Kann sich noch jemand erinnern, obwohl es noch gar nicht so lange her ist. Der VfL Frohnlach legte im Juli in der neugeschaffenen Regionalliga Bayern einen famosen Start hin, denn in seinen ersten fünf Partien blieben die Oberfranken ungeschlagen, heimsten neun Zähler ein und standen in der Tabelle mit an vorderster Front. Für Schlagzeilen sorgten die beiden Siege bei den beiden Münchner Klubs FC Bayern II (0:1) - der letzte Dreier übrigens -und am zweiten Spieltag beim heutigen Gast, TSV 1860 II, mit 0:2. Aber das ist bereits „Schnee von gestern“, denn richtet man einen Blick auf die Tabelle, belegen beide Kontrahenten den dritten Platz, die kleinen Löwen von oben, die Blau-Weißen von unten. Denn die jungen Gäste strotzen vor Selbstvertrauen, vor allem auch wegen dem 1:0-Derbysieg vom Dienstag beim Stadtrivalen FC Bayern II. Anders beim VfL, der das Abstiegsgespenst über sich kreisen sieht, denn seit zehn Spieltagen wartet man schon auf einen Sieg. Dass der neue Mann am Ruder und an der Außenlinie, Andreas Schöll, kein „Magier“ ist und durch Handauflegen sofort von Sieg zu Sieg eilt, wusste man von vorne herein. Geduld ist also gefragt, die Fehler in der Defensive minimieren und im Offensivbereich kaltschnäuziger und abgeklärter die sich bietenden Chancen nutzen. Vielleicht platzt gegen die „kleinen Löwen“ endlich der Knoten, denn in den noch drei verbleibenden Partien vor der Winterpause gegen Eltersdorf, Memmingen und Ingolstadt II stehen sogenannte „Sechs-Punkte-Spiele“ an, da könnte man bei Siegen aufschließen und den Anschluss an das hintere Mittelfeld herstellen, auch um eine ruhigere Zeit unterm Weihnachtsbaum zu verbringen. VfL-Trainer Andreas Schöll musste weiterhin auf den rotgesperrten Sebastian Hofmann und dem erkrankten Kristian Böhnlein verzichten. Er sagte: „Wir wollen natürlich zu Hause gewinnen, es liegt oft an Kleinigkeiten, ob es funktioniert, werden wir sehen!“ 1860-Coach Alexander Schmidt fehlten weiterhin verletzungsbedingt Christoph Dinkelbach, Nico Karger und Dennis Vatany. Er meinte: „Wir sind hierher gefahren und wollen wie jedes Match immer gewinnen. Der Altersdurchschnitt unseres U-21-Teams liegt bei 19 Jahren!“
Zweikampf zwischen 1860-Akteur Manuel Bühler (li.) und VfL-Stürmer Thomas Karg (re.).
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Bei doch guten aber, glitschigen Platzbedingungen im Willi-Schillig-Stadion begannen die Gastgeber mit einem 4-1-4-1-System, das hieß, das Kapitän Bastian Renk in der Zentralen vor der Abwehr und hinter dem Vierer-Mittelfeld als Verbindungsachse Regie führen sollte. Die kleinen Löwen begannen mit 4-4-2-System, also mit Bobby Wood und Markus Ziereis als Sturmspitzen. So begannen die jungen Gäste vor 425 Zuschauern mit hohem Tempo und drückten die Gastgeber zu Beginn erstmal gehörig in die Defensive. Frohnlach versuchte aus einer gesicherten Abwehr das Spiel nach vorne aufzubauen. Aber die Anfangsviertelstunde, in der die Gäste überwiegend über die linke Angriffsseite durch Kodjovi Koussou kamen, zeigte sehr früh, mit welchem Elan gepaart mit Spielfreude die Youngsters aus der Landeshaupstadt zu Werke gingen. Doch Glück für die kleinen Löwen bei einem ersten gefährlichen Angriff der Heimmannschaft, nachdem Thomas Karg im Sechzehner zu Fall kam, dass die Pfeife des jungen Referees stumm blieb (14.). Die heimischen Fans