Das letzte Pflichtspiel zwischen der SpVgg Unterhaching und der SpVgg Ansbach war ein besonderes, nämlich das bayerische Pokalfinale 2008, das damals in Ansbach im Elfmeterschießen an die Hachinger ging, die Nullneuner sich aber für den DFB-Pokal qualifizieren konnten. Und auch die Premiere dieser Paarung in der Regionalliga Bayern lieferte spezielle Umstände: Schließlich war es für den Aufsteiger das erste echte Flutlichtspiel der Saison. Die SpVgg Unterhaching hatte das erste Aufeinandertreffen um Punkte gegen die Nullneuner zum "Wiesn-Spieltag" deklariert, eingelaufen wurde zum Defiliermarsch, die Bayern-Hymne wurde per Trompete intoniert. Die Ansbacher, begleitet von einem kompletten Fanbus und einigen Anhängern im Stadion, stellten auf einer Position um: Für Sven Landshuter bekam Bastian Herzner den Vorzug.
Der erste Jubel des Abends gehörte der SpVgg Ansbach, die sich klasse zum Führungstor kombinierte.
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Für die Hausherren gab es schon nach fünf gespielten Minuten bereits die Hiobsbotschaft, dass Kapitän Josef Welzmüller sich wieder in das derzeit beachtliche Lazarett einreihen müsste. Die Gäste, die eine dreieinhalbstündige Anfahrt in den Süden der Landeshauptstadt hinter sich gebracht hatten, waren auf eine sichere Defensive und ihr bekannt gefährliches Umschaltspiel aus. Dies klappte grundsätzlich auch gut, nur in der 12. Minute war erstmals Bangen angesagt, als Simon Skarlatidis einen Freistoß von der Strafraumlinie an die Unterkante der Querlatte donnerte und Jonas Bayerlein letztlich klären konnte. Nach knapp einer Viertelstunde hielt dann der Hachinger Fanblock den Atem an, als Riko Manz eine Ecke flach in Richtung Tor zog, der Ball an vielen Beinen vorbei im Toraus landete. Dann folgte schon der genialste Spielzug der gesamten Partie durch die Gäste, welcher auch Hachings Coach Sandro Wagner ins Staunen versetzte ("Da sieht man welch unfassbare Qualität da aus der Bayernliga kommt."). Eingeleitet von Riko Manz und Patrick Kroiß bediente Michael Sperr im Strafraum Bastian Herzner, der die Kugel locker einschieben konnte. Beinahe wäre den Ansbachern der Doppelschlag gelungen, als Lukas Karakas einen feinen Ball hinter die Abwehrreihe auf Tom Abadjiew spielte, der mit seinem Abschluss aber nur das Außennetz traf (19.). Haching musste sich schon kurz schütteln, baute dann aber wieder mehr Druck auf, doch Bayerlein und Eric Weeger im Abwehrzentrum der Nullneuner machten einen hervorragenden Job. Und so bog die Partie allmählich in Richtung Halbzeit ein, als etwas überraschend dann doch der Ausgleich fiel. Über die starke rechte Seite der Gastgeber flankte Dennis Waidner und fand Niclas Anspach, der seine Volleyabnahme gar nicht voll traf, damit aber einen tückischen und nicht haltbaren Aufsetzer zum 1:1 fabrizierte. Die Hausherren kamen durch Viktor Zentrich und Patrick Hobsch noch zu Kopfballchancen (40.), hätten sich aber nicht beschweren dürfen, wenn die Nullneuner mit der Führung in die Kabine gegangen wären: Kroiß narrte seinen Gegenspieler im Strafraum und legte für Sturmpartner Sperr ab, der aus kurzer Distanz an der Fußabwehr von Keeper Vollath scheiterte (41.).
Hachings Coach Sandro Wagner staunte nicht schlecht über die fußballerische Qualität, die da aus der Bayernliga aufrückte.
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Die Ansbacher kamen auch gut aus der Kabine. Der starke Kroiß demonstrierte seine fußballerische Klasse mit einem genialen Ball auf Herzner, dessen Abschluss im Strafraum von einem Abwehrbein noch entschärft wurde (47.). Man merkte den Gästen, die im Gegensatz zu ihrem Gegner eben nicht als Profis trainieren, das intensive Laufpensum dann allmählich doch an. Eine Volleyabnahme des erst 17-jährigen Jugend-Nationalspieler Maurice Krattenmacher, den auch Wagner eine große Zukunft bescheinigt, landete im Fangnetz (55.). Viel enger war es drei Minuten später, als David Pisot einen Eckball von Skarlatidis per Kopf denkbar dicht neben den Pfosten setzte. Auch Mathias Fetsch köpfte nur ein wenig zu hoch (63.). Der Druck der Hausherren nahm zu, Gäste-Coach Christoph Hasselmeier brachte mit Niklas Seefried und Christian Kestel frische Leute, opferte dafür aber mit Herzner und Sperr zwei Offensivkräfte, weil bei diesen "die tiefen Wege immer schwerer wurden". Glück hatten die Ansbacher, als Seefried bei einer Flanke recht ungestüm in den Luftkampf mit Krattenmacher ging und der Unparteiische im Gegensatz zum Hachinger Anhang keinen Strafstoß sah (68.). Noch zehn weitere Minuten überstanden die Nullneuner unbeschadet. Dann musste Lukas Karakas auf Kosten einer Gelben Karte den emsigen Waidner stoppen. Den fälligen Freistoß servierte Skaralatidis lang auf Pisot, dessen Kopfball-Ablage im Zentrum Hobsch ins lange Eck einköpfte - 2:1 (78.). "Das ist umso ärgerlicher, weil wir die Variante genau kannten und trotzdem das Standardtor kassieren", ärgerte sich Hasselmeier im Anschluss. Der überragende Skarlatidis drehte auch danach noch weiter auf, doch Sebastian Heid im Ansbacher Tor parierte sehr stark gegen einen Hobsch-Kopfball nach Ecke Skarlatidis (80.) und einem Solo des Zweitliga-erfahrenen Profis (82.). Die Entstehung des 3:1 war dann äußerst strittig, denn wie Anspach gegen Weeger in den Zweikampf ging, war mehr als grenzwertig. Der Ansbacher Abwehrchef ging zu Boden, der Ball aus kurzer Distanz ins Netz. Danach verhinderte Heid mit einer Weltklasseparade gegen Fetsch gar noch das 4:1 und verpasste Landshuter nach Vorarbeit von Kroiß den Anschluss in der Nachspielzeit.
Riko Manz hatte gegen die starke rechte Seite der Hachinger einen schweren Stand. Hier setzt Boipelo Mashigo zum Dribbling an.
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Lange Zeit zum Ausruhen bleibt nicht. Schon am kommenden Montag folgt der 15. Spieltag in der Regionalliga Bayern, bei dem es für die Hachinger zum Lokalderby beim wieder erstarkten Türkgücü München geht. Den Ansbachern steht mit dem FC Schweinfurt 05 ebenfalls ein heißes Match ins Haus.
Spielbericht eingestellt am 01.10.2022 11:24 Uhr