Im Gegensatz zur Vorwoche bastelte Christoph Starke wie angekündigt einige Male um. Nach seiner abgesessenen Rotsperre rückte Kristian Böhnlein im erneut praktizierten 4-3-3-System neben Chris Wolf und Dominik Schmitt in die zweite Reihe. An vorderster Front gab Starke Marius Strangl den Vorzug vor Tayfun Özdemir, in der Viererkette kickte Steffen Jainta anstelle von Michael Eckert - der aufgrund des Torhüternotstandes bei den Altstädtern als Ersatztorwart (!) auf der Bank Platz nahm. Schweinfurts Gerd Klaus tauschte zwei Mal: Florian Wenninger und Joe Bechmann nach abgesessener Rotsperre rotierten für Krautschneider und Kraus in die Startformation. Weit überraschender als diese Tatsachen waren vielmehr die taktischen Umstellungen im Team.
Der überragende Marco Janz kommt vor Steffen Jainta und Tobias Ulbricht (hinten) an den Ball.
Patrick Strätz
Mit Kevin Fery und Marco Janz beorderte Gerd Klaus einen etatmäßigen Innenverteidiger und einen etatmäßigen Sechser auf die beiden offensiven Aussenpositionen - insbesondere beim überragenden Marco Janz, der zusammen mit Philipp Messingschlager auf der rechten Seite zum Sahnestück der Schnüdel avancierte, eine absolut durchschlagende Maßnahme. Schon nach einer Minute brannte es lichterloh vor dem Altstädter Kasten, als Daniel Diroll einen misslungenen Rückpass von Steffen Jainta abpasste und um Haaresbreite am langen Pfosten vorbeisetzte. Der Beginn einer ersten Hälfte, in der die Schnüdel die Wagnerstädter mächtig durchschüttelten. Die Bayreuther schafften es gegen präsente Unterfranken in keiner Phase, auch nur ansatzweise die letzten Leistungen aus den Bonusspielen gegen Bayern München und in Regensburg auf das Feld zu bringen. Angefangen im Defensivbereich, wo der zuletzt bärenstarke Mario Zitzmann 25 Minuten lang komplett verwachst hatte und Steffen Jainta einen rabenschwarzen Tag erwischte über die Sechserposition, auf der sowohl Kristian Böhnlein und auch der in den letzten Partien glänzend aufgelegte Dominik Schmitt keinen Fuß auf den Boden bekamen, bis in den Offensivbereich, wo Marius Strangl und Anton Makarenko meilenweit von den Leistungen der letzten Wochen entfernt agierten: Es passte so gut wie nichts bei den Hausherren. Was auch an den Gästen lag. Die erwischten nach sieben Spielen ohne Sieg einen richtig guten Tag. Immer wieder gedankenschneller als die Gastgeber, erspielten sie sich Chance um Chance, einzig der Abschluss ließ zu wünschen übrig. Christopher Kracun, vor der Saison auch ein Kandidat bei den Altstädtern (3./32.), Defensivmann Bastian Lunz (8.) und der Ex-Würzburger Daniel Diroll, der in der 28. Minute und acht Zeigerumdrehungen später noch einmal alleine vor dem Kasten auftauchend die Führung leichtfertig vergab, hatten dickste Chancen. Das Tor machten letztlich die Bayreuther: Ein Geniestreich Kristian Böhnleins, der das Leder über die Viererkette der Schweinfurter lupfte, landete bei Tobias Ulbricht, der aus gut zwölf Metern per Kopf vollstreckte - der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.
Steffen Jainta weiß Marco Janz nur mit einem Foul vom Leder zu trennen.
Patrick Strätz
Mit der ersten Aktion der zweiten Hälfte hätte die Partie zu Gunsten der Altstädter entschieden sein können. Die weitaus präsenter aus den Katakomben kommenden Hausherren hatten Pech, dass Dominik Schmitts Freistoß am Außenpfosten landete (47.). So kam, was längst überfällig war: Ein Flankenball von Janz landete bei Diroll, der das Leder dann doch endlich über die Linie in die Maschen und nicht drüber wuchtete. Grenzenlos der Jubel dann, als Christopher Kracun einen Freistoß - haltbar erscheinend - aus 20 Metern einsandte. Was eigentlich ein Befreiungsschlag für die Schnüdel hätte sein können, wurde zum Weckruf für die Gastgeber. Die die Abwehr langsam lösenden Altstädter kamen immer besser ins Spiel. Was auch an Joker Sebastian Glasner lag. Der körperlich robuste Sturmtank übernahm die Rolle Tobias Ulbrichts nahtlos und hätte schon mit seinem ersten Ballkontakt treffen können. Es rollte nun Angriff über Angriff in Richtung des Schweinfurter Kastens, die nötige Passspiel-Präzision im letzten Spieldrittel fehlte aber bei den Gelb-Schwarzen. Pech hatte Glasner mit einem Kopfball nach Ascherls Flanke: In Rücklage abschließend verfehlte er um Haaresbreite. Mit der Schlussminute hätte Michael Krämer den Deckel draufmachen müssen. Nach einem Foul von Steffen Jainta an Joker Marino Müller setzte der den fälligen Foulelfmeter in Richtung Bratwurststand - die Entscheidung war vertagt. In der Nachspielzeit dann der Schock für die Gäste. Ein Flankenball landete bei Sebastian Glasner, der sein starkes Debüt mit einem Kopfball zum Ausgleich krönte. Die Schweinfurter haderten dabei mit dem Fair-Play-Gedanken. Ein Spieler lag auf dem Boden, die Bayreuther spielten den Ball nicht ins Aus.
Mit dem Remis konnten beide Trainer nicht zufrieden sein. Während Christoph Starke nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge mit der Darbietung seiner Elf haderte, grämte sich Gerd Klaus nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge nur mit dem Ergebnis. Gelegenheit, es besser zu machen, haben beide in der nächsten Woche. Während die Altstädter bei den Reservisten des FC Augsburg eine machbare Auswärtsaufgabe vor den Augen haben, dürfen die Schweinfurter gegen die Zweitvertretung des TSV 1860 München auf den zweiten Saisonsieg hoffen.
Spielbericht eingestellt am 04.09.2015 23:28 Uhr