Mit der breitesten Brust der Liga reiste die selbsternannte „Macht im Grabfeld“ an den Würzburger Dallenberg. Die Weste der Elf von Cheftrainer Julian Grell, der im Vorjahr die Reserve des TSV zur Kreisliga-Meisterschaft führte und nun nach oben beordert wurde, war vor dem Spiel gegen den letztjährigen Vizemeister noch blütenweiß – mit vier Siegen und 9:0 Toren. Unter der Woche siegte Aubstadt, obwohl ein Gros des Stammpersonals geschont wurde, souverän mit 3:0 im Pokalderby gegen den FC 05 Schweinfurt. Die Kickers wollten dem „Team der Stunde“ freilich die Flügel stutzen. Die Würzburger haben die Meisterschaft als klares Ziel ausgegeben. Auch ohne in Topform zu sein, ließ sich die Bilanz des FWK mit drei Siegen und einem Unentschieden vorab sehen. Über 3000 Zuschauer sorgten bei hohen Temperaturen für eine perfekten Rahmen dieses unterfränkischen Gipfelduells.
Leonard Langhans vom TSV Aubstadt am Ball, gefolgt von Kickers-Flügelspieler Dardan Karimani.
Steffen Krapf
Wird der TSV Aubstadt mauern oder tatsächlich, wie vorab von Coach Grell angekündigt und gefordert, mutig auftreten? Die Gäste beantworteten die Frage recht zügig. Nur zum Verteidigen reisten die Grabfelder nicht an den Dallenberg. Nach einer von beiden Seiten etwas abwartenden Abtastphase, näherte sich der Gast allmählich dem Kickers Tor. Ben Müllers Distanzschuss, der letztlich zu kraftlos daher kam, nach gut einer viertel Stunde war der erste Torabschluss des Spiels. Kurz darauf fasste sich der quirlige Timo Pitter ein Herz, zog rechts am Strafraum nach innen, zog wuchtig mit Links ab, doch Kickers-Keeper Vincent Friedsam wehrte erfolgreich zur Eckeab. Kurz zuvor sah Pitter die Gelbe Karte – eine mit Folgen. Aber erstmal rannten die Aubstädter plötzlich weit hinterher, als es bei den Kickers über die rechte Seite mal ganz schnell ging. Fabrice Montcheu schickte Benjika Caciel per Steilpass, der legte anschließend maßgenau vors Tor auf Dardan Karimani, der nur noch zum 1:0 einschieben musste (21.). Der erste Gegentreffer der Saison für den TSV Aubstadt zeigte Wirkung. Die Kickers drängten, allerdings nicht mit letzter Konsequenz, auf das 2:0, gegen jetzt doch zu passiv gewordene Gäste. Nach Eckbälle vergaben Saliou Sané (Kopfball, 28.) und Maximilian Zaiser (Volley aus 18 Metern, 31.) zwei Gelegenheiten. Die Kickers waren drauf und dran den Tabellenführer zu überfordern. Das spiegelte sich in der Phase vor der Pause vor allem in viele Foulspiele der Grell-Elf. Timo Pitter, bereits verwarnt, foulte neuerlich. Der Schiedsrichter Christopher Schwarzmann ließ noch einmal Gnade walten. Grell reagierte prompt, bewahrte sein Team vor dem drohenden Platzverweis, für Offensivmann Pitter, kam Defensivspezialist Steffen Behr, der dann als Linksverteidiger eingesetzt wurde. So viel vorweg: Behr machte eine fantastische Partie und schaltete Gegenspieler Benjika Caciel fast vollständig aus. Auch Marcel Volkmuth und Leon Heinze kassierten noch vor der Pause den gelben Karton. Die große Chance auf das 1:1 hatte der TSV aber auch noch auf den Fuß Adrian Kireskis Schuss aus gut zehn Metern, parierte FWK-Schlussmann Vincent Friedsam mit einem starken Reflex, den Nachschuss von Martin Thomann hielt er sicher (42.). Es ging mit einer letztlich verdienten 1:0-Kickers-Führung in die Pause.
Maximilian Zaiser von den Würzburger Kickers am Ball, Aubstadts Torschütze Philipp Harlass kommt herangeeilt.
Steffen Krapf
Zur Pause wechselte Grell erneut: der bereits verwarnte Volkmuth wurde durch Philipp Harlaß ersetzt. Auch hier bewies Grell ein glückliches Händchen. Kurz nach dem Seitenwechsel jubelte Harlaß und ganz Aubstadt. Nach einer Flanke von Martin Thomann versenkte Harlaß per Volley den Ball in die Maschen (47.). Direkt nach dem Ausgleich zeigten die Kickers beinahe die perfekte Antwort. Eine Direktabnahme von Saliou Sané lenkte Aubstadts Torhüter Maximilian Weisbäcker gerade so noch über die Latte (49.). Eine Minute später verpasste Peter Kurzweg per Kopfball die erneute Führung. Anschließend wurden die Angriffsbemühungen der Heimelf aber zunehmend druckloser. Die Partie blieb intensiv, ausgeglichen, umkämpft, echte Torchancen bekamen die Zuschauer aber keine mehr geboten. In der Schlussphase brachte Grell noch einmal zwei Routiniers im Angriff, erst Michael Dellinger und später Ex-Rothose Christopher Bieber. Den „Lucky Punch“ erzielten die Gäste, die trotzdem hinterher wie der Gewinner wirkten, nicht mehr. Kickers-Trainer Wildersinn versuchte in der Endphase durch die Hereinnahme von frischen Kräften noch einmal Schwung ins Spiel zu bringen. Letztendlich ohne Erfolg. Es blieb beim insgesamt betrachtet verdienten 1:1.
Defensivspezialist Steffen Behr brachte beim TSV Aubstadt viel Temperament und Emotionen ins Spiel.
Steffen Krapf
Spielbericht eingestellt am 18.08.2023 23:33 Uhr