Zwei Siege feierte der FC Eintracht Bamberg zuletzt in der Regionalliga Bayern und verbesserte die Chancen auf den Klassenerhalt somit immens. Und auch der gestrige Freitag verlief ganz nach dem Geschmack des FCE: Zunächst verlor der SV Schalding-Heining (30 Punkte) überraschend beim 2024 noch sieglosen Team von Türkgücü München mit 1:2, anschließend kam der TSV Buchbach nicht über ein 1:1 gegen den FC Bayern München 2 hinaus. Mit dem Remis erhöhten die Oberbayern ihr Punktekonto nur um einen Zähler auf 24 – folglich war die Ausgangslage für die Bamberger vor dem Anpfiff vielversprechend: Denn mit einem Dreier wären sowohl die Buchbacher als auch der heutige Gegner aus Memmingen (23 Punkte) sicher abgestiegen – umgekehrt hätte der FCE mit dann 31 Zählern je nach Verlauf des Parallelspiels der SpVgg Ansbach (32) sogar auf einen Punkt an die direkten Nichtabstiegsplätze heranrücken können. Bevor dieses Wunschszenario jedoch zur Realität werden konnte, wartete die schwere Aufgabe gegen den FC Memmingen, der zuletzt die formstarken kleinen Kleeblätter aus Fürth mit 1:0 niederringen konnte und sich mit jenem Sieg da Do-or-Die-Spiel in Bamberg sicherte. Es war also angerichtet für einen Abstiegsgipfel, bei dem der FCE zwar fast aus dem Vollen schöpfen konnte, kurzfristig allerdings auf Keeper Ben Olschewski verzichten musste, der sich unter der Woche einen Kreuzbandriss zuzog.
Augen zu und durch: Bambergs Luca Auer blockt die Flanke von Gästeakteur Max Berwein.
Simon Ruß
Ersetzt wurde Olschewski durch Fabian Dellermann, der zunächst wenig gefordert war. Zwar zeigten sich die Allgäuer zu Spielbeginn leicht feldüberlegen – zu den ersten Chancen kam jedoch der FC Eintracht: Ausgangspunkt der Angriffe war dabei stets die linke Seite, auf der Philipp Hack und Tobias Linz wie gewohnt harmonierten. Vor dem Tor ließ die Heimelf aber, wie so oft in dieser Saison, den Killerinstinkt vermissen – heute stand für das fehlende Abschlussglück sinnbildlich Luca Ljevsic, der als Außenbahnspieler zum Stürmer umfunktioniert wurde und seine Sache eigentlich gut machte. Aber nur eigentlich, denn bei zwei Großchancen verpasste der 28-Jährige die Führung. Zunächst überwand der ehemalige Lichtenfelser zwar Gästekeeper Dominik Dewein, scheiterte allerdings am Außenpfosten. Wenige Minuten später blieb dann der Gästekeeper Sieger im direkten Duell. Wer weiß, wie die Partie mit einer Bamberger Führung verlaufen wäre. Doch der Konjunktiv hat im Fußball bekanntermaßen wenig Platz – viel eher bewahrheitete sich die alte Weisheit der vergebenen Chancen: Memmingen drang über links in den Strafraum ein und Max Berwein hielt aus spitzem Winkel einfach mal drauf. Zwar hatte der Ball ordentlich Tempo, hätte seinen Weg aber dennoch nicht ins Bamberger Tor finden dürfen. Dennoch kullerte die Kugel von Fabian Dellermanns Körper über die Linie – der erste Wirkungstreffer war somit den Gästen gelungen. Und die versuchten gleich nachzulegen: Schlenzte Sascha Hingerl von der Strafraumkante noch knapp am Kasten vorbei, machte es sein Kollege Luis Sailer Fidalgo kurz darauf besser. Ohne großen Gegnerdruck konnte sich der 22-Jährige den Ball zurechtlegen und abdrücken – schon stand es 0:2 aus Sicht der Heimelf. Ganz unhaltbar schien auch dieser Gegentreffer nicht, Fabian Dellermann die Hauptschuld zu geben, wäre allerdings falsch. Schließlich ließen seine Vorderleute Sailer Fidalgo recht unbehelligt in der Zentrale allein. Innerhalb von zehn Minuten war dem FCE das Spiel somit gänzlich entglitten – immerhin steckte die junge Truppe danach den Kopf nicht in den Sand, sondern erarbeitete sich im Gegenzug die Chance auf den Anschluss: Eine Flanke von Tobias Linz fand Luca Ljevsic, der das Leder per Direktabnahme jedoch über das Tor bugsierte. So ging es mit einem Zwei-Tore-Vorsprung der Gäste in die Kabinen, die sich vor dem Tor schlichtweg effektiver zeigten. Nichtsdestotrotz ließ der Auftritt der Heimmannschaft Hoffnung auf ein Comeback – Chancen waren schließlich ausreichend vorhanden.
