"Wir haben die Chance, mit Augsburg gleichzuziehen", unterstrich Christian Stadler im Vorfeld die Bedeutung der Partie gegen die Schwaben. Nur noch drei Punkte trennten die Gelb-Schwarzen schließlich vor dem Anpfiff von der Bundesligareserve, die die Altstädter in der Hinrunde noch mit einer 1:4-Pleite in eine faustdicke Krise gestürzt hatten. Dabei lag die Altstädter Elf damals noch nach der zwischenzeitlichen 1:0-Führung sogar noch auf Platz eins der Blitztabelle. Lange ist es her. Ein halbes Jahr später drohte aber auch den Fuggerstädtern der Abstiegskampf, nachdem die Schwaben - mit Ausnahme des Sieges gegen die Münchener Löwen - seit Oktober ebenfalls die Erfolgsspur wieder verlassen haben. Ein Sieg, der aber offenbar Gift für die junge Reserve war. "Der Sieg gegen 1860 hat uns das Genick gebrochen", gab Gästecoach Dominik Reinhardt zu. Seitdem läuft es nicht mehr bei den Schwaben. Ein Altstädter Sieg und auch Augsburg wäre wieder mit in der Verlosung um den Relegationsplatz. Gastgeschenke konnte man daher nicht erwarten. "Natürlich ist das in den Köpfen, aber wir sind eben auch im Abstiegskampf und brauchen die Punkte unbedingt. Wir dürfen uns aber nicht zu sehr am Gegner orientieren, erst recht nicht in dem Fall", warnte Christian Stadler seine zuletzt siegreiche Elf. Fraglich war nur, mit welcher Elf die Fuggerstädter im Hans-Walter-Wild-Stadion auflaufen werden, nachdem sich die Bundesliga in der Länderspielpause befand. Mit Kilian Jakob stand aber nur ein Spieler aus dem erweiterten Kader der Profis in der Startelf, so dass Ex-Profi Markus Feulner der namhafteste Kicker der Gäste blieb. "Das ist bei zweiten Mannschaften immer eine Lotterie", wusste Christian Stadler, der selbst personell aus dem Vollen schöpfen konnte. Nach dem Sieg in Pipinsried hatte er eigentlich keinen Grund zum Wechseln. Nachdem Chris Wolf aber angeschlagen war, feierte Neuzugang Tom Krahnert auf der Sechs sein Startelfdebüt für die Gelb-Schwarzen.
Ivan Knezevic (schwarz) steigt höher als Nicola Della Schiava (re.) und Max Reinthaler: Zum Torerfolg fehlten den Altstädter hier nur Zentimeter.
Thomas Nietner
Mit dem Anpfiff war der Altstädter Elf anzumerken, dass sie nicht nur das schwache Eichstätt-Spiel an gleicher Stelle vor zwei Wochen vergessen machen wollte, sondern auch an die starke Leistung aus der Vorwoche anknüpfen wollte. Die Gelb-Schwarzen übernahmen das Spielgeschehen und fanden von Beginn an die richtige Einstellung zum Spiel. Mit konsequenten und aggressiven Zweikampfverhalten ließen sie die Gäste erst gar nicht ins Spiel kommen und hielten sie zudem vom eigenen Tor fern. Bei Balleroberung ging es dann auf der anderen Seite immer wieder schnell in Richtung FCA-Tor. "Der Systemwechsel hat sich ausgezahlt. Wir stehen wieder stabil", stimmt dem auch SpVgg-Verteidiger Thore Dengler zu, der in der Dreierkette mit seinen beiden Teamkollegen Julian Kolbeck und Tobias Weber nichts anbrennen lassen sollte. Anders auf Augsburger Seite: Da machte das Innenverteidigerduo Lasse Jürgensen und Max Reinthaler nicht immer den sichersten Eindruck. Das lag natürlich auch daran, dass die Gäste im Mittelfeld überhaupt nicht in die Zweikämpfe fanden. Die Altstädter kamen so immer wieder gefährlich vor das FCA-Tor und gingen nach elf Spielminuten durch Johannes Golla nicht unverdient in Führung. Phasenweise konnten die Gäste die Partie zwar ausgeglichener gestalten, aber die Torchancen verzeichneten weiterhin die Altstädter. "Das sah teilweise richtig gut aus", lobte Christian Stadler seine Mannschaft, die selbst auf schwierigem Geläuf immer wieder schöne Kombinationen zeigte. Ivan Knezevic hatte dabei nach einer halben Stunde mit einem Kopfball die beste Möglichkeit für die Hausherren. Nur Zentimeter fehlten dem Ex-Cluberer zum zweiten Tor. Das fiel dann umso überraschender auf der Gegenseite - quasi aus dem Nichts. Denn der Ausgleich der Gäste ist eher in die Kategorie Zufallsprodukt als unter Torchance einzuordnen. "Es war wichtig, dass wir nach dem Ausgleich weitergespielt haben und sofort nachlegen konnten", schüttelten sich die Gastgeber um Thore Dengler kurz und stellten nur wenige Sekunden danach wieder den alten Abstand her. Der Bayreuther Verteidiger schaltete dabei nach einer Ecke am schnellsten und erzielte das 2:1 aus kurzer Distanz, nachdem Teamkollege Ivan Knezevic zuvor noch an Gästekeeper Niemann gescheitert war.
