Über das, was im Willy-Sachs-Stadion passierte, wird man noch lange reden. Hofs Vorstand Rainer Denzler kündigte am Samstag schon via Radio an, dass die Bayern vielleicht per Schnellverfahren den Ausgang in Schweinfurt anfechten wollen. "Was da passierte, stinkt zum Himmel. Eigentlich gehören beide Mannschaften bestraft. Wir sind noch nicht abgestiegen", sagte Denzler, der tiefst enttäuscht ist. Die Hofer schlugen Würzburg und hörten nach Abpfiff in der Grünen Au vom 1:3 der Schweinfurter gegen Heimstetten. So war das damals auch im Gelsenkirchner Parkstadion, als Schalke 04 die Meisterschaft feierte, ehe andere Bayern, die aus München, spät in Hamburg trafen. Einmal halt nur. Anders als in Schweinfurt.
Schweinfurts Tom Jäckel (links) beim Kopfball gegen Heimstettens Valentin De la Motte.
Michael Horling
Wir schalten um ins Willy-Sachs-Stadion. Dort sorgte Daniel Steimels 1:3 in der 84. Minute nach einem Heimstettener Konter für das gefühlte Aus des gesamten Schweinfurter Traditionsvereins. "Wir ham die Schnauze voll", riefen die Fans. Im Block knallten ein paar Böller. Schiedsrichter Benjamin Cortus unterbrach die Partie für einige Minuten. Die Schnüdel wollten ihre Anhänger beruhigen. Als Sportchef Rüdiger "Mambo" Mauder zum Zaun ging, hielten einige Fans ein scheinbar für den Fall des Misserfolges vorbereitetes Plakat mit der Aufschrift "Verpisst Euch!" nach oben. Mauder geriet mit ein paar Leuten aneinender. "Absteiger", riefen einige. Es kam fast zu Tumulten untereinander. Grün-Weiß stand in diesen Sekunden sportlich in der Bayernliga und emotional in der B-Klasse.
"Nie mehr Bayernliga", sangen dafür die Heimstettener Fans, die in schöner Anzahl mitgereist waren. Warum? Weil sie einerseits in Schweinfurt deutlich führten, weil andererseits nun bekannt wurde, dass parallel Rosenheim nicht gewonnen hatte. Und nun passierte das, was in die Geschichte des Schweinfurter Fußballs eingehen wird - auch auch in die Heimstettener: Cortus pfiff wieder an - doch es spielte nur noch eine Mannschaft. Heimstetten verweigerte das Mitmachen. Steffen Krautschneider flankte auf Peter Heyer, der das 2:3 köpfte. Anstoß, Gegenzug, Flanke auf Heyer, der zu Tom Jäckel - es hieß 3:3. Noch immer wäre der FC 05 damit abgestiegen gewesen. Doch schon während der Stadiondurchsage, rannten die Hausherren wieder in des Gegners Strafraum. Jäckel stand frei vor Keeper Krasnic, den Abpraller wuchtete Florian Hetzel in die Maschen. Binnen 180 Sekunden hatten die Schnüel drei Mal zugeschlagen, ein längst verlorenes Match gekippt gegen Gäste, die wie im Delirium dem Gegner alles ermöglichten. Hätte Benjamin Cartus noch fünf Minuten länger spielen lassen, die Unterfranken hätten wohl zweistellig gewonnen.
Heimstettens Sebastian Paul kann den Kopfball von Schweinfurts Tom Jäckel nicht verhindern.
Michael Horling
"Das 2:3 war wie ein Weckruf. Danach ist das wie in einem Film abgelaufen. In der Art habe ich sowas noch nie erlebt", rang Gerd Klaus danach nach Worten. Schweinfurts Coach wollte den faden Beigeschmack gar nicht verheimlichen. Bei allen Vorwürfen in Richtung Block und den Böllern, gepaart mit dem bösen Transparant: "Wenn das Spiel normal weiter gelaufen wäre, dann hätten wir verloren", weiß Klaus. Die Schnüdel wären abgestiegen. Kracher der Fans haben also dafür gesorgt, dass künftig Hof in der Bayernliga spielt. Man muss kein Prophet sein um zu erahnen, dass BFV-Präsident Dr. Rainer Koch, der für null Toleranz in Sachen Phyrotechnik steht, ganz schlecht auf Sonntag geschlafen haben wird....
Dabei hatten es die Schweinfurter in der Hand, das Spiel auch so zu entscheiden. Tom Jäckel vergab früh eine Riesenchance. Im Gegenzug fiel das 0:1. Doch Marino Müller glich aus. Und das Solo von Marco Janz konnte Anton Siedlitzki kurz vor der Pause nur mit einer Notbremse stoppen. Der FC 05 spielte die gesamte zweite Halbzeit in Überzahl, musste aber bald das 1:2 nach Bernd Häfeles Alleingang hinnehmen und schien trotz einiger Chancen nach dem 1:3 geschlagen zu sein. Ja, die Schnüdel, sie waren geschlagen und sie wären abgestiegen. Wenn nicht das Spiel danach für einige Minuten geruht hätte.
Und nun? Bastian Lunz und Marco Janz kassierten zwar die 15. und fünfte Gelbe Karte, fehlen im ersten Relegationspiel aber laut Sportchef Mauder nicht. Nahezu die komplette Schweinfurter Defensive wäre sonst ausgefallen. Die Auslosung ergab dann den Relegationstraum: Es geht gegen Aubstadt! Schon am Dienstagabend wird im Grabfeld ab 18.30 Uhr vor sicherlich ausverkauftem Haus gekickt.
Dass die Mannschaft und der halbe Verein nach dem 4:3-Sieg ein riesiges Transparent präsentierten und dabei Markus Wolf aufforderten, nun doch als Vorstand weiterzumachen, rührte den Gemeinten zu Tränen. Auch diese Geschichte wird eine Fortsetzung erfahren.
Spielbericht eingestellt am 25.05.2014 13:56 Uhr