haderten mit dem Unparteiischen, da sie einige Entscheidungen als Benachteiligung für die Gastgeber sahen. Auf der anderen Seite eine gute Möglichkeit für 1860 nach Freistoß von Andreas Geipl und anschließendem Kopfball von Markus Ziereis, der aber gut einem Meter über das Gehäuse von VfL-Keeper Rainer Hausner ging. Als nächstes funktionierte die Abseitsfalle der Heimmannschaft nicht, Glück auch als der durchgebrochenen Markus Ziereis beim Torschuss aus neun Metern ebenfalls zu Boden ging, aber der Schiedsrichter kein regelkonformes Foul sah. So nach und nach löste sich der VfL vom Gästedruck und immer wieder suchte man Paul Scheller auf der linken Angriffsseite, der doch das ein- und andere Mal die Gästeabwehr narrte und für Gefahr sorgte. Dann Aufregung beim Sechzig-Anhang, die mit der folgenden Entscheidung nicht einverstanden waren. Bobby Wood stürmte mit viel Tempo an den Sechzehner der Frohnlacher und wurde von den Beinen geholt. Doch etwas theatralisch wollte er einen Elfmeter herausschinden, aber der Unparteiische verlegte den „Tatort“ einen halben Meter außerhalb des Strafraums, den Freistoß bleute Andreas Geipl zu schwach in die Fünf-Mann-Mauer der Gastgeber. Der nächste Aufreger war ein hartes Einsteiggen von Frohnlachs Andrè Jeschke gegen Phillipp Steinhardt, wobei der Einheimische Glück hatte, dass der Referee die Gelbe Karte stecken ließ. Zunächst scheiterte Paul Scheller noch, als er seinen Gegenspieler geschickt mit Übersteiger-Trick aussteigen ließ beim Abschluss, den er zu hoch ansetzte. Dann schickte Bastian Renks Sinan Bulat - der wiederum eine starke, kämpferische Partie ablieferte und sich mit Kodjovi Koussou sehenswerte Duelle lieferte - auf rechts auf die Reise. Dessen erster Querpass wurde noch ausgeblockt, aber der zweite ging an Freund und Feind vorbei und fand am zweiten Sechzehner-Eck auf links den lauernden Paul Scheller. Dieser nahm Maß und drosch das Leder unhaltbar aus 18 Metern wie an einer Schnur gezogen in den oberen rechten Winkel zur 1:0-Führung in der 29. Minute. Jetzt hatten die Gäste doch am Rückstand zu knabbern, denn die Einheimischen kamen immer bessser in die Gänge, 1860 dagegen verlor etwas den Faden und zeigte Nerven. So auch Glück, als Thomas Karg nach Scheller-Flanke per Kopfball sein Ziel nur knapp verfehlte. Mussten die Youngsters ihrem hohem Anfangstempo Tribut zollen, oder steckte das Dienstag-Spiel im Lokalderby gegen den FC Bayern München II noch in den Knochen, das man mit 1:0 gewann? Die große Chance zum 2:0 für Frohnlach dann nach guter Vorarbeit auf der rechten Außenbahn von Andrè Jeschke auf Paul Scheller, der mit der „Pike“ nur um Zentimeter am linken Torpfosten vorbei ins Aus schoss. Als alle dachten, die Heimmannschaft geht mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause, sah sich getäuscht. Ein unnötiger Ballverlust in der Vorwärtsbewegung von Andrè Zapf auf Höhe der Mittellinie führte zum Ausgleichstreffer. Davon profitierten die Gäste, Korbinian Vollmann erkannte die Situation, spielte einen langen Ball Richtung VfL-Tor und hatte Glück, dass das Leder auf dem nassen Untergrund als Aufsetzer „durchhaschte“ auf Markus Ziereis, der hineinsprintete, der mit einem eleganten Heber über Rainer Hausner hinweg den 1:1-Pausenstand markierte (45.).
Frohnlachs Dominik Schmitt (Mi.) setzt sich gegen Ivan Knezevic (re.) durch.