Kurz darauf bittet der auffällige Berwein auch Luca Leistner zum Tänzchen.
Simon Ruß
Dass die zweite Halbzeit ein Drahtseilakt zwischen Aufholjagd und defensiver Stabilität werden sollte, zeigte sich gleich nach Wiederanpfiff: Bei einem Konter waren zwei Memminger frei durch – zum Glück für den FCE wurde das 0:3 wegen einer Abseitsstellung aber zurückgepfiffen. Im Anschluss erhöhte die Gernlein-Elf schrittweise die Taktzahl, fand gegen die massive Memminger Abwehr allerdings zu selten den Weg in den gegnerischen Strafraum. So blieben Schüsse aus der zweiten Reihe das Mittel der Wahl – doch weder Marc Reischmann (drüber) noch Patrick Görtler (in die Arme des Keepers) waren mit ihren Versuchen erfolgreich. Kurz vor Beginn der Schlussviertelstunde ging Jan Gernlein mit der Einwechslung von Offensivmann Björn Schönwiesner für Innenverteidiger Christopher Kettler dann volles Risiko. Die Memminger verstanden es zu diesem Zeitpunkt aber geschickt Zeit von der Uhr zu nehmen und bewunderten vermehrt die tolle Arbeit des Bamberger Greenkeepers aus nächster Nähe. So richtig wollte sich keine Schlussoffensive der Heimelf anbahnen – sinnbildlich dafür ein Eckball von Philipp Hack, der direkt im Toraus landete. Und als die Gäste dann nach einem Freistoß aus dem Halbfeld in Person von Ex-Profi Manuel Konrad plötzlich auf 3:0 erhöhten, schien die Messe endgültig gelesen. Erste Zuschauer verließen enttäuscht bereits das Stadion – und hätten beinahe das Comeback des Jahres verpasst: Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit fasste sich der unermüdliche Philipp Hack ein Herz und zimmerte den Ball mit Hilfe der Latte in den Memminger Kasten. Nur noch 1:3 – Stadion und Mannschaft waren aufgeweckt. Insbesondere, weil der kurz zuvor bereits wegen Zeitspiel verwarnte Gästekeeper Dewein den Ball nicht freigab und von Schiedsrichter Steffen Ehwald zurecht mit Gelb-Rot zum Duschen geschickt wurde. So kam U19-Keeper Lukas Silva-Pötzinger zu seinem unverhofften Regionalligadebüt – und stand sogleich im Zentrum des Geschehens. Nach Flanke von Philipp Hack konnte der Keeper Patrick Görtlers Kopfball nur prallen lassen, Björn Schönwiesner stand bereit und verkürzte auf 2:3. Das Stadion kochte nun, Memmingen wirkte desorientiert und noch waren einige Minuten Nachspielzeit zu gehen. Dachten alle – denn mitten in die Bamberger Drangphase erhob Schiri Ehwald nach exakt 95 Minuten seine Pfeife und beendete die am Ende rasante Begegnung. Die Heimelf war entsetzt – tatsächlich hätte die Nachspielzeit aufgrund der vielen horizontalen Einlagen der Gäste sowie zweier ganz später Tore inklusive Platzverweis für den FCM-Torwart durchaus noch üppiger ausfallen dürfen. Den Gästen war dies freilich egal – sie feierten den Sieg im Do-or-Die-Spiel lautstark.
Technisch fein schlägt Luca Auer die Flanke bevor Noah Müller eingreifen kann – sinnbildlich für die ersten 85 Minuten des FCE findet sich in der Mitte jedoch kein Abnehmer.
Simon Ruß
Mit der Niederlage ist die Gefahr des Abstiegs für den FCE wieder realer geworden – mit nun 26 Zählern lauern die Gäste aus Memmingen nur noch knapp hinter den Domstädtern (28). Zeitgleich dürfte der TSV Buchbach ob des Resultats aufatmen, auch wenn die eigene Lage mit 23 Punkten weiterhin prekär ist. Klar ist zudem, dass sowohl für Memmingen als auch für den FC Eintracht Bamberg maximal noch die Relegation möglich ist, denn nach dem Ansbacher 4:1-Heimerfolg über Aubstadt sind die Mittelfranken mit 35 Zählern uneinholbar davongezogen. Viel bitterer als der Ansbacher Heimsieg ist für den FCE jedoch fraglos die eigene Niederlage. Vor allem, weil diese vermeidbar war. So muss nun der Blick nach vorne gerichtet werden: Am kommenden Samstag wartet das Auswärtsspiel beim FC Augsburg 2 und zum Saisonabschluss kommt der FC Bayern München 2 nach Bamberg. Schwere Aufgaben, doch der FCE hat noch immer alles selbst in der Hand.
Spielbericht eingestellt am 05.05.2024 00:16 Uhr