Speziell für die SpVgg Bayreuth war der dritte Auftritt bei der Play-Off-Runde schon ein Art Endspiel. Denn die Altstädter mussten unbedingt gewinnen, wenn man mit den Schweinfurtern gleichziehen wollte. Sollte das gelingen und die Rivalen auch nach der abschließenden Partie gegen Aschaffenburg punktgleich sein, wäre das Torverhältnis entscheidend. Doch die Rechenspiele machten für die Wagnerstädter nur mit einem Heimsieg Sinn. Zumindest im Hinspiel waren sie allerdings deutlich unterlegen. Obwohl die Favoritenrolle deshalb bei den Gästen lag, hatte die Rost-Elf zumindest ihre Hausaufgaben erledigt. Denn mit dem klaren 4:0-Erfolg gegen Aschaffenburg konnte die Mannschaft von der Jakobshöhe nicht nur den Abstand zum Spitzenreiter der Zwischenrunde verkürzen, sondern auch jede Menge Selbstvertrauen tanken. Dagegen war die 0:2-Pokalniederlage der Schweinfurter in Eichstätt wenig aussagekräftig, weil der Regionalligist mit der zweiten Garnitur angetreten war. Vor dem Anpfiff hatten die Gastgeber wegen der niedrigen Inzidenzen zumindest erwirken können, dass 500 Zuschauer im Hans-Walter-Wild-Stadion möglich waren. Mit dem lautstarken Rückenwind, so hoffte man auf Altstädter Seite, könnte es gelingen, den hochkarätig besetzten Gegner ein Bein zu stellen. Freilich war die Ansetzung des Schiedsrichters ein schlechtes Omen, denn Drittligareferee Wolfgang Haslberger hatte das Duell der beiden Aufstiegsanwärter bereits beim Pokalfinale 2016/17 gepfiffen – damals gewannen die Schnüdel mit 3:1.
Stefan Maderer (li.) suchte vergeblich eine Anspielstation.
Hans Wunder
In den ersten Minuten merkte man beiden Mannschaften eine gewisse Nervosität an. Allerdings fanden die Gäste besser in den Kombinationsfußball, während sich Bayreuth viele Fehlpässe leistete und recht fehleranfällig wirkte. Der Ausrutscher von Philip Messingschläger (4.) ging noch einmal gut, aber als Adam Jabiri aus der Drehung abzog, konnte SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe den scharfen Flachschuss (7.) gerade noch parieren. Wenig später machte der Torwart aber eine äußerst unglückliche Figur. Eine Rechtsflanke auf den zweiten Pfosten war lange unterwegs. Trotzdem verlor der Torwart das Luftduell mit Torjäger Jabiri, der aus spitzem Winkel zum 0:1 (14.) einköpfte. Das verlieh den Schnüdeln zusätzliche Sicherheit, während die Wagnerstädter bedenklich zu wackeln schienen. Ein geordneter Spielaufbau gegen die körperlich robusten und zweikampfstarken Unterfranken fand nicht statt und in der Abwehr hatten die SpVgg-Verteidiger ihre liebe Mühe. Gäste-Regisseur Daniel Adlung schnupperte bei seinem abgefälschten Schuss schon am zweiten Treffer, der dann erneut Kollegen Jabiri gelang. Nach einem kurz ausgeführten Abstoß verloren die Platzherren die Kugel tief in der eigenen Hälfte und dem FC-Torjäger wurde es beim 0:2 (26.) wohl selten so leicht gemacht, zu vollstrecken. Kurz darauf fast das nächste Geschenk, als ihm eine zu kurze Torwartabwehr vor die Füße fiel, er aber aus Mittelposition (39.) knapp verzog. Danach zumindest ein kleines Lebenszeichen von der Rost-Elf. Erst verfehlte Stefan Maderer bei seinem Kopfball und kurz vor der Pause spritzte Markus Ziereis in eine Rechtsflanke (44.), brachte aber nicht mehr genügend Druck hinter den Ball. Für die Altstädter konnte eigentlich nur noch besser werden.
Erneut brennt es im Bayreuther Strafraum, aber Edwin Schwarz (am Ball) kann klären.
Hans Wunder
"Nach der Pause musst du aus den beiden Topchancen Minimum ein Tor machen - da wird es noch einmal eng", kritisierte Trainer Timo Rost im Rückblick. Doch seine Schützlinge erwischten einen gebrauchten Tag und Tim Danhof (47.) und Marcel Götz (49.) konnten die Gelegenheiten nicht nutzen. Letzterer avancierte sogar noch zum Pechvogel, als er in eine Flanke grätschte und sie zum 0:3 (53.) ins eigene Netz abfälschte. Damit war die Luft endgültig raus und der kurze Bayreuther Frühling schon wieder beendet. Anschließend verflachte die Partie etwas, bis der Schweinfurter Joker Sascha Marinkovic für frischen Wind sorgte. Zunächst scheiterte er zwar mit seinem Kopfball, aber als er im SpVgg-Strafraum gelegt wurde, zeigte der Referee folgerichtig auf den Punkt. Entgegen aller ungeschriebenen Fußballgesetze führte er den Strafstoß jedoch selbst aus (70.) und scheiterte gleich zweimal an Keeper Kolbe. Sein Tor sollte er trotzdem machen. Denn Goalgetter Adam Jabiri ackerte unermüdlich weiter und traf erst den linken und dann den rechten Pfosten (75. und 80.). Beim zweiten Aluminiumkracher stand der eingewechselte Marinkovic goldrichtig und netzte aus halbrechter Position zum 0:4 (80.). Von Bayreuther Offensivaktionen war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu sehen. Freilich nutzen beide Mannschaften das klare Ergebnis, um Kickern aus dem zweiten Glied zu Spielpraxis zu verhelfen. Die Entscheidung war schließlich schon längst gefallen. Nur die Altstädter Fans sangen unverdrossen weiter - und freuten sich, dass sie nach langer Zeit wieder einer Partie ihrer Mannschaft beiwohnen durften - da waren sie sogar gegenüber dem Ergebnis völlig unerschütterlich.
Um Haaresbreite: Tim Danhof (re.) kommt nicht mehr ran.
Hans Wunder
Für Tobias Strobl und seine Mannschaft wird es jetzt richtig spannend. Zwar steht zunächst das völlig bedeutungslose Spiel gegen Aschaffenburg an, aber am 12. und 19. Juni haben es die Schnüdel dann mit dem Nord-Vertreter Havelse zu tun, dessen Spielstärke wohl eine große Unbekannte sein dürfte. Sollte sich Schweinfurt hier durchsetzen, wären sie in der 3. Liga. Auch für die Altstädter ist die Anspannung nach der Pleite nicht verflogen. Schließlich geht es bereits am kommenden Dienstag im Halbfinale des Ligapokals gegen Illertissen. Bis dahin muss Trainer Timo Rost versuchen, die Enttäuschung aus den Köpfen zu bekommen. Sollte Bayreuth diesen Wettbewerb gewinnen, winkt ein großer Namen in der Hauptrunde des DFB-Pokal. Und das vielleicht wieder vor weit mehr als 500 Zuschauern.
Spielbericht eingestellt am 29.05.2021 18:46 Uhr