Neuzugang Tom Krahnert (Mitte) feierte gegen Augsburg 2 sein Startelfdebüt für die Gelb-Schwarzen.
Thomas Nietner
Nach dem Seitenwechsel konnten die Gäste die Partie zwar kurzzeitig ausgeglichener gestalten, aber letztendlich war dies immer noch zu wenig, um dem Spiel ernsthaft eine Wende geben zu können. "Heute hat man ein Spiel gesehen, wo eine Mannschaft den Abstiegskampf angenommen hat und die andere Jugendfußball gespielt hat. Wir haben es nicht geschafft dagegenzuhalten", haderte daher Gästecoach Dominik Reinhardt weiter mit seiner Elf, die aber bis zum dritten Altstädter Treffer aber weiter im Spiel war. Als Ivan Knezevic dann in der 67. Spielminute seinen zehnten Saisontreffer köpfte war die Begegnung frühzeitig entschieden. Die harmlosen Gäste, die letztendlich nicht eine richtig torgefährliche Torchance verbuchen konnten und bei denen auch Routinier Markus Feulner nicht die erhofften Impulse setzen konnte, ließen jegliches Aufbäumen in der Schlussphase vermissen. Deswegen wollte Dominik Reinhardt auch gar nicht erst weiter über die strittige Situation beim Stand von 1:2 diskutieren, als Dominik Schmitt Gegenspieler Simon Gail wohl elfmeterwürdig gefoult haben soll. Ausgleichende Gerechtigkeit: Auch auf der Gegenseite verweigerte Schiedsrichter Florian Fleischmann der Heimelf einen Strafstoß als der eingewechselte Christopher Lannert Darius Held im Strafraum zu Fall brachte. Als Gästekeeper Flemming Niemann kurz darauf Johannes Golla von den Beinen holte, gab es keine zwei Meinungen mehr. Spielführer Kristian Böhnlein schnappte sich das Leder und krönte seine starke Leistung mit dem 4:1 vom Elfmeterpunkt.
Kristian Böhnlein verwandelt den Elfmeter zum 4:1 sicher.
Thomas Nietner
Damit revanchierten sich die Altstädter mit exakt jenem Ergebnis aus dem Hinspiel für die damalige 1:4-Pleite. Nach dem höchsten Saisonsieg fällt es schwer zu glauben, dass die Elf vor zwei Wochen noch gegen Eichstätt vieles schuldig geblieben ist und in der Hinrunde zehn Spiele ohne Sieg blieb. "Wir sind nach dem Eichstätt-Spiel hart mit der Elf ins Gericht gegangen. Im Abstieg zählt es zu kämpfen und als Mannschaft zusammen zu stehen", sieht Christian Stadler mittlerweile bei seiner Elf jene Eigenschaften, die im Abstiegskampf besonders gefordert sind. Die Augsburger hatten dies dagegen noch nicht verinnerlicht und enttäuschten über 90 Spielminuten. Schwer vorzustellen, dass jene Elf einst die Löwen schlagen konnte. Nach der Pleite in der Wagnerstadt müssen die Schwaben mehr denn je um die Klasse bangen und sind endgültig im Abstiegskampf angekommen. Die Altstädter ziehen nach dem Heimsieg in der Tabelle an den Lechstädtern vorbei und stehen erst einmal wieder über dem Strich. "Wir wollen nicht wieder unter den Strich rutschen", will Christian Stadler mit seiner Elf in den kommenden Wochen weiter punkten. Das gilt auch für den kommenden Auftritt bei den kleinen Bayern.
Spielbericht eingestellt am 24.03.2018 19:48 Uhr