Es war eine komische Partie - irgendwie: Die Gäste aus dem Grabfeld, die ihre beiden vorangegangenen Heimspiele gewonnen und somit den Klassenerhalt endgültig gesichert hatten, waren über ganz weite Phasen die bessere Mannschaft, traten selbstbewusst, engagiert und spielfreudig an, dominierten überwiegend das Geschehen - um am Ende komplett unterzugehen und fast abgeschossen zu werden. Die Unterfranken bezahlten Lehrgeld und mussten mit ansehen, wie das frische Personal ab Halbzeit Zwei bei der U21 des FCN das Match drehte. Auch wenn es kurzzeitig gar nicht danach aussah...
Aubstadts Patrick Hofmann kommt gegen Nürnbergs Kapitän Mario Suver zu spät.
Michael Horling
1:1 stand es zur Pause (mehr zur ersten Halbzeit später), als Nürnberg nach dem Seitenwechsel mit gleich drei neuen Spielern wieder begann. Aubstadt, das bis dato überzeugte und der Begegnung den Stempel aufdrückte, kam unverändert zu diesem Geisterspiel ohne Zuschauer auf den Rasen zurück. Warum auch tauschen, wo es doch so gut lief mit Kapitän Daniel Leicht an vorderster Front und dahinter Patrick Hofmann und Timo Pitter über außen und in der Mitte Steffen Behr und Marcel Volkmuth immer wieder offensiv gut nachsetzend. Oder Ben Müller und natürlich Ingo Feser, der gleich in der ersten Szene der zweiten 45 Minuten seinen 13. Saisontreffer erzielen durfte. Per Elfmeter, weil Volkmuth von Linus Rosenlöcher gefoult wurde. Der war einer der drei Neuen bei Nürnberg - und so gesehen hätte die Dreifach-Wechselaktion auch komplett nach hinten los gehen können. Denn nun stand es 2:1 aus Sicht von Aubstadt. Völlig verdient. Was dann aber passierte, in so ein bisschen was für die Schubladen "Lehrgeld" oder "Naivität". Im Gefühl, am Valznerweiher im Rausch drei Punkte entführen zu können, spielten die Gäste weiter nach vorne und rannten schon 120 Sekunden nach der Führung in einem Konter. Weder Christian Köttler noch Ben Müller konnten den Schuss von Arman Ardestani verhindern. Der Ball schlug ein zum 2:2. Und das, was wenig später nach einer Stunde passierte, war nochmals bezeichnend: Steffen Behr bediente Timo Pitter, der verzog aus bester Stellung. Im Gegenzug das: Kevin Goden konnte auch unbedrängt abziehen. Aber er traf halt zur zweiten Führung der Nürnberger an diesem Nachmittag: 3:2. Und lange dauerte es nicht, da stand nochmals Ardestani alleine vor Lukas Wenzel und erhöhte mühelos auf 4:2. "Drei Pässe in die Mitte in 15 Minuten...", schüttelte Aubstadts Keeper beim Fluchen mit diesen Worten den Kopf. Drei Mal war im Zentrum "Polen offen" (Wenzel) - und in exakt 16 Minuten drehte der Club die Partie.
Vor Aubstadts Timo Pitter schirmt der Nürnberger Ekin Celebi den Ball ab.
Michael Horling
Nun hatten die Grabfelder trotzdem noch Körner und Mumm und profitierten vom Fehlpass des Nürnberger Schlussmannes Benedikt Willert, der sich ein katastrophales Abspiel leistete, wonach Timo Pitter freistehend auf 4:3 verkürzen konnte. Jener Pitter, der bereits in Halbzeit Eins nach rund 20 Minuten mit einer schönen Aktion und gezieltem Schuss das 1:1 erzielte, als die Gäste den Rückstand perfekt verkrafteten. Kevin Goden hatte kurz zuvor mit dem ersten Angriff die Hausherren in Führung gebracht, was sehr ärgerlich war für den TSV, der zuvor eindeutig das Geschehen in der Hand hatte. Und der durch nochmals Pitter und Ingo Feser das 2:1 vor der Pause auf dem Fuß hatte. Gerade bei Fesers Schuss musste Willert schon alles zeigen, um den Ball über die Latte zu lenken. Das war in der 42. Minute - und damit der Sprung zur 68. und Pitters Mut machendem 4:3: Zeit genug hatte Aubstadt noch, Zug nach vorne auch. Aber es fehlten die großen Chancen auf den Ausgleich, auch wenn André Rumpel kam und Julius Benkenstein eingewechselt wurde für eine Rolle vorne. Zwei eingewechselte Nürnberger machten mit einem Konter alles klar: Pascal Moll bediente per Querpass den freistehenden David Siebert - 5:3. Wieder hatte Lukas Wenzel nicht den Hauch einer Chance. Aubstadts Torwart bekam nicht ein einziges Mal die Chance sich auszuzeichnen. Und er kassierte auch noch Molls bitteres 6:3 in der Nachspielzeit, als er sich völlig verschätzte und den einzigen Fehler des Nachmittags machte. Bitter bestraft wie alle anderen der Gäste. Und deshalb gab´s nur "Saures" für die Grabfelder bei ihrer letzten Jahresreise, als der Mannschaftsbus hinter der Trainerbank parkte. Vor dem eigenen Tor wäre er am Samstag besser aufgehoben gewesen...
Nürnbrgs Kevin Goden (links) setzt sich gegen Aubstadts Ingo Feser durch.
Michael Horling
Das war´s dann wohl mit Fußball in diesem Jahr 2020, in dem der TSV Aubstadt nach dem Re-Start immerhin vier Mal ran konnte. Bei Augsburg 2 gab´s schon eine dicke Niederlage, die Siege zu Hause gegen Illertissen und Buchbach sorgen jedoch für strahlende (und keinesfalls gruselige) Gesichter beim Aufsteiger, der zu gerne noch wenigstens das angesetzte nun folgende Heimspiel gegen Bayreuth bestritten hätte und natürlich auch das Rückspiel im Ligapokal gegen den 1. FC Schweinfurt 05. Vielleicht in 2021... Übrigens kickten die Schnüdel ja erst ein Mal seit der Wiederaufnahme des Fußballs. Sie fielen somit in der Tabelle um sechs Punkte zurück im Vergleich zu Aschaffenburg, um immerhin auch schon fünf gegenüber Bayreuth und Nürnberg 2. Die U21 des Clubs holte aus vier Partien in 2020 ordentliche neun Zähler. Für Trainer Marek Mintal steht aber weiterhin Fußball an, nachdem er neuer Co-Trainer der Nationalmannschaft der Slowakei ist. So gesehen hat der Abbruch der Regionalliga Bayern für ihn ein paar zeitliche Vorteile. "Bleibt alle gesund", verabschiedete sich Mintal vom Max-Morlock-Platz.
Spielbericht eingestellt am 01.11.2020 11:34 Uhr