Zum gefühlten Ende der Winterzeit sollte es heute im Bamberger Fuchsparkstadion ein echtes Highlight zu sehen geben, denn mit der Zweitvertretung des FC Bayern München gab sich ein Topteam der Regionalliga Bayern die Ehre. Die Münchner reisten nach dem 1:0-Derbysieg gegen 1860 München II mit Rückenwind nach Bamberg und sollten für die Eintracht natürlich eine große Herausforderung darstellen. Doch auch der FCE konnte, nachdem er zur Winterpause schon fast abgestiegen war, zuletzt einige Erfolgserlebnisse feiern und hat sich mit starken Leistungen eine reelle Chance auf den Klassenerhalt erarbeitet. Wie schon in den Vorjahren konnte man daher auch heute mit einem hohen Zuschauerandrang und einem emotionalen Spiel rechnen, dass vielleicht eine Überraschung hervorbringen könnte.
Johannes Trautmann (mi.) befürchtete in dieser Szene vermutlich das Schlimmste, als die beiden Brüder Lukas Görtler (li.) und Nicolas Görtler (re.) zum ersten Bruderduell ansetzten.
Gerd Gätzschmann
Das Spiel begann aufgrund des hohen Zuschauerandrangs mit fünf Minuten Verzögerung, die 22 Akteure aber waren sofort auf Betriebstemperatur. Beide Mannschaften suchten den Weg nach vorne und kamen schon in den ersten Minuten zu kleineren Gelegenheiten, wirklich gefährlich sollte es aber noch nicht werden. Es dauerte bis zur 16. Minute, ehe die erste nennenswerte Torchance notiert werden konnte, doch nachdem Bambergs Johannes Trautmann am rechten Strafraumeck freigespielt wurde, konnte FCB-Schlussmann Ivan Lucic Trautmanns Schussversuch aus 15 Metern noch über die Latte lenken. In der Folge übernahm dann Bayern II mehr und mehr die Kontrolle über die Partie, die junge Elf von Trainer Erik ten Hag fand seine Formationen mit der Zeit immer besser, schaltete von einer defensiven Fünferreihe bei Ballgewinn blitzschnell zu einer Dreierkette um und hatte so im Handumdrehen fünf, sechs Akteure im Mittelfeld postiert, die das Leder vorantrieben. Nachdem Eintrachts Kapitän Marco Hillemeier einen Konter in der 25. Minute noch per Foul stoppen konnte und dafür den Gelben Karton sah, pfiff Schiedsrichter Simon Marx zwei Minuten nach einem Pressschlag erneut Foul gegen Hillemeier und zeigte ihm zum Entsetzen der übrigen Bamberger Akteure die Gelb-Rote Karte! Richtig lag Marx mit dieser Entscheidung aber nicht, denn Hillemeier ging keinesfalls übertrieben hart in den Zweikampf und traf mit angezogenen Beinen zuerst das Leder, der frühe Platzverweis war somit als Fehlentscheidung zu betrachten. Die Proteste auf Seiten der Hausherren waren natürlich groß, auf und neben dem Platz machte sich Unmut breit und so kam natürlich Hektik auf, die dem Spielfluss spürbar schadete. Als es in Richtung Halbzeitpause ging, hatte Bayern aber längst das Zepter wieder in die Hand genommen und war dank der numerischen Überzahl nun klar am Drücker. In der 43. Minute hätte dann auch das 1:0 für die Gäste fallen können, nachdem Angelos Oikonomou auf den rechts gestarteten Steeven Ribery spielte und dieser eine scharfe Flanke vor das Tor der Eintracht brachte, verpasste Sturmspitze Gerrit Wegkamp die Hereingabe aber haarscharf. Der Druck auf den Bamberger Kasten nahm nun weiter zu, diverse Flanken segelten in den Strafraum der Gastgeber, doch bis zum Pausenpfiff konnte die Null gehalten werden und so blieb es torlos, als es nach 45 Minuten in die Kabine ging.
Nur fliegen ist schöner. Da schafft es Matthias Strohmaier mit einem Hechtsprung gerade noch über den bereits am Boden liegenden Ersatzkapitän Daniel Schäffler.
