Die Altstädter wussten nach der 2:4-Niederlage in Nürnberg um die Brisanz der Partie. Mit einer weiteren Niederlage wäre der Abstand auf die Relegationsplätze weiter geschrumpft, Gegner Aschaffenburg wäre auf vier Zähler herangerückt. Für die Viktoria ging es darum, nach der 1:5-Auftaktpleite gegen Illertissen erstmals unter dem neuen Coach Jürgen Baier zählbares im Kampf um den Ligaerhalt einzuheimsen. Erstmals im Kasten stand der ehemalige Offenbacher Pavao Vugdelija, der zuletzt gesperrte Sascha Wolfert begann ebenso. Bei den Altstädtern rückten Florian Ascherl, Chris Wolf und Daniel Gareis für Julian Pötzinger und die gesperrten Philipp Hannemann und Bastian Horter in die Startformation.
Daniel Gareis (gelb) trifft auf Aschaffenburgs Salvatore Bari.
Andreas Bär
Die Altstädter legten gegen komplett desorientiert wirkende Aschaffenburger los wie die berühmte Feuerwehr. "Keine Ahnung, was da los war. Es hat gewirkt, als würden sie noch im Bus sitzen", ließ Viktoria-Coach Jürgen Baier die erste halbe Stunde Revue passieren. Dabei machte seine Hintermannschaft bei einem Eckball recht viel richtig: Gut postiert wehrten sie den Lieder-Ball ab. Dummerweise direkt vor die Füße von Anton Makarenko, der zwei Mann umkurvte und aus 14 Metern das Leder satt unter die Latte servierte. "Wir haben gottseidank schnell nachgelegt", freute sich Christoph Starke über den postwendend folgenden zweiten Streich. Nur sieben Zeigerumdrehungen auf der nicht mehr vorhandenen Stadionuhr dauerte es, ehe Dominik Schmitt nachlegte. Und er verdiente sich den Treffer. Tobias Ulbricht steuerte alleine auf Vugdelija zu - eigentlich ein sicheres Tor. Doch der baumlange Ex-Hajduk-Split-Schlussmann parierte sehenswert. Schmitt jedoch setzte energisch nach und fieselte das Leder mit letztem Einsatz gerade noch so über die Linie zur scheinbaren Vorentscheidung (15.). Doch weit gefehlt. Im Gefühl des sicheren Sieges schalteten die Altstädter etwas zurück, die Gäste kamen nach einem Doppelwechsel und einigen damit einhergehenden Positionsänderungen besser ins Spiel. In den finalen fünf Minuten war die Viktoria sogar drauf und dran, aufzuschließen. Die dickste Chance für die Gäste hatte aber Kristian Böhnlein: Der visierte per Kopf in Richtung eigenes Tor, Andreas Sponsel konnte klären. Bitter für den Altstädter Schlussmann: Er zog sich ersten Diagnosen zu Folge einen Muskelfaserriss zu, musste in der Pause in der Kabine bleiben. Doch das sollte nicht die letzte Keeper-Verletzung in dem Spiel bleiben. Auch sein Nachfolger Florian Veigl sollte die Partie nicht ohne Blessur überstehen - aber immerhin konnte er durchspielen. "So etwas erlebt man auch nicht alle Tage", kommentierte Coach Christoph Starker dererlei Verletzungspech. Wer am Mittwoch in Weismain gegen Greuther Fürth II als zweiter Keeper auf der Bank sitzen wird, das steht Stand heute noch in den Sternen.
Anton Makarenko markiert akrobatisch die 3:1-Vorentscheidung.
Andreas Bär
Florian Veigl, vor zwei Jahren mit dem SSV Kirchenpingarten noch in der A-Klasse aktiv, ehe er nach einer Kreisklassen- und einer halben Bezirksligasaison (dann in Kirchenlaibach-Speichersdorf) in der Winterpause zur Altstadt wechselte, fügte sich nahtlos ein. Gegen Albayrak klärte er sehenswert, um kurze Zeit später doch geschlagen zu sein: Sascha Wolfert tauchte alleine vor ihm auf und vollstreckte eiskalt. Die Hoffnung der Gäste sollte aber ein kurzes Strohfeuer bleiben. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld von Chris Wolf spekulierte Anton Makarenko darauf, dass Teamkollege Ulbricht das Leder nicht erreichen sollte. Und er lag damit goldrichtig. Per Seitfallzieher setzte er das Leder um Fabian Galm herum abermals sehenswert in die Maschen. Das sollte es dann auch gewesen sein. Letzter Aufreger war die rote Karte gegen Tobias Ulbricht. Der zeigte sich zusehends genervt davon, dass er viele kleine Berührungen als Stürmerfoul gepfiffen bekam und seinerseits viel einstecken musste, was ungesühnt blieb. Freilich darf sich ein Routinier - eigentlich einer der besonnenen Art - nicht zu einer derartigen Schiedsrichterbeleidigung hinreißen lassen. Zwei Worte und acht Buchstaben fielen. Und der Unparteiische hörte sie auch. Bitter für die Altstädter, dass Ulbricht damit erst einmal einige Zeit ausfallen wird und sich vor allem seine starke Leistung kaputtmachte. Seine Teamkollegen bügelten den Fauxpas aber aus und ließen bis auf einen Wolfert-Kopfball, der knapp am Pfosten vorbeiging (92.) nichts mehr zu.
Mit jetzt 31 Punkten sollte der Klassenerhalt der Altstädter fast schon in trockenen Tüchern sein. "Wenn wir aus zwölf Spielen keine neun Zähler mehr holen, dann haben wir es auch nicht verdient", so Christoph Starke. Dessen Gegenüber Jürgen Baier, Garant einer in allerhöchstem Maße unterhaltsamen Pressekonferenz, muss bangen. Er hat aber Hoffnung. "Ich war 1980 mit Fürth erstmals hier", sinnierte er über alte Zeiten, "am Stadion hat sich ja fast nichts verändert und es steht noch. Und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder hierher kommen darf."
Spielbericht eingestellt am 05.03.2016 20:36 Uhr