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Nach Wiederbeginn brachte Gäste-Coach Alexander Schmidt im Doppelwechsel Liridon Vocay und Ivan Knezevic für Korbinian Vollmann und Phillipp Steinhardt zwei frische Kräfte. Die Münchner begannen die zweite Hälfte wieder mit viel Tempo, dabei zeichnete sich Bobby Wood wiederholt aus, der ein ständiger Unruheherd in der Heimabwehr war. Dann ein leichtsinniger Ballverlust von Frohnlachs Bastian Renk wäre durch Andreas Geipl fast ins Auge gegangen, aber Heimabwehrrecke Christian Beetz bereinigte im letzten Moment mit vollem Einsatz die Situation. Das Match wurde noch kämpferischer und hüben wie drüben suchten beide die Entscheidung. Es wurde nicht lange gefackelt, als nächstes probierte es Gästespieler Liridon Vocay aus 22 Metern, der aber seinen Meister in Heimschlussmann Rainer Hausner fand, der die Kugel entschärfte. Auch ein Doppelwechsel beim VfL, für Bastian Renk und Thomas Karg kamen Daniel Sam und Christian Brandt (60.). Im offenen Schlagabtausch die Gästeführung, nachdem Chris Wolf und Ivan Knezevic sich im Doppelpass-Spiel auf rechts bis auf die Grundlinie durchtankten. In die scharfe Hereingabe preschte von hinten Liridon Vocay heran, der die Kugel glashart aus fünf Metern unhaltbar zum 1:2 in die Maschen des VfL-Tores versenkte (65.). Auweia, drohte die Heimmannschaft schon wieder leer auszugehen? Aber noch war Zeit, zumindest einen Zähler im Willi-Schillig-Stadion nahe des Waldrandes zu behalten. Und Daniel Sam hatte eine gute Kopfball-Möglichkeit nach Paul Scheller-Flanke von rechts, aber zu ungenau platziert landete das Leder neben dem Gästekasten. Einen Drehschuss von Münchens Ivan Knezevic holte Rainer Hausner bravourös aus dem Eck wie auf der anderen Seite Gästekeeper Vitus Eicher, der einen Gewaltschuss von Paul Scheller noch zur Ecke boxte. Und Rainer Hausner zeigte seine Klasse, als er nach unten tauchte und mit einer Hand einen famosen, scharfen Flachschuss aus 22 Metern von Gästeakteur Stefan Wannenwetsch super hielt und das 1:3 verhinderte (72.). Jetzt versuchten die Platzherren, die den Druck auf das Gästetor verstärkten, alles, um den Ausgleich zu schaffen. Pech, als der Ball nach einer Ecke von Sinan Bulat an Freund und Feind vorbei auf der anderen Seite ins Aus ging, obwohl sich mindestens 20 Akteure im und um den Sechzehner der Sechzger versammelten. Es brannte nun lichterloh im Gästestrafraum, die mit Glück und Geschick das Ausgleichstor verhinderten. Der Wechsel bei den Gästen zehn Minuten vor Schluss - Daniel Jais kam für Markus Ziereis - war mehr taktisch, um den Spielfluss der Gastgeber zu unterbrechen und Zeit zu gewinnen. Die letzte große Möglichkeit besaß der heimische Dominik Schmitt, aber zwei Gästespieler warfen sich mit vollem Körpereinsatz in den Schuss und vereitelten den Ausgleichstreffer. Im Gegenzug nochmals eine Glanzparade von Heimtorhüter Rainer Hausner, als er aus sieben Metern mit einem Hechtsprung den Ball von Gästeakteur Daniel Jais parierte. In der dreiminütigen Nachspielzeit schafften es beide Parteien nicht mehr, eine Resultatsveränderung herbeizuführen, der Schlusspfiff ertönte.
Im Großen und Ganzen hätte sich Frohnlach ein Remis verdient gehabt. Chancen waren genügend vorhanden, aber die Youngsters aus München vom TSV 1860 führen ihren Lauf fort und klettern in der Tabelle nach oben. Bemerkenswert das Spieltempo und Spielfreude der Achtzehn- bis Neunzehnjährigen, mal schaun, ob man den ein oder andern in der Zweiten Bundesliga wiedersieht. Der VfL hatte wiederum nicht das nötige Glück, das man braucht, aber Trainer Andreas Schöll ist sehr optimistisch, was den Rest der Serie angeht.
Spielbericht eingestellt am 10.11.2012 21:43 Uhr