Gerd Gätzschmann
Die Begegnung war kaum wieder angepfiffen, da wurde Ivan Lucic das zweite Mal nennenswert geprüft, der Schuss von Bambergs Lukas Dotzler sollte Münchens souveränen Torhüter letztlich aber nicht überwinden. Dieser Warnschuss sollte aber für lange Zeit die letzte Offensivaktion der Hausherren bleiben, denn Bayern II, das bis dahin schon zwei Mal verletzungsbedingt wechseln musste, fand schnell zu seinem dominanten Spiel der letzten Minuten vor der Pause zurück und schnürte die konsequent verteidigenden Gastgeber nun in seine Hälfte ein. Wirklich gefährliche Torchancen blieben dennoch weiter Mangelware, die Münchner schienen mit dem kompakten Abwehrriegel so ihre Probleme zu haben und meistens fehlte dem letzten Zuspiel die nötige Präzision. In der 60. Minute sollte dann aber ein ruhender Ball für das erste Tor des Tages sorgen, denn nachdem der einwechselte Münchner Bastian Fischer von der linken Außenbahn einen Freistoß gefährlich an den Fünfmeterraum schlug, stieg FCB-Defensivakteur Matthias Strohmaier zum Kopfball hoch und brachte das Leder aus sechs Metern im linken Eck zur 1:0-Führung der Münchner Bayern unter! Ein unbestritten verdienter Treffer, dessen Rechtmäßigkeit dennoch angezweifelt werden kann, hatte sich Strohmaier im Gewühl doch sehr rabiat durchgesetzt. Nichtsdestotrotz zählte das Tor und so schienen die Gäste den Grundstein für den Auswärtssieg gelegt zu haben, was sich in den verbleibenden 30 Minuten dann auch beweisen sollte. Denn der dezimierten Eintracht fehlten die Mittel, um nochmal zurückzukommen. Trainer Norbert Schlegel versuchte in der Schlussviertelstunde zwar nochmal, den Druck zu erhöhen, dennoch kontrollierte Bayern II das Geschehen weiterhin und kam nun zu der ein oder anderen Kontergelegenheit, die aber nur selten richtig ausgespielt wurden. Drei Minuten vor Ende hätte Bambergs Nicolas Görtler dann mit dem Mut der Verzweiflung beinahe noch den Ausgleich erzielen können, doch nachdem er sich gut durch die gegnerische Hälfte tankte und diagonal in den Strafraum zog, verfehlte sein Schuss aus 13 Metern die linke Ecke um einen halben Meter. Beinahe im Gegenzug machten die Münchner dann endgültig den Deckel drauf, denn nach einem schnellen Konter wurde Bastian Fischer steil geschickt, tauchte frei vor Eintracht-Schlussmann Christian Berchthold auf und ging mit dem Leder am Fuß an ihm vorbei, um dann zum 0:2 einzuschieben! Damit war die Begegnung dann endgültig entschieden und so sollte in den Schlussminuten auch nichts mehr passieren, weshalb Fischers Treffer den Endstand darstellen sollte.
Der Sieg für Bayern II ist natürlich verdient, denn die Zweitvertretung des deutschen Rekordmeisters dominierte die Begegnung fast über die komplette Distanz und hatte klare Vorteile. Ohne den Platzverweis wäre es aber fraglich gewesen, ob das Spiel tatsächlich so klar in eine Richtung verlaufen wäre, denn in den ersten 25 Minuten konnten die Hausherren die Begegnung relativ ausgeglichen gestalten und auch hin und wieder in der Offensive in Erscheinung treten. Mit einem Mann weniger war abzusehen, dass der Druck größer und größer wurde, weshalb es dann nach einer Stunde auch im Kasten der Eintracht klingelte. Ansonsten kann Norbert Schlegel aber durchaus zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft sein, denn lange Zeit taten die Münchner sich schwer und konnten nur wenig Torgefahr erzeugen. Dass letztlich der Schiedsrichter eine solch entscheidende Rolle einnahm, ist für Eintracht Bamberg natürlich sehr bitter, dennoch ist im Kampf um den Klassenerhalt weiterhin alles drin. Bayern München II konnte mit dem Erfolg in Bamberg den Derbysieg vom Ostermontag bestätigen und den Rückstand auf Spitzenreiter Würzburg zumindest vorübergehend auf fünf Punkte verkürzen, ob die ten Hag-Elf den Spitzenreiter tatsächlich noch einholen kann, werden die kommenden Wochen zeigen. Dennoch darf man in München auf erfolgreiche Wochen zurückblicken, die den vielen jungen Akteuren in den Reihen der Roten in ihrem Reifeprozess sicherlich helfen werden.
Spielbericht eingestellt am 11.04.2015 01:15 Uhr