von fc-memmingen.de
Der FC Memmingen lebt. Und wie! Als in der Nachspielzeit im letzten Regionalliga-Heimspiel des Kalenderjahres gegen den FC Ingolstadt 04 II der 4:3 Siegtreffer fiel, brachen alle Dämme. Ein 1:3 Pausenrückstand wurde noch gedreht und das nicht gegen irgendwen, sondern den bisherigen Tabellenzweiten, der auch noch mit sechs Spielern aus seinem Profikader angetreten war.
Der Blick auf die starke Besetzung der Gäste sorgte bei FCM-Trainer Bernd Kunze vor Beginn für Sorgenfalten: „Ich habe mich gefragt, wer hat da was gegen uns?“. Denn auch die eigenen personellen Voraussetzungen waren einmal mehr nicht die besten. Zur langen Ausfallliste gesellten sich auch noch die erkrankten Amar Cekic und Fabian Krogler. So standen etliche Akteure aus der U21 im Kader, der junge Jannik Rochelt (19 Jahre) stürmte von Beginn neben Muriz Salemovic und verdiente sich am Ende ein Sonderlob von Kunze. Überfallartig legten die Memminger gegen den Favoriten los und gingen auch früh durch Pascal Maier (4. Minute) in Führung. Salemovic hatte einen weiten Pass von Sebastian Schmeiser erhalten und von der Grundlinie zurückgelegt.
Die verdutzten Ingolstädter brauchten etwas, um sich darauf einzustellen und profitierten davon, dass Fabian Lutz nach 14 Minuten einen Rettungsversuch in die eigenen Maschen setzte. Dann lief es für die Gäste eigentlich nach Plan. 27. Minute: Antonio Colak kam am Elfmeterpunkt frei zum Kopfball – das 1:2. 44. Minute: Alexander Kogler nickte nach einem Freistoß am langen Pfosten zum 1:3 ein. Damit war es eigentlich gelaufen, dachte sich auch FCI-Trainer Ersin Demir, der nach dem Schlusspfiff um Luft und Fassung rang: „In bin richtig fertig. Die zweite Halbzeit hat mich zerfetzt. Ich brauch Tabletten“. Nach dem Einblick in sein aufgewühltes Gefühlsleben erkannte er an, „dass Memmingen Oberwasser bekommen und zurecht Tore geschossen hat“.
Maßgeblichen Anteil daran, dass die Partie die entscheidende Wendung nahm, hatte Branko Nikolic. Erst am Donnerstag nach zweimonatiger Studien-Abstinenz zurückgekehrt, kam er nach einer Stunde, trieb trotz Trainingsrückstand seine Kameraden an. Schmeiser, einer der stärksten Akteure auf dem tiefen Platz, drückte den Ball nach einem Freistoß an der Eckfahne im dritten Versuch über die Linie, nachdem FCI-Torhüter Fabijan Buntic zuvor zweimal abgewehrt hatte (69.). „Da geht noch was“, merkten auch die 441 Zuschauer, die sich nun lautstark mit Anfeuerung bemerkbar machten. Am Ende stachen die eingewechselten Joker: Furkan Kircicek staubte ab, nachdem Schmeiser zunächst nur den Pfosten traf (89.). Mit dem 3:3 wären alle zufrieden gewesen, zumal der FCM in der Nachspielzeit beinahe noch in einen Konter gelaufen wäre. Mit der letzten Aktion des nasskalten Nachmittags bestraften die Memminger in Form von Jamey Hayse das Zeitspiel der Gäste und belohnten sich mit dem 4:3 (90. + 4) selbst.
Der Jubel fiel entsprechend explosionsartig aus. Endlich seit Ende September und erst zum zweiten Mal in dieser Saison überhaupt erschallte die Vereinshymne „Die Macht im Allgäu“ nicht nur zu Beginn sondern auch wieder nach dem Schlusspfiff. Anschließend war die Stimmung sichtlich gelöst. „Es wäre auch ein Skandal gewesen, wenn sich ein Trainer ohne Heimsieg verabschiedet hätte“, sagte süffisant ein höchst aufgeräumter Kunze. Für die Moral und auch die Tabelle war der Erfolg extrem wichtig. Der Vorletzte hat den Abstand zum Relegationsplatz davor auf einen Punkt und ans rettende Ufer auf drei Zähler verkürzt. Kunze wird die Mannschaft im letzten Spiel des Jahres am kommenden Samstag (14 Uhr) beim VfR Garching noch betreuen und, wie berichtet, anschließend an den neuen Coach Stephan Baierl übergeben.
Spielbericht eingestellt am 30.11.2017 19:59 Uhr