegentreffer besser ins Spiel gekommen und hatte danach das Geschehen diktiert, ohne nennenswert gefährlich zu werden. Grund dafür waren zuviele einfache Fehler im Angriffsspiel, weshalb gute Chancen über die linke Seite oftmals leichtfertig vergeben wurden.
Alban Ramaj (re.) setzt sich gegen Josef Pickel (Nr.15) und Christoph Herl (am Boden) durch.
Thilo Wilke
Nach der Pause dominierten vorerst die Abwehrreihe, sodass die erste wirklich große Torchance nach gut einer Stunde zusammenkam, als der flinke Alexander Deptalla nach schönem Zuspiel wieder vor Koob auftauchte, aber der diesmal mit einer Fußabwehr Schlimmeres verhindern konnte. Bamberg, angefeuert von den mitgereisten Fans, wähnten sich von Minute zu Minute immer mehr dem Klassenerhalt entgegen, wäre da nicht die 66. Minute. Endlich hatte ein Kickers Angriff über die linke Seite von Alban Ramaj einen Mitspieler gefunden, Fazdel Tahir war somit frei vor Mario Aller aufgetaucht, um die hundertprozentige Chance mit einem Lattentreffer zu vergeben. Somit stieg das Herzklopfen des Eintracht Trainers Dieter Kurth wieder an, bevor er endgültig befreit jubeln konnte. Danken musste er aber eigentlich Rothosen Torwart André Koob dafür, denn der hatte kurz nach der riesen Chance auf der Gegenseite einen Fehlpass in Alexander Deptallas Füße gespielt. Doch der scheiterte an Koob, bevor der eingwechselte Abdel Abou Khalil den Abpraller über Koob ins Tor heben konnte. Der Jubel der Gäste war grenzenlos, selbst das Trainergespann war in einer Spielertraube auf dem Spielfeld zu finden, um Torschütze Khalil zu herzen. "Meine Mission war der Klassenerhalt", hatte Dieter Kurth im Nachhinein gesagt und diese schien mit diesem Treffer Wirklichkeit zu werden. Man durfte dabei nicht vergessen, dass die Domstädter aus Bamberg vor der Winterpause auf einem direkten Abstiegsplatz standen, um nun ein Spieltag vor Schluss den Klassenerhalt feiern zu können. Die restlichen Minuten waren geprägt von Würzburger Bemühungen, die aber an diesem Tag kein "Happy End" haben sollten. Beachtlich war dabei die Defensivleistung der Gäste, denn nahezu jeden Kopfball konnten die Innenverteidiger Kevin Kühnlein und Johannes Bechmann gewinnen, zudem gesellten sich mit Mirza Mekic und Josef Pickel zwei starke Außenverteidiger, die ihr Terrain größtenteils im Griff hatten.
So war die letzte Aufregung die Rote Karte für Heimakteur Nicolas Wirsching, nach einem Foul an der Außenlinie. Er foulte seinen Gegenspieler mit einer Grätsche "Dunkelgelb-"würdig, trotz alledem zog Schiedsrichter Hanslbauer die Rote Karte, sodass ein faires Derby ein unrühmliches Ende fand. Nach dem Spiel gab es dafür wieder schöne Bilder zu sehen, denn beide Mannschaften wurden von ihren Fans, die sie im Spiel lautstark unterstützten, für ihre tolle Saison bejubelt. Während die Bamberger ihre Klassenerhalt ausgiebig mit einer Dusche für Trainer Kurth feierten, hatten die Fans der Rothosen vor dem Spiel mit einer Choreographie "Dankeschön" sagen wollen, für eine durchweg gelungene Saison der Jungs vom Dallenberg.
Spielbericht eingestellt am 18.05.2013 21:39 Uhr