Dabei hatte die erste Hälfte für die Hessen eigentlich gut begonnen. Die Löwen vom KSV legten los wie die Feuerwehr und drängten vom Anpfiff weg auf das Bamberger Tor.
Seit Wochen in bestechender Form: Bambergs Michael Krämer (li.) spielte eine überragende Partie und misst sich hier mit Kassels Kapitän Enrico Gaede.
Christian Fiedler
Innerhalb der ersten 120 Sekunden erarbeiteten sich die Hausherren zwei Eckbälle und zwei Torschüsse, die nur knapp ihr Ziel verfehlten. Wer von den 2.000 Zuschauern nun gedacht hatte, das muntere Spielchen würde so weiter gehen, der musste sich bald getäuscht sehen, denn von den Gastgebern kam im folgenden … nichts mehr. Oder zumindest nicht mehr viel, denn die Bamberger Elf, die gegenüber dem letzten Spiel auf drei Positionen verändert war, fand nach den ersten beiden unruhigen Minuten immer besser ins Spiel. Sie stand gut organisiert, nahm die Zweikämpfe an und entwickelte zudem viel Druck nach vorne. Mit dem Selbstbewusstsein der vergangenen Wochen präsentierte sich die Mannschaft als spielerisch, läuferisch und kämpferisch starke Einheit. Schon nach neun Minuten hatte Peter Heyer die Führung auf dem Fuß, als er nach einem glänzenden Zuspiel von Tobias Dalke frei zum Schuss kam, doch Torwart Tobias Wolf reagiert glänzend. Weitere Großchancen folgten. In der 22. Minute nutzte Alexander Deptalla eine Unachtsamkeit von Mentor Latifi, schaffte es aber nicht, den Ball am KSV-Keeper vorbei ins Tor zu schießen. Nur drei Minuten später machte er es besser, als er nach einem schönen Solo-Lauf auf den gut postierten Markus Fischer ablegte. Der Youngster zog aus 16 Metern trocken ab, doch der Ball zischte links am Pfosten vorbei. Spätestens jetzt war Kassels Coach Mirko Dickhaut alarmiert. Nach gerade einmal 25 Minuten schickte er alle Reservespieler zum Aufwärmen – ein klares Zeichen für die Verhältnisse auf dem Platz. Auch Bambergs Trainer Dieter Kurth hielt es nicht mehr auf der Bank. Nachdem er die Werbebande auf deren Trittfestigkeit geprüft hatte, trauerte er lautstark den leichtfertig vergebenen Chancen hinterher, die schon für eine Vorentscheidung hätten sorgen können. Doch schon bald wurde der Coach erlöst, und zwar durch einen Geniestreich seines Kapitäns Peter Heyer. Der 29-Jährige überlief mit einem engagierten Spurt Marcel Stadler, ließ mit einem Haken einen weiteren Gegenspieler aussteigen und zirkelte den Ball ins lange obere Toreck. Der Treffer zur 1:0-Führung war Heyers 15. Saisontor - vielleicht auch der schönste in dieser Spielzeit. Und fast hätte auch noch Sebastian Müller einen draufgesetzt, doch sein fulminanter Freistoß aus 28 Metern wurde von Torwart Tobias Wolf im Nachfassen entschärft. Der selbsternannte Aufstiegsaspirant aus Kassel blieb bis zur Pause farblos und vieles schuldig Die Gastgeber hatten lediglich noch eine einzige Chance durch Thomas Brechler, die bezeichnenderweise durch einen Fehltritt des ansonsten fehlerfreien André Laurito begünstigt wurde. Mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedete das Publikum die Heimelf in die Halbzeit.
Youngster Markus Fischer lieferte erneut eine klasse Partie ab. Hier kommt er mit seiner Grätsche gegen Harez Habib etwas zu spät.
Christian Fiedler
Nach Wiederanpfiff wollten sich die Gastgeber für die ersten 45 Minuten rehabilitieren und legten einen engagierten Start hin. Im Bamberger Strafraum wurde es mehrfach gefährlich, doch die Blau-Violetten verteidigten mit großem Einsatz und viel Geschick. In der 48. Minute entschärfte Stephan Essig mit einer Glanzparade einen Schuss von Enrico Gaede aus kurzer Distanz, wenig später verdaddelte Marcel Stadel am Fünfmetereck gegen den heraneilenden André Laurito. Die hoch gelobten KSV-Stürmer Thorsten Bauer und Enrico Gaede blieben über weite Strecken blass, weil die Bamberger Defensive sie nicht zur Entfaltung kommen ließ. Die Innenverteidigung war auch bei hohen Bällen kompromisslos, die Außenverteidigung laufstark und ballsicher. Davor räumte der seit Wochen bärenstarke Michael Krämer alles weg, war zweikampfstark und stets anspielbereit. So schien das Tor wie vernagelt, und es musste schon ein Sonntagsschuss her, um die Bamberger zu überwinden. Dieser gelang Kevin Wölk mit einem direkt getretenen Freistoß aus etwa 20 Metern Entfernung, der neben dem linken Pfosten einschlug und Stephan Essig in der 62. Minute keine Chance ließ. Coach Dieter Kurth reagierte sofort, holte den emsigen, aber glücklosen Alex Deptalla vom Feld und brachte mit Thomas Dotterweich eine weitere Arbeitsbiene. Die Gäste standen dadurch tiefer und verteidigten geschickt das Unentschieden. Vor allem André Laurito steigerte sich zum Ende immer mehr und spielte eine überragende Partie. Er war es auch, der mit einem artistischen Scherenschlag den Ball aus dem Sechzehner beförderte, nachdem René Ochs den etwas voreilig herauseilenden Stephan Essig überlupft hatte.
So blieb es bei einem letztlich gerechten Unentschieden und einem weiteren wichtigen Punkt für den FC Eintracht im Kampf gegen den Abstieg, auch wenn angesichts der ersten Hälfte mehr drin gewesen wäre. Sportlich, das hat sich beim Spiel in Kassel wieder gezeigt, kann die Bamberger Mannschaft in dieser Liga mithalten. Und das lag nicht nur daran, dass Kassel schlecht gespielt hatte - die Blau-Violetten haben mit einer klasse Leistung die Stärken des Gegners limitiert.
Spielbericht eingestellt am 11.04.2010 02:06 Uhr