Unter denkbar schlechten Voraussetzungen begann die Partie des 1.FC Eintracht Bamberg gegen den SSV Reutlingen - mit Dotterweich, Deptalla, Müller und Laurito standen Trainer Dieter Kurth nicht nur vier Stammkräfte nicht zur Verfügung, zu allem Übel verletzte sich auch noch Johannes Bechmann beim Aufwärmen an der Wade und musste bereits vor dem Anpfiff in der Kabine bleiben. Keine leichte Situation für den Cheftrainer, dessen Hoffnungen nun auf Spielern ruhten, die bisher im Normalfall eher von der Bank kamen. Was diese den Zuschauern im Bamberger Fuchs-Park-Stadion aber vor allem in der zweiten Halbzeit boten, ließ die enttäuschende Leistung vom vergangenen Dienstag bei der Heimniederlage gegen Großaspach relativ schnell in Vergessenheit geraten.
Tobias Dalke machte über seine linke Seite viel Dampf: Hier gewinnt er den Zweikampf gegen Fabrice Makiadi (li.).
Alexander Oberst
Bereits in den ersten Spielminuten sah man den Bambergern an, dass jeder auf dem Platz bemüht war, die Scharte des letzten Heimspiels auszuwetzen. Sofort suchten die Spieler die Zweikämpfe: Vorne attackierten Peter Heyer und Nicolas Görtler die gegnerische Verteidigung, im Mittelfeld ließen Michael Krämer und der junge Markus Fischer, der für den verletzten Joe Bechmann ins Team rückte, ihren Gegenspielern keinen Zentimenter Raum. Und die hohen Bälle, mit denen die Reutlinger gezwungenermaßen operierten, fanden in René Finnemann und Michael Mirschberger, die die Bamberger Innenverteidungung stellten, ihre dankbaren Abnehmer. Aber auch die Reutlinger verstanden es zu diesem Zeitpunkt des Spiels, die Räume sehr eng zu machen, so dass auch der FC Eintracht im Spiel nach vorne so mache Schwierigkeiten offenbarte. Die erste Hälfte war ein "Geduldspiel", in der beide Teams ihre Primärziele erreichen sollten: Der FC Eintracht wollte kein frühes Gegentor kassieren, der SSV Reutlingen dagegen stand hinten sicher und war vor allem bei Standardsituationen auch nach vorne hin gefährlich. Die gefährlichsten Aktionen aus Hälfte eins lassen sich an einer Hand abzählen: Auf Bamberger Seite war es Peter Heyer (10. Min.), der nach einem Alleingang über die halbrechte Seite mit seinem Linksschuss an Reutlingens Keeper Linse scheiterte; eine Vietelstunde später köpfte sein Sturmpartner Görtler nach herrlichem Fischer-Eckball nur knapp rechts neben das Tor. Reutlingen hatte seine größte Möglichkeit mit einem Meha-Freistoß - der "Flatterball" aus 26 Metern (35.) war für Bambergs Torwart Essig nur mit Mühe abzuwehren. Als der sehr gut leitenden Schiedsrichter Wiatrek zum Pausentee bat, blieb als Halbzeitfazit festzuhalten, dass die Zuschauer ein von Taktik geprägtes und zerfahrenes Spiel sahen, wobei zum Ende der ersten Hälfte hin vor allem die zahlreichen Fehlpässe und Querschläger auf beiden Seiten für ein eher mäßiges Regionalliga-Niveau standen.
Den Namen Kurth gabs auch auf Reutlinger Seite zu sehen: Fabian Kurth, Sohn des Bamberger Coaches, ragte aus einer schwachen Reutlinger Mannschaft noch heraus.
Alexander Oberst
Dass die Bamberger dieses Spiel jedoch unbedingt gewinnen wollten, war direkt nach Wiederbeginn spürbar - und das sollte auch bis zum Ende des Spiels so bleiben. Reutlingen war nun stets einen Schritt langsamer als die aufopferungsvoll kämpfende Eintracht und ein nur knapp am Pfosten vorbeistreichender Heyer-Kopfball kurz nach der Pause sollte die nun folgende Drangphase der Gastgeber einläuten. Das couragierte Auftreten der Mannschaft wurde bereits in Minute 54 belohnt: Der aufgerückte René Finnemann verlängerte eine Dalke-Freistoß von der halbrechten Seite in das lange Eck des Reutlinger Tores. Nun schien der Bann gebrochen - wäre jedoch der Reutlinger Stürmer Marco Tucci, der in der 59. Minute urplötzlich alleine vor dem Bamberger Tor auftauchte, nicht am toll regierenden Schlussmann gescheitert und hätte verwandelt, so wäre im Bamberger Standion wohl das große Zittern zurückgekehrt. Diese Situation sollte jedoch für lange Zeit die einzig gefährliche Aktion der Schwaben in Hälfte 2 bleiben: Von nun an spielte nur noch der FC Eintracht. Beflügelt von der Führung erspielte man sich Chancen nahezu im Minutentakt. Mirschberger (61., Kopfball), Dalke (65., Freistoß) und Görtler (67., Kopfball) war es jedoch zunächst noch verwehrt, die Führung auszubauen. In Minute 74. war es aber dann soweit: Nicolas Görtler erlief einen langen Ball in die Spitze und konnte nach einer tollen Körpertäuschung den verdutzten Schlussmann Linse mit einem gefühlvollen Heber aus 16 Metern überwinden. Als dann nur zwei Minuten später Oliver Gorgiev im Strafraum zu Fall kam und Peter Heyer den fälligen Strafstoß unhaltbar zum 3:0 verwandelte, war dem FC Eintracht der ersehnte Himsieg nicht mehr zu nehmen.Die Schluss-Viertelstunde wurde genutzt, um die sichere Führung nach Hause zu schaukeln. Auch wenn der SSV Reutlingen in der 89. Minute durch einen hervorragend getretenen Freistoß aus 25 Metern durch Meha noch zum Ehrentreffer kam - dies beunruhigte nun niemanden mehr. Zu harmlos war der SSV über die gesamte Spielzeit hinweg und zu stark spielte der FC Eintracht vor allem in der zweiten Hälfte auf.
Dieter Kurth brachte es in der anschließenden Pressekonferenz auf den Punkt: "Dafür, dass wir fünf Stammspieler ersetzen mussten, haben die Jungs ihre Sache wirklich hervorragend gemacht. Wir wollten kein schnelles Gegentor kassieren und in der zweiten Hälfte angreifen - genau so habe ich mir das vorgestellt." Zur Belohnung gab der Coach seiner Mannschaft kurzerhand zwei Tage frei, doch die nächste Hürde wartet bereits: Am Dienstag wartet mit dem 1.FC Nürnberg II eine schwere Auswärtspartie auf die Kurth-Truppe.
Spielbericht eingestellt am 03.04.2010 20:24 Uhr