Und das gegen einen Hauch von Bundesliga beim Club. Co-Trainer Marek Mintal schaute zu, wie mit Berkay Dabanli, Daniel Ginczek, Thomas Pekhart, Alexander Esswein und mit Hanno Balitsch gleich fünf teils recht gestandene Erstliga-Profis aufliefen. Der in die U23 verbannte und womöglich vor dem Comeback im Oberhaus stehende Balitsch absolvierte 2003 gar im Länderspiel in Rudi Völlers Nationalelf beim 1:3 in Spanien an der Seite von Oliver Kahn oder Miroslav Klose und spielte gegen Ikonen wie Iker Casillas oder Raúl. Zehn Jahre später musste er den Schweinfurter Acker umpflügen.
Einfacher Vor- und schwerer Nachname: Nürnbergs schwarze Perle Michael Ngadeu-Ngadjui beim Kopfball gegen die Schweinfurter Simon Häcker und Michael Krämer (am Ball). Rechts: FC 05-Kapitän Florian Hetzel.
Michael Horling
Ja, das zweite Heim-0:0 der 05er binnen sieben Tagen war kein Spiel für Liebhaber des gepflegten Passspiels. Der tiefe Rasen verhinderte technisch guten Fußball. "Letzten Samstag sind wir gegen Schalding in der zweiten Halbzeit dem Platz zum Opfer gefallen. Heute haben wir davon profitiert", gab Gerd Klaus zu. Sein Nürnberger Trainerkollege Roger Prinzen weiß. "Guter Fußball war auf diesem Platz nicht möglich!"
Vor den rund 2000 Fans blieben die ganz großen Highlights aus. Vor der Pause musste FC 05-Keeper Matthias Gumprecht nur mal Daniel Ginczeks Lauf stoppen, hatte sieben Minuten vor der Halbzeit Schweinfurts Youngster Dominik Zehe, neu im Team wie Michael Kraus, das 1:0 auf dem Schlappen, war nach der tollen Flanke von Simon Häcker aber etwas zu überrascht. Club-Keeper Patrick Rakovsky klärte mühelos und musste ansonsten wenig eingreifen. Die Hausherren kamen durch Steffen Kraustschneider nach Nürnberger Deckungsfehler noch zu einem Schuss (67.) und zur Großchance von Peter Heyer: Den schickte Bastian Lunz in der 85. Minuten auf die Reise, doch der Torjäger verzog etwas überhastet. Auf der anderen Seite musste Gumbrecht noch zwei Mal eingreifen: Bei Sebastian Gärtners Schlenzer (81.) und bei Daniel Ginczeks Schuss (87.). Dann war Schluss und gingen die Arme der Schweinfurter nach oben. Nach einer wirklich ordentlichen Leistung.
Laufduell mit Dynamik: Nürnbergs Daniel Ginczek (links) gegen Schweinfurts Michael Krämer.
Michael Horling
Die Partie hatte aber ein Nachspiel. Mit Spannung erwartet wurde im V.I.P.-Zelt die Stellungnahme der Schweinfurter Vorstandschaft. Präsident Markus Wolf äußerte sich in erster Linie nach "einer doch etwas turbulenten Woche" mit dem Rücktritt seines bisherigen Stellvertreters Udo Jablonski und den Folgen der Publikationen über einen Saunaclub als Co-Sponsor und der Beendigung der Zusammenarbeit mit dem langjährigen Sponsor und Backwaren-Lieferanten aus Schweinfurt. Nebst diverser Gerüchte. "Alles wiederlegt heute" habe man, so Wolf, und zwar bei einem Gespräch mit dem Verwaltungsrat zuvor. "Genugtuung" verspürte Wolf beim Spiel, "weil die Mannschaft die Antwort auf dem Platz gegeben hat". Und weil sogar die Tribüne komplett hinter dem Team stand, einzelne Akteure Wolf hinterher versichert haben sollen, sie hätten in erster Linie für ihn gespielt. Udo Jablonski übrigens habe niemand aus der Vorstandschaft Stadionverbot erteilt, versicherte der Präsident. "Sehr enttäuscht und niedergeschlagen" sei Wolf "nach wie vor, denn das, was passiert ist, ging schon unter die Gürtellinie". Was ihn wunderte, war der Schluss eines an sich positiven Kommentars im Internet mit der Frage, wann es der FC 05 endlich mal schaffe, "einen wahren FCler als Vorstand" zu gewinnen. "Was ist ein echter FCler?", fragte Wolf und sprach von "Herzblut von der ersten Sekunde an, auch wenn ich nicht in Schweinfurt geboren wurde. Ich habe die letzten vier Jahre für den Verein gelebt. Egal was passiert: Ich werde auch künftig ein FCler sein."
Die Frage, ob er bei den nächsten Wahlen nochmals als Vorstand antritt, ließ Wolf aber offen, versprach "100 Prozent Einsatz und Wille bis zum Ende meiner Amtszeit. Was danach passiert? Ich nehme mir das Recht heraus, mit der Stadt und mit den Sponsoren zu sprechen, wieweit der Verein einen Imageschaden genommen hat. Ich bin mir aber nach wie vor keiner Sculd bewusst und werde nun nicht einfach hinwerfen."
Marius Thein kündigte an, bei der nächsten Jahreshauptversammlung (ohne Neuwahlen) schon am 25. November den freien Platz als 2. Vorsitzender an der Seite von Wolf einnehmen zu wollen, "auch wenn die Turbulenzen nicht spurlos an uns vorbeigegangen sind". Vorstandsmitglied Gerald Straub erinnerte daran, "dass uns der Markus bei Amtsantritt eigentlich nur sechs Monate helfen wollte. Seitdem versucht er, den Verein nach vorne zu bringen. Solche Aussagen, wie im Internet zu lesen waren, hat er nicht verdient." "Dieser Verein hält zusammen. Wir werden uns künftig zur Wehr setzen", kündigte Verwaltungsratschef Jürgen Scholl an.
Die letzten Worte gehören nochmals Markus Wolf: "Wir sollten wissen, wo wir herkommen. Wir waren vor vier Jahren in der Landesliga mit 200.000 Euro Minus. Mit Stolz können wir nun schon das zweite Jahr in Folge mit einem positiven Bilanzergebnis abschließen. Da macht es doch keinen Sinn, auf die Vorstandschaft einzuhämmern. Aber jetzt sollten wir wieder nur nach vorne schauen und wollen das unleidliche und beschämende Thema beenden."
Ach ja: Die Diskussionen um den neuen Caterer aus Fulda dürften ebenfalls der Vergangenheit angehören. Dass es diesmal statt edler Kost im V.I.P.-Zelt Rippchen mit Kraut und Kartoffelbrei gab, gestandene Hausmannskost also, die zu Schweinfurt passt wie Bier und Bratwürste, mag die Traditionalisten unter den Fans beruhigen. Vorerst zumindest.
Spielbericht eingestellt am 16.11.2013 11:47 Uhr